Lars Harms: Sozial gerechte Politik, Bildungschancen eröffnen, die Menschen in die Gesellschaft integrieren und seriös die Zukunft planen
Presseinformation Kiel, den 11. Dezember 2014Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 3,4,9,15,35,36,37,38,39,44 Haushaltsberatung 2015 Drs. 18/2100 „Es bleibt dabei. Wir machen eine sozial gerechte Politik, die Bildungschancen eröffnet, die Menschen in die Gesellschaft integriert und die seriös die Zukunft plant!“Heute sprechen wir nicht nur über den Haushalt 2015, sondern wir können auch eineHalbzeitbilanz unserer Regierungsarbeit ziehen. Und ich kann sagen, dass diese Bilanzdurchaus positiv für die Menschen in unserem Land ist. Wir haben in der Tatumgesteuert und viele der von der vorherigen Regierung als unumgänglichbezeichneten Einschränkungen im sozialen und im kulturellen Bereichzurückgenommen und wieder neue Akzente gesetzt. Darüber hinaus haben wir dieBildung zu einem unserer Schwerpunkte erklärt und diesen Schwerpunkt dann auchausgebaut. Das mag man klein-krämerisch kritisieren, aber trotzdem war dieses nach 2unser festen Überzeugung unumgänglich. Das was vorher war, war falsch und das wasjetzt ist, ist genau das richtige.Insofern stören mich weder Kommentare vom Landesrechnungshof noch vom Bundder Steuerzahler, wenn von dort kritisiert wird, dass das, was wir für Bildung, Sozialesoder Kultur ausgeben, etwas ist, was man sich hätte sparen können – sozusagen „niceto have“ sei. Nein, es ist nicht etwas, was man nur dann ausbauen und fördern darf,wenn man ohnehin etwas Geld über hat. Nein, Investitionen in die Bildung,Investitionen in die soziale Infrastruktur und Investitionen in die Kultur und in dieIdentität unseres Landes sind unverzichtbare Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Werdiese Grundpfeiler in Frage stellt, der bringt unseren gesellschaftlichen Konsens zumEinsturz. Es ist also nicht „nice to have“, sicher finanzierte Frauenhäuser oder besserfinanzierte Familienbildungsstätten zu haben. Es ist auch kein Luxus wesentlich mehrLehrerstellen zu haben als schwarz-gelb und es ist schon gar kein Geld, das man zumFenster hinaus wirft, wenn man sich um bezahlbaren Wohnraum kümmert. Das allesist dringend notwendig, um unsere Gesellschaft zusammen zu halten. Und eine guteKoalition muss gerade auch dieses Ziel – eine Gesellschaft, die zusammen hält – imAuge behalten.Im diesen Sinne sehen wir auch die Bemühungen darum, das Geld aus demLandeshaushalt immer so auszugeben, dass es den Betroffenen den größt möglichenNutzen ermöglicht. Wir hätten es deshalb gerne gesehen, dass derLandesrechnungshof – trotz aller Kritik an anderer Stelle – eine Möglichkeit bekommenhätte, die Kommunen bei ihren Prüfungen in Bezug auf Leistungen nach dem SGB XIIzu unterstützen. Dabei geht es nicht um Einsparungen im größten eigenenHaushaltsbereich, den wir im Landeshaushalt haben, sondern vielmehr um eineeffektivere Verwendung der Mittel im Sinne der Betroffenen. In diesem Bereich 3unterscheiden sich die Leistungen für die Betroffenen massiv, je nachdem welcherTräger zuständig ist und je nachdem in welcher Kommune die Leistung gewährt wird.Deshalb wäre ein Prüfungsrecht für den Landesrechnungshof in diesem Bereich, dieChance gewesen, hier einen landesweiten Überblick zu bekommen und hier auchlandesweite Standards mit der kommunalen Ebene und mit den Trägern entwickeln zukönnen. Leider haben wir uns in der Koalition hierüber nicht einigen können, so dass esnicht zu einer Änderung des Kommunalprüfungsgesetzes kommen wird. Ich möchtehier ganz deutlich sagen, dass der SSW an seiner Auffassung weiterhin festhält und wires bedauern, dass hier keine Lösung möglich