Lars Harms: Perspektive für gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit wieder hergestellt
0 Presseinformation Kiel, den 22.01.2015 Es gilt das gesprochene Wort Lars Harms TOP 02 Regierungserklärung zur Deutsch-Dänischen Zusammenarbeit „Mit dem neuen großen Interreg 5A-Programm werden uns künftig knapp 90 Mio. Euro für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zur Verfügung stehen. Dies ist rund ein Drittel mehr an EU-Mitteln, als in der vergangenen Förderperiode. Hier hat Europaministerin Spoorendonk sehr gute Arbeit geleistet.“ Für uns als SSW ist und bleibt die Deutsch-Dänische Zusammenarbeit ein wichtiger Bestandteil unserer Politik und sie hat für uns eine hohe Priorität. Was wir zu Beginn der Legislaturperiode vorgefunden haben, war ein politischer Scherbenhaufen, den uns die Vorgängerregierung in Bezug auf die Deutsch-Dänische Zusammenarbeit hinterlassen hat. Die Kürzung bei der dänischen Minderheit hat seinerzeit für viel politische Unruhe gesorgt im Verhältnis zu Dänemark. Dies wieder glatt zu bügeln und wieder für ein gutes Miteinander mit Dänemark zu sorgen, war daher eines der wichtigsten politischen Vorhaben dieser Landesregierung. 2Die Rücknahme der Kürzungen und die Gleichstellung der dänischen Schulen mit denöffentlichen deutschen Schulen waren die Voraussetzungen, um das Verhältnis zu Dänemarkwieder ins Lot zu rücken.Ich möchte in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt lassen, dass auch die Kürzungen bei denFriesen oder bei den Sinti und Roma wieder zurückgenommen wurden. Mit dem Bund DeutscherNordschleswiger wurde ein Zuwendungsvertrag vereinbart. Damit wird die institutionelleFörderung von 2013 bis Ende 2016 gewährt und somit der Deutschen Minderheit 4 JahrePlanungssicherheit gegeben. Die Landesregierung hat wieder ein neues Vertrauen undVerlässlichkeit zu den Minderheiten aufgebaut. Dies gehört auch dazu, wenn wir über Deutsch-Dänische Zusammenarbeit sprechen, denn Minderheitenpolitik ist auch gelebteZusammenarbeit über beide Seiten der Grenze hinweg.Der Austausch der Landesregierung mit der dänischen Regierung sowie der Region Syddanmarkhaben das Verhältnis zu Dänemark wiederhergestellt. Und es ist so gut, wie seit langem nichtmehr. Dies ist unter anderem auf die Besuche von Ministerpräsident Albig und vonEuropaministerin Spoorendonk in Dänemark und Kopenhagen zurückzuführen. Und ich weiß,dass es für Ministerin Anke Spoorendonk eine Herzensangelegenheit ist. Ihrem unermüdlicherEinsatz und dem verstärkten Austausch mit allen Ressortministern in Kopenhagen ist es zuverdanken, dass das Verhältnis zu Dänemark nachhaltig gestärkt wurde. Dadurch ist es in denletzten zweieinhalb Jahren gelungen, so manche Hürde abzubauen und im Gegenzug wiedereine Perspektive für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu entwickeln. DieZusammenarbeit mit Dänemark wurde und wird weiter intensiviert und die Kooperationausgebaut. Dies ist eine Aufgabe, die wir in den nächsten Jahren fortsetzen werden.Auch auf regionaler Ebene wurde bereits vieles in Gang gesetzt. Hier ist die Zusammenarbeit mitder Region Syddanmark zu nennen. Es wurde ein gemeinsamer Jahresplan für 2013/14 mitkonkreten Schwerpunkten der Zusammenarbeit zwischen der Region Syddanmark und 3Schleswig-Holstein erstellt. Wir haben die Bewerbung Sønderborgs, als europäischeKulturhauptstadt unterstützt und dem 150. Jahrestag der Schlacht von Düppel begangen.Darüber hinaus wurden die Grundlagen geschaffen für eine intensivere Zusammenarbeit überden Fehmarnbelt. Soll heißen, eine intensivere Kooperation im Bereich Tourismus mit derUnterstützung des neuen grenzüberschreitenden Tourismusnetzwerkes. Wichtige Impulse fürdie weitere Entwicklung der Fehmarnbelt-Region gab es im Oktober des letzten Jahres zu denFehmarnbelt Days in Kopenhagen.Es sei auch noch einmal erwähnt, dass es dem Einsatz von Ministerin Spoorendonk gelungen ist,die Sparpläne abzuwenden und somit den Rettungshubschrauber aus Niebüll zu erhalten. Sokann er auch weiterhin beiderseits der Grenze eingesetzt werden. Die Bürgerinnen und Bürger inder nördlichen Grenzregion werden sich also auch künftig darauf verlassen können, dass