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09.10.14
15:23 Uhr
SPD

Kai Vogel zu TOP 16: Die Frage ist nicht ob, sondern wie!

Es gilt das gesprochene Wort!
Kiel, 9. Oktober 2014


TOP 16, Digitales Lernen: Offene Infrastruktur gehört auf die Agenda (Drucksache 18/2301)



Kai Vogel:
Die Frage ist nicht ob, sondern wie!

Der Vorreiter des digitalen Lernens in den USA war der bekannte Reformpädagoge Arnold Schwarzenegger. Besonders während seiner Amtszeit als Gouverneur von Kalifornien war dieser Bundesstaat so pleite, dass er die Neuanschaffung von Schulbüchern für jährlich knapp 0,4 Milliarden US-Dollar kurzerhand stoppte und auf E-books und Online-Materialien umstellte. Das Dumme daran war nur, dass Schwarzenegger natürlich auch kein Geld dafür hatte, den Eltern, die sich das nicht leisten konnten, die dafür nötigen Computer zur Verfügung zu stellen.
Nun ist Schleswig-Holstein nicht Kalifornien, und zwischen Arnold Schwarzenegger und Britta Ernst kann ich auch nicht viele Ähnlichkeiten entdecken. Die Diskussion ist auch bei uns nicht ganz neu. Die Küstenkoalition hat in ihrem Koalitionsvertrag bereits zugesagt, „die politischen Rahmenbedingungen so zu ändern, dass auch Wissenschaft und Forschung stärker von den Chancen der Digitalisierung profitieren können. Gleiches gilt für den Lehr- und Lernmittelbereich, in dem wir den Gedanken der „Open Education Ressources“ nutzbar machen“.
Daran hängen natürlich viele Rechtsfragen. Zum einen muss das Urheberrecht berücksichtigt werden. Der Umgang mit den neuen Medien muss als Querschnittsthema in allen Unterrichtsbereichen erlernt werden. Probleme des Datenschutzes sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. 2



Die Frage ist jedoch schon längst nicht mehr, ob, sondern nur, wie. Die Kultusministerkonferenz hat zur Medienbildung in der Schule bereits 2012 ein Konzept vorgelegt. Der Landeselternbeirat Gymnasien hat unmittelbar vor der letzten Landtagswahl gefordert, ein landesweites Konzept zur Umsetzung des digitalen Lernens zu erarbeiten, und im Bildungsausschuss haben wir uns auch mehrmals in öffentlichen Veranstaltungen mit dem Stand und den Perspektiven der digitalen Schule befasst.
Aus der eigenen Unterrichtserfahrung weiß ich, wie imposant die Entwicklung der digitalen Medien den Unterricht in der Schule verändert hat. Kaum eine Unterrichtsvorbereitung kommt heute ohne das Internet aus. Das Angebot an Unterrichtmaterialien ist fast unerschöpflich. Ebenso findet heute in allen Schulen eine Medienerziehung statt und jeder Schüler und jede Schülerin nutzt für einzelne Phasen des Unterrichts ein digitales Medium.
Die Schulen machen sich unterschiedlich schnell auf den Weg. Vor einem Jahr hat die Landesregierung auf eine Kleine Anfrage geantwortet, dass ihr lediglich ein Gymnasium bekannt sei, das es zulässt, dass Klausuren auf dem Laptop geschrieben werden, wobei sichergestellt ist, dass die Schüler während der Bearbeitungszeit nicht auf das Internet oder andere unzulässige Quellen zurückgreifen können. Aber Whiteboards sind schon weit verbreiteter, wobei hier die Leistungskraft und -bereitschaft des Schulträgers eine Rolle spielt.
Der Antrag der Piratenfraktion geht daher in dieselbe Richtung wie unsere Politik. Aber er wirft Fragen auf. Wenn im ersten Punkt gefordert ist, dass alle Schüler digitale Endgeräte erhalten sollen, muss geklärt werden, wer die Kosten dafür zu tragen hat. Wenn gemeint sein sollte, dass das Land jedem der knapp 400.000 Schüler ein Notebook oder ein Tablet frei Haus liefert, wird das nicht realisierbar sein. Wenn allerdings damit gemeint ist, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie oder des Schulträgers keine Gründe für „digitalen Analphabetismus“ sein dürfen, sind wir ganz auf Ihrer Seite.
Ich rege an, dass wir auch diesen Antrag der Piratenfraktion in den Bildungsausschuss überweisen und dass wir dort versuchen, einen interfraktionellen Antrag mit möglichst breiter Unterstützung hinzubekommen, den wir dann in Zweiter Lesung im Plenum verabschieden können.