war, obwohl die rechtlichen Hindernisseder Vergangenheit alle ausräumt worden sind. Es ist schade, dass hier nicht mehr fürdie Betroffenen erreicht werden konnte, die darunter leiden, dass sie nicht dieLeistungen aus dem knappen Budget bekommen, die sie möglicherweise bekommenkönnten, wenn man die Mittelvergabe effektiver steuern würde.Trotz dieses Wermutstropfens kann man mit Fug und Recht sagen, dass wir eineHaushaltspolitik machen, die das Ganze im Auge hat und sich eben nicht nur umeinzelne Klientelgruppen kümmert. Aber das ist ja auch der Unterschied in unserenpolitischen Auffassungen hier im Landtag. Wir stehen für eine Politik, die sich um diekonkreten Probleme der Menschen kümmert und die einzelne Gruppen undInteressenlagen nicht gegeneinander ausspielt. Jeder einzelne Bereich, den wir hier inden Haushaltsberatungen benannt haben, ist unterfinanziert. Zumindest könnte mansich immer mehr vorstellen, als das, was wir heute vorfinden. Und wenn man einenLandeshaushalt so betrachten würde, wie die Bilanz eines Unternehmens, dann ist esklar, dass man nur noch darauf schaut, was sich rechnet bzw. wie man in Infrastruktur– z.B Straßen und Gebäude – investieren kann. Ein Staat hat aber eben noch weitereAufgaben, die eben auch darauf ausgerichtet sind, für die Bürgerinnen und Bürger eine 4Serviceinfrastruktur aufrecht zu erhalten. Das heißt, wir brauchen auch eine gutaufgestellte Verwaltung, wir brauchen Polizisten, wir brauchen Lehrer und wir müssenviele unterstützen, die durch ihre hauptamtliche oder ehrenamtliche Tätigkeit für dieMenschen im Land arbeiten. Für diese ehrenamtlichen Tätigkeiten, die wir finanzielleunterstützen, möchte ich mich an dieser Stelle auch einmal bedanken. All das trägtnämlich sehr zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft bei, meine Damen und Herren.Und wegen der knappen Finanzen kann man es nicht in allen Bereichen hinbekommen,dass man ideale Zustände schafft. Zumindest nicht kurzfristig. Was man kann ist, dassman besonders wichtige Bereiche besonders stark fördert und andere Bereiche ersteinmal zurückstellt. Das würde im Übrigen jede Regierung und jede Koalition machen.Früher wurde im sozialen Bereich gespart, Lehrerstellen massiv abgebaut und Kulturals Steinbruch für Einsparungen gesehen. Wir machen das anders und das ist gut fürdie Menschen im Land. Und um die geht es eigentlich, meine Damen und Herren.Ich möchte einige Beispiele für Förderungen von wichtigen Themen für unser Landnennen. Und Sie können dann ja selbst entscheiden, ob das tatsächlich Bereiche sind,die „nice to have“ sind.Wir haben die U3-Betreuungsplätze um ein Viertel erhöht und eine Betreuungsquotevon über 30% erreicht. Im kommenden Jahr geben wir 188 Millionen Euro für den Kita-Ausbau und die Betreuungskosten aus. Das heißt, hier investieren wir direkt in diefrühkindliche Bildung und helfen so, soziale Probleme der Zukunft schon im Vorwegedurch mehr Bildung abzuwenden. Jedes Kind aus schwierigen Verhältnissen, dashierdurch einen Kindergartenplatz erst bekommen kann, hat so größere Chancen imLeben. Jedes Kind mit Migrationshintergrund, dass hier zum ersten Mal systematischmit deutscher Sprache und Kultur in Kontakt kommen kann, wird man genauso wieauch seine Familie besser integrieren können. Wenn man eine seelenlose 5Buchhalternase darunter macht, dann sind das nur Kosten. Dann wird man sich mitdem Kommunen um jeden Euro in diesem Bereich streiten. Wenn man das Landweiterentwickeln will, wenn man mehr Chancengleichheit will und wenn man nichtnur über Integration fabuliert, sondern etwas tun will – dann tut man das, was wir tun.Nämlich genau hier Geld reinstecken.Und natürlich lassen wir 1.480 Lehrerstellen zusätzlich im System. Und dieseLehrerstellen werden uns über Jahrzehnte finanziell binden. Und das obwohl dieSchülerzahlen um 10% zurückgehen werden. Auch hier würde der Buchhalter wiedersagen: „Das brauchen wir alles nicht, das ist viel zu teuer!