Flemming Meyer: Wir brauchen weiter die Fanggründe vor unseren Küsten
Presseinformation Kiel, den 20.02.2015Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 04 Ernährungswirtschaft in Schleswig-Holstein Drs. 18/2478„Wir brauchen weiter die Fanggründe vor unseren Küsten“Die schleswig-holsteinische Ernährungswirtschaft ist nach wie vor ein wichtigerWirtschaftsfaktor in unserem Land. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf die GroßeAnfrage deutlich hervor. Dort werden alle Aspekte der Ernährungswirtschaft in Schleswig-Holstein beleuchtet. Von der Produktion, über die Veredelung und Vermarktung bis hin zuFördermöglichkeiten, um nur einige Bereiche zu nennen.Es mag auch niemanden verwundern, dass dies so ist, da Schleswig-Holstein nach wie vor vonder Landwirtschaft und der Fischerei sowie dem dazu gehörenden verarbeitendem Gewerbestark geprägt ist.Aber wie in vielen anderen Wirtschaftsbereichen, lässt sich gerade in der Landwirtschaft einStrukturwandel feststellen. Hierbei handelt es sich nicht um ein Phänomen der letzten Jahre,sondern vielmehr der letzten Jahrzehnte. Daher gilt es, Strategien zu entwickeln, um diesenProzess abzufedern. 2Der Strukturwandel ist insbesondere auf die Konzentrationsprozesse in der Landwirtschaft, derErnährungsindustrie und dem Lebensmitteleinzelhandel sowie die Verlagerung derVerarbeitungsstätten in andere Bundesländer zurückzuführen. So geht beispielsweise aus derGroßen Anfrage hervor, dass große Schlachtkonzerne heute das Bild beherrschen. Die relativgünstigen Transportkosten für Schlachtvieh sowie überregionale Überkapazitäten verschärfenden Wettbewerb. Daher muss das Bestreben sein, die Schlachtkapazitäten in Schleswig-Holsteinzu halten und neue zu schaffen. Dabei sollte das Augenmerk insbesondere auf die Förderung derVerarbeitung und Vermarktung von Tieren auf kleine und regional orientierte Unternehmengerichtet sein. Dies schafft qualifizierte Arbeitsplätze in den Regionen und steigert dieWertschöpfung.Auch die zunehmende Globalisierung stellt die Schleswig-Holsteinische Ernährungswirtschaftvor große Herausforderungen. Sie bietet aber auch Chancen für unsere Land- undErnährungswirtschaft. Daher ist die Ausweitung des überregionalen Exports ein wichtigerBestandteil zukünftiger Entwicklungsstrategien. Die wichtigsten Exportabnehmer für Waren derErnährungswirtschaft sind derzeit Dänemark und die Niederlande.Der Umsatzanteil der schleswig-holsteinischen Ernährungswirtschaft von 19,1 % liegt zwar überdem Bundesdurchschnitt von rund 11 % - was natürlich erfreulich ist - er macht aber auchdeutlich, dass Schleswig-Holstein viel zu verlieren hat. Und weil dies so ist, sind Konzepte vonSeiten der Landesregierung notwendig.Die Landesregierung ist hier nicht allein in der Verantwortung. Die Ernährungswirtschaft hat mitder Landesregierung aber einen verlässlichen Partner an ihrer Seite. Gemeinsam müssenlangfristige Konzepte und Strategien erarbeitet werden, um die Ernährungswirtschaft weiterhinso gut dastehen zu lassen.Erfreulich ist, dass das Thema Regionalität in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutungbeim Verbraucher gewonnen hat. Die Ernährungswirtschaft reagiert bereits auf diesen 3Verbrauchertrend, indem zunehmend regionale Produkte angeboten werden. Aber auch Aspektewie Tierwohl oder Nachhaltigkeit rücken stärker in den Focus der Verbraucher.Diese Entwicklung gilt es auszubauen. Sie bietet insbesondere für kleine und mittelständischeUnternehmen in unserem Land Zukunftschancen neben dem globalen Markt. Aus diesem Grundhat die Landesregierung Schwerpunkte herausgearbeitet, um auf zukünftigeHerausforderungen vorbereitet zu sein. Zu nennen sind hier unter anderem: Erhalt derbäuerlichen Landwirtschaft, Schutz der Lebensgrundlagen, Tierwohl, Regionale Wertschöpfungoder Lebensmitteltransparenz. Dies sind alles Aspekte, die einem