Rede von Landtagspräsident Schlie zur Schweigeminute am Beginn der Plenartagung
11/2015 Kiel, 21. Januar 2015Rede von Landtagspräsident Schlie zur Schweigeminute am Beginn der Plenartagung Kiel (SHL) - Zu Beginn der Plenartagung haben heute (21. Januar) die Abgeordneten des Schleswig-Holsteinischen Landtages in einer Schweigeminute der Opfer der Mordanschläge in Frankreich gedacht. Die Rede von Landtagspräsident Klaus Schlie im Wortlaut: Vor zwei Wochen erschütterte der feige Mordanschlag auf die Redaktion des Magazins „Charlie Hebdo“ und die tödliche Geiselnahme in einem koscheren Supermarkt Paris, Frank- reich, Europa und die ganze Welt. Das war ein Anschlag auf die Meinungsfreiheit und damit ein Anschlag auf die Demokratie, die die freie Meinungsäußerung zu ihren unveräußerlichen Fundamenten zählt. Die Attentäter von Paris lebten in einer erschreckend einfach strukturierten Welt, die sich nur in Freund und Feind, in Gut und Böse aufteilte und die keine Unterschiede des Glaubens und Denkens zuließ. Die Wahrheit aber ist eine gänzlich andere: Wo immer Menschen - wie auch hier in Schleswig-Holstein - zusammenleben, gibt es Unterschiede. Wir gehören unterschiedlichen Religionen an, oder glauben an keinen Gott. Wir sind hier geboren, oder erst später in dieses Land gekommen, wir haben unterschiedliche kulturelle Prägungen und Hintergründe. Und doch einen uns die Werte der Freiheit, der Demokratie und der Toleranz. Pauschale Verurteilungen und Vorwürfe gegen den Islam, in dessen Namen die Attentäter zu handeln vorgaben, verbieten sich. Sie treffen Bürgerinnen und Bürger, die sich mit großer Mehrheit zu unseren Werten bekennen und Teil unserer demokratischen Gesellschaft sind. Sie mit religiösen Extremisten gleichzusetzen, verstößt gegen jeden Anstand und gegen die Grundregeln unserer Demokratie. Verantwortlich für diesen Pressetext: Tobias Rischer, Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel ǀ Tel. 0431 988-1120 ǀ Fax 0431 988-1119 E-Mail: pressesprecher@landtag.ltsh.de ǀ Medien-Informationen im Internet: www.ltsh.de ǀ Der Landtag im Internet: www.sh-landtag.de 2Der feige Anschlag von Paris hat Fragen aufgeworfen, die auch die Menschen in Schleswig- Holstein bewegen. Wir müssen diese Fragen und auch die damit verbundenen Sorgen und Ängste ernst nehmen, wir dürfen es nicht hinnehmen, dass sich unsere Gesellschaft spaltet und die Extremisten damit ihr Ziel, die Demokratie zu diskreditieren, ein Stück weit errei- chen.Unserer Demokratie steht dabei ein einzigartiges Instrument zur Verfügung, mit solchen Fragen positiv und produktiv umzugehen; dieses Instrument heißt: Dialog. Hier in Schleswig- Holstein und im Schleswig-Holsteinischen Landtag haben wir diesen Weg des Dialogs be- reits beschritten. Wir sind im Gespräch mit den islamischen Gemeinschaften im Lande, die wir als selbstverständlichen Teil unserer Gesellschaft verstehen.Diesen Weg müssen wir in der Zukunft noch intensiver gehen und dabei alles daran setzen, möglichst viele Menschen in diesen Dialog einzubinden. Für Extremisten gleich welcher Weltanschauung ist in unserem Land kein Platz. Ihr Hass, ihre Intoleranz und ihre Unver- söhnlichkeit gehören nicht in unsere Gesellschaft.Wir alle fühlen mit den Angehörigen der Opfer. Ich bitte Sie nun, einen Moment Innezuhalten im Gedenken an die Opfer des Anschlages vom 7. Januar 2015.