“ Aber das stimmt nicht. Wirhaben massenhaft Schulstunden, die ausfallen müssen. Wir habenAufgabenstellungen für die Lehrerinnen und Lehrer, die vielfältiger geworden sind.Und wir haben Schülergruppen, die facettenreicher als früher sind. Darauf sind wirverpflichtet zu reagieren, und deshalb ist es notwendig, hier kräftig zu investieren unddas tun wir auch. Wir sind es, die diese Lehrerstellen schaffen und wir sind es, diezusätzliche Assistenzstellen schaffen. Damit schaffen wir auch hier mehrChancengerechtigkeit und mehr Integration. Auch hier quatschen wir nicht – wieandere – sondern wir machen!Ja, ja, werden die notorischen Nörgler jetzt sagen, aber die Hochschulen brauchen auchmehr Geld. Ja, das ist richtig. Und wir geben es ihnen! 77 Millionen Euro extra imSondervermögen Hochschulbau sind kein Pappenstiel. Und die Zusage, dass wir denHochschulen die dritte Phase des Hochschulpaktes finanzieren, spült noch einmal überdie zusätzlichen 160 Millionen Euro bis 2018 hinaus weitere 240 Millionen Euro in dieKassen der Hochschulen. Dieses Geld ist bitter nötig und wir machen das möglich. Auchdas gehört zur Wahrheit dazu und deshalb braucht es keine Anträge der Opposition zuden Hochschulen. Wenn der Hochschulpakt ausläuft, werden die Hochschulen 6dauerhaft 30 Millionen Euro jährlich erhalten, um hier die Situation an denHochschulen verbessern zu können. Unsere Zusage, den Hochschulpakt 3auszufinanzieren, gibt den Hochschulen die Sicherheit, dass sie für kommendeAufgaben eine verbesserte Finanzausstattung haben werden. Mehr tun kann manimmer, aber „nichts tun“ war gestern. Studiengänge abschaffen und Universitäten inihrer Existenz gefährden war gestern. Hochschulen nachhaltig fördern undzukunftsgerecht investieren, das ist heute, liebe Kolleginnen und Kollegen.Es hält sich ja hartnäckig die Mär von den ach so geringen Investitionen in dieVerkehrsinfrastruktur. Ja, es ist richtig, auch hier könnte man mehr tun und hätte manauch schon in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mehr tun können. In denJahren der großen Koalition und zu Zeiten von schwarz-gelb hat man im Durchschnittca. 25 bis 26 Millionen Euro jährlich in die Verkehrsinfrastruktur investiert. DiesesNiveau halten wir dadurch, dass wir ein Sondervermögen gebildet haben. Auch schonzu schwarz-gelben Zeiten, gab es Jahre in denen weniger investiert wurde, wie zumBeispiel 2011 mit 18 Millionen Euro, und andere Jahre in denen mehr investiert wurde.Bei uns ist das nicht anders. Während im vergangenen Jahr vergleichsweise weniginvestiert wurde, wurde in diesem Jahr mit rund 30 Millionen Euro recht viel investiert.Es ist angesichts der Versäumnisse der Vergangenheit immer zu wenig, was wirinvestieren. Allerdings liegt das nur bedingt am Landeshaushalt. Hier halten wir, wiegesagt, das Niveau. Vielmehr stellt sich die Frage nach den Mitteln, die der Bund fürgroße Vorhaben zur Verfügung stellt. Wir haben die Fehrmarnbeltquerung und dessenHinterlandanbindung, deren Finanzierung völlig in den Sternen liegt. Wenn sieallerdings kommt, wird sie vieles von dem auffressen, was wir sonst noch fürwünschenswert erachten. Zum Beispiel den Ausbau der A 7 nach Norden oder aucheine wesentlich wichtigere zweite Nord-Süd-Verbindung, wie sie schon in Dänemark 7konkret angedacht wird. Auch die Tatsache, dass der ehemalige WirtschaftsministerAustermann den Weiterbau der A 20 planerisch versemmelt hat, führt dazu, dassFinanzmittel hier wieder in die Ferne gerückt sind. Um also an das Geld heran zukommen und zusätzliche Gelder bekommen zu können, bedarf es zuallererst saubererPlanungsverfahren, die man nicht unter politischen Vorgaben unsachgemäß versuchtzu beschleunigen. Wer sauber plant ist am Ende auch schneller und das sind wiederumwir. Wir werden sauber planen und wir werden damit Erfolg haben. Und dann wird sichauch der eine oder andere jahrelange Investitionsstau bei der Verkehrsinfrastrukturauflösen lassen.