Regina Poersch zu TOP 24: Ideen enetwickeln und zugreifen!
Es gilt das gesprochene Wort! Kiel, 18. März 2015TOP 24, Bericht zur Tourismusförderung (Drucksache 18/2808)Regina Poersch:Ideen entwickeln und zugreifen!Die Küstenkoalition und ihre Landesregierung haben die Tourismusbranche weiter fest im Fokus. Allen Unkenrufen zum Trotz stehen auch in der neuen EU-Förderperiode Millionenbeträge bereit, um unsere Tourismusstrategie, die wir auch hier im Landtag beschlossen haben, umzusetzen. Herzlichen Dank, Herr Minister, für Ihren Bericht.Vor noch gar nicht langer Zeit sah es für die Förderung touristischer Infrastruktur nicht sehr rosig aus. Zur Erinnerung: Wir haben die jetzige EU-Förderperiode hier im Landtag und in unseren Ausschüssen intensiv diskutiert. Und erschrocken festgestellt, dass der Tourismus als eigenes Förderziel nicht mehr in den EU-Strukturfonds vorkommt. Wir hatten uns seinerzeit vorgenommen, alles zu tun, um den Tourismus auch in den kommenden Jahren fördern zu können. Minister Meyer ist das nun gelungen. Chapeau!Die Tourismusstrategie ist das Fundament, auf dem all das aufbaut, was wir nun tun zur Unterstützung dieses wichtigen Wirtschaftszweiges. Mir ist an dieser Stelle zum wiederholten Mal wichtig zu betonen, dass Tourismusförderung kein Selbstzweck ist. Wir unterstützen 144.000 Arbeitsplätze in unserem Land, wir sichern Steuereinnahmen in Höhe von 263 Mio. EUR Jahr für Jahr. Das ist es wert, kleinere und mittlere Unternehmen zu fördern. Das ist es wert, unsere Tourismusorte zu unterstützen. 2Mich freut, dass die Information über die neue Tourismusförderung ausgesprochen transparent nicht nur an die Tourismusorganisationen gelangt, sondern direkt auch an die Leistungsträger, an die Hoteliers. Seit den insgesamt drei Regionalkonferenzen kann sich (das war die augenzwinkernde Anregung jedenfalls in Büdelsdorf, wo ich dabei war) jede und jeder auf einem Bierdeckel ausrechnen, welche Förderung für einen Betrieb oder eine Promenade in Frage kommt.Die Tourismusförderung ist eines der sieben Handlungsfelder unserer Tourismusstrategie und unterstützt die anderen Handlungsfelder wie touristische Infrastruktur, Wettbewerbsfähigkeit von KMU, Nachhaltigkeit und Qualität. Wettbewerb ist wichtig, um zu besserer Qualität zu gelangen. Man muss diesen Wettbewerb aber auch bestehen können, also wettbewerbsfähig sein.Wenn wir unsere Tourismusstrategie und unseren Beschluss dazu ernst nehmen, wenn wir messbar mehr Übernachtungen in Schleswig-Holstein zählen wollen, wenn wir eine spür- und messbare Qualitätsverbesserung (Stichwort „TOP 3“ in Deutschland) erzielen wollen, dann ist eine „Modernisierungsrichtlinie“ nur konsequent.Ich finde es klug, im Bereich der „klassischen“ Beherbergungsbetriebe das zu fördern, was neue Absatzmärkte erschließt, die Nebensaison stärkt und insgesamt eine höhere Qualitätsstufe erreicht. Reine Sanierungsmaßnahmen zu fördern, würde all diejenigen bestrafen, die am Ball geblieben sind und mit großer Anstrengung regelmäßig renoviert und saniert haben. Es ist richtig, eine Qualitätsverbesserung bzw. Angebotsverbesserung einzufordern.Aber auch Modellvorhaben zur Begleitung des Strukturwandels auf Camping- und Wochenendplätzen sind mit dabei. Das greift auf, was zuletzt in mehreren Jahresstatistiken ablesbar war: Zu unseren sehr guten Übernachtungszahlen haben die Campingplätze erheblich beigetragen.Zur Qualitätsverbesserung zählt zweifelsohne auch die Barrierefreiheit. Seit dem Startschuss 2013 mit dem Projekt „Reisen für alle“ haben wir einiges erreicht, aber noch lange nicht alles. Wenn wir Modernisierung fördern, muss es uns darum gehen, auch auf die verschiedenen Aspekte von Barrierefreiheit zu achten. Um Himmels willen nicht die angeschraubte Rollstuhlrampe, sondern ansprechende Lösungen, zu denen letztendlich auch verlässliche 3Informationen für den Gast und geschultes Personal für die unterschiedlichsten Arten von Mobilitäts- oder Aktivitätseinschränkungen gehören.Überall dort, wo die öffentliche Hand investiert, ziehen private Investitionen nach und die Gästezahlen steigen – siehe Scharbeutz, siehe Heiligenhafen oder St. Peter-Ording. Es gibt andere, schwierigere Standorte, wo die Zahlen bei dem hervorragenden landesweiten Plus von über 6 % in 2014 gar um mehr als 30 % eingebrochen sind. Wen wundert es da, dass beispielsweise die Stadt Eutin händeringend einen Hotelinvestor sucht.Der Zusammenhang ist nur zu offensichtlich: Unsere Urlaubsgäste sind uns nicht nur willkommen, sie kurbeln auch unsere Wirtschaft an. Deshalb gehört die öffentliche touristische Infrastruktur genauso gefördert und unterstützt wie die Ansiedlung neuer und die Modernisierung bestehender Hotels.Ein Sonderprogramm für den Tourismus in Schleswig-Holstein hat es meines Wissens in diesem Umfang noch nicht gegeben. Für Kommunen und Betriebe heißt es nun, Ideen entwickeln und zugreifen. Um die gemeinsame Erreichung unserer ambitionierten Ziele der Tourismusstrategie ist mir nicht bange.