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14.11.14
15:07 Uhr
SSW

Flemming Meyer: Fachkräftemangel endlich durch bessere Rahmenbedingungen bekämpfen

Presseinformation Kiel, den 14.11.2014

Es gilt das gesprochene Wort



Flemming Meyer TOP 12+13 Die Pflegequalität muss im Vordergrund stehen + Nachqualifizierung von Hilfskräften im Pflegeberuf Drs. 18/2335 und 18/2372
„Fachkräftemangel endlich durch bessere Rahmenbedingungen bekämpfen“

Wir alle kennen die Ausgangslage und wissen wie dramatisch sie ist. Kaum ein anderer Bereich
ist so stark vom demografischen Wandel betroffen, wie der Pflegebereich. Die
unterschiedlichen Prognosen sprechen für sich. Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, die
Geburtenrate wird weiter sinken. Schon heute fehlen uns Fachkräfte und der Druck auf die
professionell Pflegenden wächst damit stetig.


Aus Sicht des SSW ist in Sachen Pflege eines sehr bedauerlich: In den letzten Jahren erleben wir
eine zunehmende Verkürzung der Diskussion auf rein quantitative Kriterien. Viele fragen nur
noch, wie viele Pflegebedürftige zu erwarten sind und wie viele Pflegekräfte benötigt werden,
um diesen Bedarf zu decken. Natürlich sind das für sich genommen wichtige Fragen. Aber
wenn Pflege menschlich sein und bleiben soll - dann reicht das nicht. Dann geht es eben nicht
nur darum, die Zahl der Pflegefachkräfte zu erhöhen. Das sprichwörtliche „satt und sauber“
darf uns nicht genügen. Für uns ist klar, dass eine menschenwürdige Pflege vor allem Zeit und 2
Platz für Zwischenmenschlichkeit und Zuwendung braucht. Und genau darauf zielt unser
Antrag.


Ich habe schon in früheren Debatten angedeutet, dass auch ich mit den Problemen in der
Pflege, wie etwa der hohen Arbeitsbelastung, der viel zu geringen Wertschätzung oder der viel
zu niedrigen Bezahlung, schon seit langer Zeit persönlich konfrontiert bin. Mitglieder meiner
Familie, die in der Pflege tätig waren, haben unter genau diesen Problemen schon vor Jahren
gelitten. Und dass so sehr, dass sie es letzten Endes nicht mehr ausgehalten und der Pflege den
Rücken gekehrt haben. Ich denke, fast jeder hier kennt solche Beispiele. Und niemand will wohl
ernsthaft bezweifeln, dass wir im Pflegebereich vor großen Herausforderungen stehen. Diese
vielen Baustellen lassen sich nur leider nicht einfach von heute auf morgen abarbeiten.


So vielfältig wie die Herausforderungen im Pflegebereich sind, sind auch die Maßnahmen, die
wir für eine Verbesserung der Situation brauchen. Übergeordnet gesehen, müssen die
Arbeitsbedingungen endlich besser werden. Das heißt insbesondere ein besserer
Personalschlüssel und weniger Dokumentation. Wichtig ist vor allem eine hochqualifizierte
Ausbildung. Alle Erfahrungen zeigen, dass die Freude an der Arbeit im direkten
Zusammenhang mit einer guten Ausbildung steht. Denn sie gibt einem die Sicherheit, die man
für die Berufsausübung braucht. Dies gilt besonders in der Pflege, wo man eine hohe
Verantwortung für das Wohl anderer trägt. Auch deshalb muss die Fort- und Weiterbildung
von professionell Pflegenden mit den stetig steigenden Anforderungen Schritt halten. Und bei
all dem darf eben auch der soziale Aspekt der Pflege nicht vernachlässigt werden. Wir müssen
mehr Möglichkeiten schaffen, um Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bekommen.
Alles Dinge, die seit Jahrzehnten bekannt und nur langfristig zu lösen sind.


Dementsprechend sind SSW, Grüne und SPD natürlich schon viele Probleme angegangen: Wir
haben zum Beispiel die Akademisierung der Pflege durch den dualen Pflegestudiengang an der
Universität Lübeck auf den Weg gebracht. Wir sind dabei, Pflegende durch weniger 3
Dokumentationsaufgaben und den Abbau von Doppelstrukturen spürbar zu entlasten. Wie Sie
wissen, wir derzeit ein entsprechendes Modellprojekt für eine vereinfachte Pflegeplanung und
Pflegedokumentation landesweit eingeführt. Außerdem haben wir die durch das Land
geförderten Ausbildungsplätze in der Altenpflege in den letzten zwei Jahren von 1200 auf 1600
gesteigert. Hiermit und mit der geplanten zusätzlichen Aufstockung der Schulplätze sind wir
nach meiner Meinung auf einem guten Weg in Richtung kostenloser Pflegeausbildung für alle.


Wenn wir ehrlich sind, dann werden all diese Maßnahmen im Land aber noch nicht ausreichen.
Auch die Bundesebene muss sich bewegen und durch eine verbindliche Personalbemessung
und durch die längst überfällige Einführung eines neuen, differenzierteren
Pflegebedürftigkeitsbegriffs weitere Verbesserungen ermöglichen. Genau das wollen wir mit
unserem Antrag erreichen. So können wir verhindern, dass die Überlastung der
Pflegefachkräfte zum Dauerzustand wird. Und nur so können wir sicherstellen, dass die Zeit für
eine qualitativ hochwertige Pflege im Sinne der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen
möglich ist und möglich bleibt.