Übrigens, wo ich schon das in Dänemark heiß debattierte Nord-Süd-Straßenprojektangesprochen habe, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um auch deutlich zu machen,dass die Zusammenarbeit mit Dänemark für uns eine enorm hohe Priorität hat.Gleiches gilt im Übrigen auch für die Ostseepolitik, die lange Zeit ein herausragendesElement schleswig-holsteinischer Politik war und es jetzt wieder ist. Auch diese Punktesind kein Luxus, den man sich mal so leistet, sondern ein integrativer Teil schleswig-holsteinischer Politik. Eine Stärkung dieser Politik ist die Grundlage für eine verstärktewirtschaftliche Zusammenarbeit und sorgt damit auch für Arbeitsplätze undEinkommen in unserem Land.Mit ihren guten Kontakten im gesamten Ostseeraum und ihrem unermüdlichemEinsatz – mit zahlreichen Auslandsterminen und vielen Gesprächen – hat unsereMinisterin Anke Spoorendonk Schleswig-Holstein in der Ostseepolitik wieder nachvorne gebracht. Der STRING-Vorsitz im letzten Jahr und die Kultur als Priorität in derEU-Ostseestrategie, für die Schleswig-Holstein gemeinsam mit Polen dieVerantwortung übernommen hat, sind nur zwei Beispiele. Und ich glaube, esüberrascht keinen, dass eine Ministerin aus der dänischen Minderheit es geschafft hat, 8in der dänisch-deutschen Zusammenarbeit so manche Hürde abzubauen. Ich erinnerenur an den Rettungshubschrauber aus Niebüll, der auch weiterhin beiderseits derGrenze Leben retten wird.Das Verhältnis zu Dänemark weiter zu verbessern, die Kooperation auszubauen, dafürwerden wir uns auch in den nächsten Jahren weiter einsetzen. Und ich bin froh, dassunsere Europaministerin genau an der richtigen Stelle ist, um noch einiges zuerreichen. In der EU-Ostseestrategie und den damit verbundenenländerübergreifenden Projekten verbindet sich die Europa- mit der Kulturpolitik. Denndie Ostseeanrainer verbindet nicht nur das gemeinsame Meer, eine Verkehrs- undWirtschaftspolitik. Uns alle verbindet ein gemeinsamer Kulturraum.Wie wichtig Kultur für die Entwicklung unserer Gesellschaft ist, haben wir imKulturdialog deutlich herausgearbeitet. Ich danke der Ministerin für diesen Prozess, indem sie trotz knapper Kassen und im Dialog mit Kulturschaffenden und Institutionengemeinsame Perspektiven für Schleswig-Holstein erarbeitet hat. Diese umzusetzen,wird Aufgabe der nächsten Jahre sein. Mit den Kulturknotenpunkten beginnen wir in2015. Die Landesregierung hat Knotenpunkte ausgeschrieben. Wir unterstützen dieIdee, durch diese Knotenpunkte die bereits vielfältig vorhandenen kulturellenAngebote in den Regionen besser zu vernetzen und damit die kulturelle Infrastrukturzu stärken. Auch hier könnte man, wie in der Vergangenheit eine Buchhalternasedrunter setzen und dann sagen, dass Kultur etwas sei, was man sich leisten könne,wenn man genug Geld hat. Aber genau das ist der falsche Ansatz. Kultur ist, um dieMinisterin einmal zu zitieren, das Schwarzbrot in einem vielfältigen Menü. UnsereKultur ist die Grundlage und die Basis für alles, was wir tun. Und diese Grundlage mussgestärkt werden und eignet sich eben nicht als reiner Sparposten. 