imNotfall schnelle und professionelle Hilfe aus Niebüll zur Verfügung steht.Sie sehen, die Zusammenarbeit mit Dänemark läuft erfolgreich auf allen Ebenen.Umso unverständlicher ist die Entscheidung des Ausschusses für Entwicklung des KreisesSchleswig-Flensburg an der Kürzung von 22.000,- Euro bei der Region Sønderjylland-Schleswigfestzuhalten. Diese Entscheidung konterkariert nicht nur die Zusammenarbeit, sie bringtvielmehr die deutsch-dänische Zusammenarbeit in der Region in Gefahr. LautKooperationsvertrag mit der Region Sønderjylland-Schleswig bezahlen alle Partner den gleichenAnteil. Wenn hier nun ein Partner ausschert und seine Zahlungen kürzt, ist das ein Affrontgegenüber den Anderen. Dabei ärgert es mich auch, dass es seitens des Kreises keine klarenAussagen darüber gibt, wie man sich in Zukunft die Zusammenarbeit vorstellt. Was dort im KreisSchleswig-Flensburg entschieden wurde, ist überhaupt nicht nachvollziehbar.Einzig positiv und hervorzuheben ist, dass der Kreis Nordfriesland und die Stadt Flensburgdiesem Beispiel nicht gefolgt sind und an ihrem Anteil weiter festhalten. Dort hat man daspolitische Verständnis und das Gespür, wie wichtig die Zusammenarbeit in der Region ist. Das istin Schleswig-Flensburg leider abhanden gekommen. Wenn dieses Beispiel die Runde machenwürde, müsste das Regionskontor ca. 20% seines Budgets einsparen. Das würde natürlich zur 4Reduzierung von Aufgaben und zur Kündigung von Personal führen und damit wäre die guteArbeit des Regionsbüros zum Beispiel bei Pendlerberatung und bei der deutsch-dänischenKulturzusammenarbeit oder bei der Umsetzung von deutsch-dänischen Interreg-Programmen inGefahr. Es würde mich daher schon interessieren, wie man sich im Kreis Schleswig-Flensburg dieZusammenarbeit mit Dänemark vorstellt und wie die Aufgaben gelöst werden sollen. Dochhierzu gibt es leider keine Aussagen von den politischen Akteuren, die dies zu verantwortenhaben. Der SSW wird daher weiter dafür werben und sich politisch dafür einsetzen, diesenBeschluss des Kreises Schleswig-Flensburg rückgängig zu machen.Mit dem neuen großen Interreg 5A-Programm werden uns künftig knapp 90 Mio. Euro für diegrenzüberschreitende Zusammenarbeit zur Verfügung stehen. Dies ist rund ein Drittel mehr anEU-Mitteln, als in der vergangenen Förderperiode. Hier hat Europaministerin Spoorendonk sehrgute Arbeit geleistet. Auch die Zusammenlegung zu einem großen Interreg-Programm zeugtvon pragmatischer Weitsicht. Die Fehmarnbelt-Region und die erweiterte nördliche Grenzregion,als ein gemeinsamer Programmraum, werden voneinander profitieren. Es braucht keineDoppelstrukturen. Darüber hinaus wird die Fehmarnbelt-Region von den Erfahrungen aus dernördlichen Grenzregion ihren Nutzen ziehen.Verantwortlich für die Durchführung von Interreg Deutschland-Dänemark sind die 11 deutsch-dänischen Programmpartner. Es sind vier kreisfreie Städte und fünf Landkreise auf deutscherSeite sowie die Regionen Syddanmark und Sjælland auf dänischer Seite. Das schafft neue undeinzigartige Möglichkeiten – auch private Unternehmen werden nun an Projekten teilnehmenkönnen. Dadurch schaffen wir weiteres Wachstum und wirtschaftliche Entwicklung in derRegion. Aber auch die deutsch-dänische Kulturarbeit wird einen neunen Aufschwung erleben.Wenn wir über Interreg reden, dann reden wir über Grenzregionen – also über periphereRegionen. Derartige Randlagen führen in den meisten Fällen dazu, dass sie aus wirtschaftlicherSicht nicht immer Vorrang genießen. Die verkehrliche Infrastruktur ist eine wichtige Grundlagefür wirtschaftliches Wachstum. 