Flemming Meyer: Gute Bedingungen für die Pflegekräfte und hochwertige Pflege
Presseinformation Kiel, den 15.07. 2015Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 4 Gesetz zur Errichtung einer Kammer für die Heilberufe in der Pflege Drs. 18/3181Die Diskussionen um die Pflegekammer waren anstrengend und nicht immer leicht. DieLobbyisten haben alle Kanäle genutzt, um die Diskussion in ihre Richtung zu beeinflussen.Zurückblickend hat die heftige, teilweise persönliche Debatte allerdings einen positiven Effektgehabt. Ich habe bislang noch nicht erlebt, dass eine fachliche Diskussion über Pflegestandardsund Pflegequalität wirklich in der Öffentlichkeit ausgetragen werden konnte. WissenschaftlicheErkenntnisse aus der Pflegewissenschaft gibt es genug. Man weiß durchaus Bescheid über dieNotwendigkeit, die Finanzierung, Qualifikation und Qualitätssicherung in der Praxis zuverbessern. Das war bislang Geheimwissen weniger Fachleute, das nicht in die Nachrichten-Redaktionen gelangte. Pflegestandards stehen eben, abgesehen von der Fachpresse, beiTageszeitungen oder Radiosendern nicht besonders hoch im Kurs. Die Demonstrationen gegendie Pflegekammer haben es allerdings geschafft, dass über Pflege mitten im Hauptblatt derTageszeitungen berichtet wird. Das führte dazu, dass sich die Bürgerinnen und Bürger fragen,welche Pflege sie sich wünschen. Dass die Pflege aus der fachpolitischen Ecke herausgekommenist, empfinde ich daher als einen unglaublichen Fortschritt. Die Pflegenden haben erreicht, dass 2ihre Arbeitsbedingungen breit diskutiert werden und auf diese Weise ihre Argumente dieÖffentlichkeit erreichen. Die angestrebte Akademisierung, wo Deutschland im europäischenVergleich immer noch hinterher hinkt, hat durch die Diskussion um die Pflegekammer enormenRückenwind bekommen.Allerdings schürten die Demonstrationen auch Ängste. Dass die Einkommen durch diePflichtbeiträge sinken und dass die Gewerkschaften an Einfluss verlieren. In derLandespflegekammer Rheinland-Pfalz, die uns zeitlich etwas voraus ist, dort stehen im Dezemberbereits die Kammerwahlen an, sieht man das allerdings völlig anders. Dort spricht man voneinem Dreiklang zwischen Berufsverband, Gewerkschaft und Kammer. Während dieBerufsverbände berufspolitische Fragestellungen zur Weiterentwicklung des Pflegeberufesbearbeiten, kämpfen die Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen, leistungsgerechteVergütungen der Pflegekräfte und einen auskömmlichen Tarifvertrag. Die Pflegekammer sichertals drittes Instrument eine qualitativ gleichwertige Pflege im Land. Gemeinsam geht es nachAuskunft des Gründungsausschusses der Pflegekammer in Rheinland-Pfalz um möglichst guteBedingungen für die Pflegekräfte zur Sicherstellung einer hochwertigen pflegerische Versorgungder Bevölkerung. Diese Arbeitsteilung wird sich sicherlich auch in Schleswig-Holstein einspielen.Denn ich sehe gute Chancen, dass sich Gewerkschaften und Kammer gut ergänzen werden.Gerade bei der Qualifizierung arbeiten beide meines Erachtens jetzt schon Hand in Hand. Fürviele Pflegende schlagen sich Fortbildungen und Qualifizierungen derzeit nicht in einerHöherstufung nieder. Das wird sich ändern, wenn die Kammern Qualifizierungen zertifizieren,die dann Eingang finden in den Tarifverhandlungen. Die Anerkennung vonWeiterbildungsstätten ist daher Bestandteil des Gesetzes. Dort sind die Rahmenbedingungen fürdie Einrichtungen festgelegt. Ich bin gespannt, ob und gegebenenfalls wie stark sich dieLandkarte der Einrichtungen verändern wird, wenn die Pflegekammer die erforderlichen undgeeigneten Strukturen untersucht hat. Unzweifelhaft wird die Anerkennung derWeiterbildungsstätten Eingang in die Tarifverhandlungen finden, so dass sich auch in Pflege dieQualifizierung am Ende des Monats auf dem Gehaltszettel niederschlagen wird. Das wird die 3Pflegekräfte motivieren und gleichzeitig die Pflege verbessern. Auch das eine Auswirkung derPflegekammern.Bei aller Heftigkeit der Diskussion ist ja nicht alles Porzellan zu Bruch gegangen. Ich bin davonüberzeugt, dass Gewerkschaft und Kammer einen konstruktiven Weg finden werden, dieRahmenbedingungen in der Pflege gemeinsam zu verbessern.