9Deshalb haben, neben dem Kulturdialog, in diesem „Jahr der kulturellen Bildung“ eineVielzahl von Veranstaltungen stattgefunden. Sie haben uns gezeigt, wie wichtigkulturelle Bildung ist und auch, wie viele Akteure in unserem Land bereits aktiv sind.Damit die vielfältige Arbeit der Volkshochschulen und Bildungsstätten auch in diesemBereich weitergehen kann, nehmen wir als Regierungskoalition nun endlich auch dieletzten Kürzungen der Vorgängerregierung zurück und stärken so die Bildung in derFläche nachhaltig. Und das tun wir aus tiefster Überzeugung!Das ist aber noch nicht alles, was wir angepackt haben. Morgen werden wir über einneues Denkmalschutzgesetz entscheiden. Es ist in einem Dialog mit Betroffenen undExperten entstanden und kann nach langen Jahren der Auseinandersetzung nunendlich für Rechtsklarheit und einen modernen Umgang mit unserem kulturellen Erbesorgen. Dass das kulturelle Erbe nicht nur aus schönen Schlössern besteht, beweisenunsere Gedenkstätten. Ich freue mich, dass wir die Arbeit an einer landesweitenKonzeption für die Erinnerungsarbeit unterstützen können, in dem wir weitereInvestitionsmittel für das nächste Jahr zur Verfügung stellen. Diese bedeutende Arbeithat unsere Aufmerksamkeit verdient und erhält durch unsere Koalition nicht nur dieAnerkennung, die ihr zusteht, sondern auch die finanziellen Mittel, die dafürnotwendig sind.Und wenn wir an unser kulturelles Erbe denken, dann ist es klar, dass wir eben auch andie Kulturen und Sprachen unserer Minderheiten denken. Für uns als Küstenkoalitionist die Minderheitenpolitik von entscheidender Bedeutung. Wir wollen hier neueMaßstäbe setzen und wir haben auch schon neue Maßstäbe gesetzt. Wir haben mitden Nordfriisk Instituut eine Ziel- und Leistungsvereinbarung abgeschlossen, die eserstmals ermöglicht, dass wir hier eine grundlegende Sicherheit für die Existenz desNordfriisk Instituut schaffen. Dass die CDU hier dieses mit ihren Haushaltsanträgen 1zurückdrehen will, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Minderheitenpolitik – wenn siedann Geld kostet – eben doch nur ein Thema für Sonntagsreden bei der CDU ist. Wer´snicht glaubt, der kann dies auch bei den Zuschüssen für die Sinti und Roma sehen. Dievergleichsweise kleine Summe von 36.000 Euro soll wieder laut CDU und FDPzurückgenommen werden und die Konsequenz wäre, dass die Begleiter, die die Kinderder Sinti und Roma in den Schulen begleiten und ihnen helfen, hier besser Fuß fassenzu können, eben doch nicht ihrer Arbeit nachgehen können sollen. Vorsichtiggesprochen, ist es schade, dass die CDU und die FDP hier keine bessere Erkenntnishaben entwickeln können.Wir machen das anders und legen noch etwas drauf, in dem wir auch dieSozialberatung der Sinti und Roma mit Erträgen aus dem Lottospiel fördern, genausoim Übrigen wie wir das Stiftungskapital für eine Friesenstiftung jährlich um rund300.000 Euro aus Lottomitteln aufstocken. Das ist alles nicht „nice to have“, sondernendlich die Umsetzung von dringend notwendigen Schritten, um hier dieMinderheitenpolitik für diese beiden Minderheiten ohne eigenen Bezugsstaatweiterzuentwickeln. Stillstand wäre hier Rückschritt und die Rückschritte haben wir inder Vergangenheit gehabt. Jetzt geht es Vorwärts in der Minderheitenpolitik und hierhat Schleswig-Holstein endlich wieder eine Vorbildfunktion, der es auch gerecht wird.Und auch die dänische Minderheit steht nun endlich auf einem Fundament auf demman aufbauen kann. Da macht sich ein Kürzungsantrag der FDP für die Kulturarbeitder dänischen Minderheit schon ein bisschen anachronistisch aus. Wer es ernst meint,mit der Formulierung in der Landesverfassung, dass wir den Willen haben, diekulturelle und sprachliche Vielfalt zu bewahren, der kann nicht in den