Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
22.05.15
14:42 Uhr
SSW

Flemming Meyer zu TOP 38 - Bäderbahn erhalten (zu Protokoll gegeben)

Presseinformation Kiel, den 22. 5. 2015

Zu Protokoll gegeben



Flemming Meyer TOP 38 Bäderbahn erhalten Drs. 18/2966
Die Gemeinden in Ostholstein haben bewiesen, dass sich gute Argumente durchsetzen lassen.
Ohne das große Engagement vor Ort hätte es sicherlich keine schnelle Zusage der deutschen
Bahn zum Bau einer Schnell- und Güterverkehrsstrecke im Zusammenhang mit der Anbindung
der Fehmarnbeltquerung gegeben. Damit ist ein reibungsloser und weitgehender störungsarmer
Verkehr auf einer neuen, elektrifizierten Strecke gewährleistet. Das können die Anlieger
durchaus als ihren Erfolg verbuchen.
Die Konsequenz dieser Zusage ist, dass die Bahn die bisherige Strecke, die so genannte
Bäderbahn schließen will. Zwei Strecken kann und will sie nicht betreiben. Das wäre viel zu teuer,
auch bei durchschnittglich 2.000 Reisenden am Tag können nicht die neue Strecke und die
Bäderbahn gleichzeitig profitabel betrieben werden.
Mit der Stilllegung der Bäderbahn ist man in Ostholstein äußerst unzufrieden, obwohl die
Anbindung aller Orte gewährleistet bleibt. Aber dazu werden neue Bahnhöfe auf der viel
zitierten grünen Wiese gebaut. Durch die Verlegung der Bahnhöfe zur neuen Strecke hin
entstehenden den Kommunen Zusatzkosten. Um nämlich beispielsweise Scharbeutz an den 2
neuen ortskernfernen Standort des neuen Bahnhofs anbinden zu können, muss ein Bus-
Shuttleservice eingerichtet werden. Das sind erhebliche Kosten für die Kommunen.
Darum hat die Region einen Gutachter bemüht, um Alternativen auszuloten. Der schlägt als eine
Variante vor, beide Strecken zu betreiben und diese über einen neuen Knotenpunkt in Neustadt
miteinander zu verbinden. Das ist die beste aller Welten: eine laute, aber schnelle Strecke abseits
der Orte und eine Verbindung zur Bäderbahn, die die Gäste direkt an die Hotels und Pensionen
bringt.
Doch auch hier gibt es Konsequenzen: einmal abgesehen davon, dass die Anbindungskosten im
Gesamtverkehrskonzept erheblich steigen, droht den Ferienorten an der Ostsee genau das, was
sie nicht wollen und zwar Güterverkehr mittendurch. Das Konzept fußt nämlich auf der
Annahme, dass die neue Strecke in zehn Jahren verkehrsbereit ist. Wird die neue Strecke
allerdings nicht rechtzeitig fertig, wird die Bahn die bestehende Trasse der Bäderbahn nutzen. Ich
weiß, dass die Befürworter des Erhalts der Bäderbahn darauf hinweisen, dass ohne
Elektrifizierung auf der einspurigen Bäderbahn gar nicht der ganze Güterverkehr abgewickelt
werden könne. Tatsächlich muss die Deutsche Bahn die Güter befördern und kann damit nicht
einfach aufhören bis der Streckenabschnitt fertig gestellt ist. Sie wäre dann gezwungen, ihrer
Transportverpflichtung mit Dieselloks im 24-Stunden-Betrieb über die Bäderbahn
nachzukommen. Es gibt eben keine rechtliche Handhabe, wonach eine Strecke nur für den
Personenverkehr oder nur für den Nahverkehr zugelassen werden kann. Ist eine Strecke offen,
kann und wird sie vom Güterverkehr genutzt werden.
Wir müssen über diese Szenarien offen sprechen. Dazu müssen alle Beteiligten an einen Tisch.
Die Nutzung der Bahn als Verkehrsmittel ist aus ökologischer Gründen absolut wünschenswert.
Wir müssen aber auch der Tatsache ins Auge sehen, dass das Gesamtkonzept finanzierbar
bleiben muss. Wie immer neue Extrawünsche die Kosten öffentlicher Bauvorhaben in
astronomischen Höhen schrauben können, zeigt uns Nachbar Hamburg mit seinem Bauprojekt
der Elbphilharmonie. So wollen wir das nicht!