verantwortungsvollenKaufverhalten gerecht werden.Diese Entwicklung ist auch in der Gastronomie zu verzeichnen. Auch dort wird stärker auf dieRegionalität von Produkten geachtet. Somit ist dies auch ein touristischer Aspekt, der nicht zuvernachlässigen ist. Qualitativ hochwertige und regionale Produkte und Angebote gehören zueinem modernen Tourismus-Marketing heute einfach dazu. Das gilt für Produkte aus derLandwirtschaft und ebenso für Produkte aus der Fischereiwirtschaft. Wer heute nach Schleswig-Holstein kommt, um hier Urlaub zu machen, der möchte auch den Fisch oder die Krabben frischvom Kutter kaufen können und es wird erwartet, fangfrischen Fisch im Restaurant bestellen zukönnen. Das gehört einfach zum Urlaubserlebnis dazu. Die traditionelle Fischerei in Nord- undOstsee kann nicht regionaler sein. Daher brauchen wir weiter die Fanggründe vor unserenKüsten.Die Maßnahmen der Landesregierung hinsichtlich der Qualitäts- und Absatzförderung sindwichtig und richtig. Daher sollte nach Auffassung des SSW die Regionalisierung derErnährungswirtschaft weiter ausgebaut werden. Rohstoffe aus der Region sollen in der Regionverarbeitet werden und nach Möglichkeit sogar in der Region gehandelt und verzehrt werden.Das trägt dazu bei, die Wertschöpfung im Lande zu steigern. Darüber hinaus erzielen wir Effekte,die nicht unerheblich sind. Es kommt zu einer Verringerung des Transportaufkommens und dasschont die Umwelt und ist auch aus tierschutzfachlichen Aspekten positiv. Die 4Direktvermarktung schafft zusätzliches Einkommen für die Landwirte und regionale Produktestärken das regionale Lebensmittelhandwerk.Die Verknüpfung der Branchen spielt hierbei aber eine große Rolle. Die Landwirtschaftskammerhat – mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung – im Rahmen einer Fachveranstaltungdie Themen Nachfrage des Handels, Qualitätsanforderungen und Logistik mit Beteiligten ausder Land- und Ernährungswirtschaft und des Handels diskutiert. Mit dabei waren Akteure ausder Landwirtschaft, des Ernährungshandwerks, der Ernährungswirtschaft, desLebensmittelhandels und der Gastronomie. Daraus entstand seinerzeit der Verein „NordbauernSchleswig-Holstein – Vereinigung Norddeutscher Direktvermarkter Schleswig-Holstein“. DerVerein verfolgt das Ziel Qualität und Absatz von Produkten heimischer Direktvermarkter zuverbessern und den einzelnen Mitgliedern eine Stimme nach außen zu geben. Zur Vereinsarbeitzählen Weiterbildungsmaßnahmen, gemeinsames Auftreten sowie die Intensivierung derZusammenarbeit in Vertrieb und Logistik – auch im Hinblick auf den Lebensmittelhandel. So istes der Homepage zu entnehmen.Die Möglichkeit, das Gütezeichen „Geprüfte Qualität Schleswig-Holstein“ zu nutzen, verschafftden teilnehmenden Betrieben zusätzliche Vorteile. Das Gütezeichen hat sich in Schleswig-Holstein und darüber hinaus bewährt. Durch die Zusammenarbeit mit dem Gütezeichen werdenDoppelstrukturen vermieden und gleichzeitig das Qualitätsmanagement gesichert.Auch wenn die Zusammenarbeit der Branchen zum Teil noch in den Kinderschuhen steckt, so hatdie Ernährungswirtschaft in Schleswig-Holstein mittlerweile den regionalen Markt für sicherkannt. Und wir können davon ausgehen, dass dieser Sektor in den kommenden Jahren weiterausgebaut wird. Das Potential ist da, die Verbraucher wollen es und wir haben das Pfund mitdem wir wuchern können. 5Die Ernährungswirtschaft und die Politik müssen weiter im engen Kontakt bleiben. Nur sokönnen die richtigen Schritte weiter angegangen werden. Da wir hier und heute nicht alleAspekte der Großen Anfrage erörtern können, sollten wir dies im Ausschuss fortsetzen.Hierbei sollte die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, Vertreter der Ernährungswirtschafteinzuladen, um auch deren Meinung zur Großen Anfrage zu hören und wie sie die künftigeEntwicklung in Schleswig-Holstein einschätzen.