erstenHaushaltsanträgen dazu genau das Gegenteil dazu beantragen. Wir jedenfalls wollenhier etwas weiterentwickeln und nehmen auch die Zielvorstellung aus der Präambel 1unserer Landesverfassung ernst. Deshalb werden wir zum Beispiel das Büchereiwesender dänischen Minderheit besser fördern und in Zukunft mit dem deutschenBüchereiwesen gleich stellen.Meine Damen und Herren, nur wenn wir es schaffen, eine nachhaltige Minderheiten-und Sprachenpolitik auf die Beine zu stellen, wird das Land Schleswig-Holstein auch inZukunft Vorbild in der Minderheitenpolitik sein können. Dazu zählt eine Finanzierungvon Minderheitenschulen, von wissenschaftlichen Einrichtungen und von kulturellenAngeboten auf Basis einer Gleichbehandlung mit der Mehrheitsbevölkerung genauso,wie eine Sprachförderung auf allen Ebenen. Dazu gehört der Schulunterricht in derMinderheitensprache, die Nutzung der Sprachen im öffentlichen Raum und dieSichtbarmachung der Sprachenvielfalt durch eine mehrsprachige Beschilderung. Hierstehen wir nach am Anfang. Aber auch hier müssen und werden wir die bisherigePolitik weiterentwickeln, damit wir auch hier ein Vorbild für andere Regionen seinkönnen, in denen es heute noch minderheitengeprägte Konflikte gibt. Minderheiten-und Sprachenpolitik ist kein Luxus, sondern dringend notwendig in Zeiten in denenandernorts Konflikte die Situation prägen. Wenn man so will, ist eine aktiveSprachenpolitik auch eine Werbung für unser Land.Ist die Mehrsprachigkeit sichtbar, dann stärkt das auch das Erlebnis im Tourismus.Schleswig-Holstein wird dann noch einzigartiger als es ohnehin schon ist. DieseEinzigartigkeit muss aber auch schon im Vorwege nach außen getragen werden. Dasmachen die im Tourismus Verantwortlichen in hervorragender Art und Weise. Aberauch das Land hat hier eine Verantwortung und kommt dieser auch nach. Das sind zumeinen die Zuschüsse für den Tourismus in Schleswig-Holstein, die es ohne unsereRegierungsübernahme nicht mehr gegeben hätte, und da sind zum anderen unsereInitiativen für eine landesweite einheitliche Vermarktung. Das CDU, FDP und auch 1Piraten dieses Standortmarketing nicht wollen und deshalb des Haushaltsansatz hierauf Null fahren wollen, ist der Nachweis, dass ihnen der einzigartige StandortSchleswig-Holstein eben doch nicht so wichtig ist. 500.000 Euro für einStandortmarketing ist eigentlich viel zu wenig. Trotz der klammen Kassen versuchenwir, mit vergleichsweise geringen Mitteln hier ein einheitliches Standortmarketing aufden Weg zu bringen. Wer das nicht will, der will nicht, dass die Tourismuswirtschaft,die Landwirtschaft und auch das Standortmarketing der Wirtschaft hiervon profitieren.Wer Standortmarketing verhindern will, wie CDU, FDP und Piraten, der schadetunserem Wirtschaftsstandort nachhaltig. Diesen Schaden wollen wir von unseremLand abhalten. Deshalb vermarkten wir unser Land, genauso wie es andere Länderauch tun. Und mittel- und langfristig werden wir alle davon profitieren.Wir werden im Übrigen auch von der vorsorgenden Haushaltspolitik unsererKüstenkoalition profitieren. Wir halten den Abstand zu sämtlichen Grenzen, die uns dieLandesverfassung oder auch Absprachen mit dem Bund auferlegen. Wir werden bis2020 die Neuverschuldung auf Null drücken, so wie es die Landesverfassung vorgibt.Und wir werden einen genügenden Abstand zu den Grenzen einhalten, die uns derBund vorgibt. Somit sind auch die besonderen Zuweisungen durch den Bund zumLandeshaushalt in Höhe von 80 Millionen Euro jährlich gesichert. Das ist der Rahmen,der gesetzt ist und dieser Rahmen wird definitiv eingehalten. Wer der Landesregierungoder der Küstenkoalition mangelnde Ernsthaftigkeit bei der Haushaltssanierungnachsagt, sagt