5Mit der Fehmarnbelt-Querung werden die Metropolregionen København und Hamburg künftigstärker miteinander verbunden. Auch wenn es hier noch Fragen gibt, aber die feste Querungkommt und sie ist vertraglich zwischen Deutschland und Dänemark geregelt. Die Fehmarn-Region wird zu einem Brückenkopf beider Metropolregionen. Aus diesem Grund ist es richtigund wichtig, dass auf beiden Seiten der Grenze starke und verlässliche Partner sitzen. Das neueInterreg 5A Programm schafft diese Möglichkeiten.Trotz Fehmarnbelt-Querung, eines ist jedoch sicher, die Hauptachse zwischen Deutschland undDänemark ist und bleibt die Jütlandroute. Auch die Fehmarnbelt-Querung wird ihr den Rangnicht ablaufen, denn der weit größte Teil der produzierenden Wirtschaft Dänemarks liegtwestlich des Großen Belts. Daher wird der Güterverkehr - auch der norwegische - dieJütlandroute weiter nutzen. Die A7 mit der festen Querung über den Nord-Ostsee-Kanal ist nichtnur die Nord-Südverbindung Schleswig-Holsteins, sie ist auch die Verbindung Skandinaviens mitdem restlichen Europa. Damit zählt sie auch zu den wichtigsten europäischenVerkehrsverbindungen und sie ist für die Wirtschaft – diesseits und jenseits der Grenze vonexistenzieller Bedeutung. Aber die A7 muss entlastet werden. Dafür brauchen wir entsprechendeVoraussetzungen an der Westküste. In Süddänemark gibt es bereits Pläne für eineWestküstenautobahn. Die wird allerdings von der dortigen Regierung derzeit nicht mitgetragen,weil es keine konkreten Planungen für eine Fortführung südlich der deutsch-dänischen Grenzegibt. Wir müssen den grenzüberschreitenden Schulterschluss üben. Erst wenn das nördlicheGrenzland hinter dem Bau einer solchen Strecke steht, werden auch Kopenhagen und Berlinmitspielen. Ein solches grenzüberschreitendes Projekt, eröffnet uns auf EU-Ebene dann auchneue finanzielle Möglichkeiten. Damit wären wir dann auch schon bei der A20 mit derwestlichen Elbquerung. Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist dieses Projekt gerade für dieWestküste – nördlich und südlich der Grenze – von großer Bedeutung. Daher ist diesesVerkehrsprojekt das Schlüsselprojekt für Schleswig-Holstein und Dänemark.Die verkehrliche Infrastruktur ist ein wichtiger Teil des wirtschaftlichen Wachstums. Das ist klar.Zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gehört aber mehr. Um nationale Regionen 6miteinander zu verknüpfen und um sie zu verzahnen, brauchen wir das Wissen voneinander undübereinander. Hier kommen wieder die Minderheiten ins Spiel. Ihr Vorteil ist, dass sie beideSeiten kennen und sie wissen wie die anderen ticken, was sie denken oder wie sie fühlen. Daherwundert es auch nicht, dass den Minderheiten eine Art Primus-Motor in dergrenzüberschreitenden Zusammenarbeit zukommt und dass Nektar aus diesem Wissen gesogenwerden kann. Auch aus diesem Grund hat die die kulturelle Zusammenarbeit einen weitaushöheren Stellenwert, als manche sich vorstellen. Daher ist es richtig, die grenzübereschreitendekulturelle Zusammenarbeit sichtbarer zu machen und sie zu verstetigen.Die gelebte grenzüberschreitende Zusammenarbeit zeigt sich jeden Tag, wenn man diePendlerströme sieht, die über die Grenze fahren, um auf der anderen Seite zu arbeiten. Dieneuesten Zahlen belegen, dass es sich in der nördlichen Grenzregion um ca. 10.000 Pendlerhandelt. Hiervon rund 8.700 deutsche Pendler und ca. 1.300 dänische Pendler. Diese Zahlenwurden durch das Regionskontor und Infocenter der Region Sønderjylland und Schleswigermittelt. Das Regionskontor leistet in allen Bereichen des grenzüberschreitendenArbeitsmarktes eine hervorragende Arbeit. Das Kontor ist Anlaufstelle für Grenzpendler, diebeispielsweise steuerrechtliche oder arbeitsrechtliche Fragen haben. Und es zeigt sich, dass dasRegionskontor immer noch eine wichtige Rolle in Bezug auf den grenzüberschreitendenArbeitsmarkt in der nördlichen Grenzregion hat.Wir wissen, dass es auf dänischer Seite eine Initiative für eine verstärkte dänisch-deutscheZusammenarbeit gibt. Die Landesregierung wurde in dem Prozess eingebunden, sie wurdedarüber informiert und um informelle Stellungnahmen zu den verschiedenen Themenbereichengebeten. Das macht deutlich, dass die Zusammenarbeit mittlerweile auf einem vertrauensvollenNiveau angekommen ist. Am 16. Februar wird in Sønderborg hierzu die Auftaktveranstaltungstattfinden, wo es darum geht, die verschiedenen Aspekte der grenzüberschreitendenZusammenarbeit zu konkretisieren. 7Wir müssen davon weg kommen, die Grenze als herkömmliche Trennlinie zu sehen. Erst durchdie Grenze werden diese Regionen zu Randzonen degradiert. Vielmehr bietet sich nun dieChance, die Grenzregionen als Brückenkopf zwischen Skandinavien und dem restlichen Europaaufzuwerten. Und hier leistet unsere Regierung eine wichtige Arbeit.