definitiv die Unwahrheit.Wir haben einen seriösen Haushalt für 2015 vorgelegt, der nachvollziehbar undrealistisch ist. Wenn die CDU dann Vorschläge vorlegt, die dadurch finanziert werdensollen, indem man einfach Mal die Einnahmen aus der Erbschaftssteuer hochsetzt,dann ist das in der Tat unredlich. Erst einmal fehlen die Hinweise dafür, wie die CDU 1auf die wundersame Erhöhung der Erbschaftsteuereinnahmen gekommen ist, aber vorallem vergisst sie dann natürlich auch gegenzurechnen, dass diese zusätzlichen Geldernatürlich beim Länderfinanzausgleich mit angerechnet werden. Dem fiktiven Plus von12,8 Millionen Euro bei der Erbschaftssteuer würden so wahrscheinlich etwas mehr als12,4 Millionen Euro Minus beim Länderfinanzausgleich gegenüber stehen. DiesesMinus findet sich in den Haushaltsanträgen der CDU natürlich nicht, weil man dannnatürlich alle Wohltaten nicht mehr finanzieren könnte. Das, meine Damen undHerren, ist wirklich unseriöse Finanzpolitik.Dann will die CDU auch noch den Kommunen die Unterstützung für freiwilligekommunale Zusammenschlüsse streichen. Für diesen Unsinn werden sich ihrekommunalen Vertreter bedanken. Dass Sie nicht wollen, dass sich die Kommunenzusammenschließen und so die Chance auf Synergieeffekte bekommen, die auch ihrefinanzielle Lage verbessern hilft, ist ja schon schlimm genug. Aber dass Sie da abernoch nicht einmal mehr freiwillige Zusammenschlüsse unterstützen wollen, zeigt nur,dass Sie lieber die Kommunen in finanziellen Schwierigkeiten stecken lassen, als dassSie ihnen helfen. Auf solche „Freunde“ können die Kommunen nun wirklich verzichten.Im Übrigen ist es ja auch schon ganz drollig, dass Sie als CDU im Innenministeriumgerade die sächlichen Verwaltungsausgaben um über 1,5 Millionen Euro kürzen wollen,von denen vorwiegend die Ausstattung der Polizei profitiert. Dieser Unsinn wird wohlauch von der FDP gemäß ihrer Haushaltsanträge nicht mitgemacht, weil sie es besserweiß. Wenn es eines Ausweises von haushaltspolitischer Ahnungslosigkeit bedurfthätte, hier ist er. Man erzählt draußen das Hohelied der Polizei und hier drinnen kürztman der Polizei entweder aus kaltem Kalkül oder aber aus Dusseligkeit die notwendigeAusstattung weg. Ich glaube, beides ist gleich schlimm. Aber die Polizei muss sich jakeine Sorgen um ihre Ausstattung machen, sie hat ja uns! 1Mit dem gleichen Buchungstricks versucht die CDU im Übrigen auch in den Haushaltdes Justizministeriums einzugreifen. Hier sollen über 19 Millionen Euro – auch beiAuslagen in Rechtssachen - eingespart werden, um Wohltaten für die konservativeKlientel gegenzufinanzieren. Auslagen in Rechtssachen sind aber gesetzlichvorgegeben. Hier besteht für die Bürgerinnen und Bürger ein Rechtsanspruch, den mannicht einfach runter rechnen kann wie es einem gerade passt. Selbst, wenn man zuwenig ansetzt, wie die CDU, muss man die Auslagen doch später erstatten. DieRechnung für die Buchungstricks der CDU würden wir alle nur später – im Laufe desJahres – erhalten, wenn das Konto überzogen werden müsste. Wir bevorzugen da dochlieber eine saubere und seriöse Planung anhand der prognostizierten Ausgaben. Dasind wir auf der sicheren Seite – wie im Übrigen mit dem gesamten Landeshaushalt.Das ist vorbildliche Haushaltspolitik, meine Damen und Herren.An dieser vorbildlichen Haushaltspolitik werden wir festhalten und dabei nichtdiejenigen vergessen, die unsere Hilfe am meisten brauchen. Es bleibt dabei. Wirmachen eine sozial gerechte Politik, die Bildungschancen eröffnet, die Menschen in dieGesellschaft integriert und die seriös die Zukunft plant. Das haben wir mit denBürgerinnen und Bürgern so abgemacht und das wird dann auch weiterhin sogemacht.