Lars Harms: Vorteilsnahme verhindern und gleichzeitig spätere berufliche Chancen nicht unterbinden
Presseinformation Kiel, den 09. Oktober 2014Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 11 Gesetzentwurf zur Einführung einer Karenzzeit für Ministerinnen und Minister Drs. 18/2334 „Vorteilsnahme verhindern und gleichzeitig spätere berufliche Chancen nicht unterbinden“Karenzzeit für Ministerinnen und Minister, gemeint ist damit eine Regelung zu finden,die den Übergang von Politik in die Wirtschaft vorschreibt. Sicherlich kein einfachesThema, weder für uns als Politiker, noch für die Unternehmen selbst. Die Meinungen inder Bevölkerung liegen weit auseinander. Die einzige Einigkeit, die sich in dieser Sachederzeit ablesen lässt, ist, dass etwas getan werden muss. Für uns als SSW steht ganzklar fest: Es muss ein berufliches Leben nach der Politik geben! Wie diesvonstattengehen soll, darüber besteht in der Tat erheblicher Beratungsbedarf. 2Dabei stehen sich Grundsätzlich zwei Dinge gegenüber. Zum einen wäre da die freieBerufswahl und zum anderen besteht die Unterbindung von Vorteilsnahme undAbhängigkeiten. Es handelt sich hierbei nicht nur um einen arbeitsrechtlichen oderpolitischen Spagat, sondern dies ist gewisser Maßen eine gesellschaftliche Aufgabe,die es zu bewerkstelligen gilt. Von daher sollten wir uns davor hüten, vorschnelleLösungen aus dem Hut zu zaubern. Zudem sollte es unser Ziel sein, eine Regelung zufinden, die von allen Mitgliedern im Parlament getragen wird. Ich hoffe, dass zumindestens in dieser Hinsicht fraktionsübergreifende Einigkeit besteht.Mit einer Einführung einer Karenzzeit für Minister haben wir in Übrigen dann nochlange nicht alle Probleme aus der Welt geschafft. Freiberufler bleiben sogarFreiberufler, neben ihrer Regierungszeit. Zumindest können sie automatisch in ihrenBeruf zurückkehren. Auch Selbständige können wieder in ihren Betrieb zurückkehren,auf wenn sie sich für ihre eigene Branche in ihrer Ministerzeit eingesetzt haben. Ebensowerden Minister, die sich fachlich während ihrer Ministerzeit für Beamte stark machen,später wieder ganz normal in ihre Beamtenlaufbahn einsteigen können. Worüber wirheute reden, sind nur die Minister, die sich vorher in einem angestelltenArbeitsverhältnis befanden. Alle anderen Minister sind nicht umfasst. Inwieweit hiereine Ungleichbehandlung stattfindet, müsste überprüft werden. Und auch die Politikgänzlich würde von dieser Regelung nicht einflussfrei werden. Auch Abgeordnetekönnen massiv Einfluss auf politische Entscheidungen ausüben und wir als Landtagsind Haushaltsgesetzgeber. Einen größeren Einfluss gibt es nicht. Trotzdem gibt eskeine Karenzzeiten für Abgeordnete. 3Gleichwohl zeigen viele Fälle immer wieder, dass Karenzzeiten politisch notwendigsind. Und deshalb macht es Sinn, sich an der Hamburger Regelung zu orientieren, diezumindest als im Vorwege rechtlich überprüft gelten kann. Sobald wir einen Blick aufdie Regierungsbank werfen, sollte uns allen hier im Haus deutlich werden, wieumfassend ein Ministeramt ist. Vor diesem Hintergrund sei erwähnt, dass zum BeispielFinanzministerinnen und Justizministerinnen nach einer strengen Auslegung desvorliegenden Piraten-Gesetzentwurfs gänzlich ein Arbeitsverbot auferlegt bekommenkönnten. Das gleiche gilt natürlich auch für die entsprechenden Staatssekretäre sowieden Chef der Staatskanzlei. Eine Tätigkeit auszuüben, die in keinem Zusammenhangmit finanz- oder justizrechtlichen Fragen steht, ist mir bislang ein Rätsel.Zu diesem bizarren Bild gesellt sich noch ein anderes. Ein Bild, welches eineRegierungsbank der Fast-Rentner abbildet. Ohne jemanden zu nahe treten zu wollen,ist dieses Bild nach außen zumindest ein sehr realistisches Bild. Wenn jemand sichberuflich nach der Ministerzeit nicht weiterentwickeln kann, wird er möglicherweisevon der Berufung zum Minister Abstand nehmen. Dann würden sich nur nochvornehmlich die berufen fühlen, die ihre berufliche Zukunft schon hinter sich haben.Auch das kann kein Ziel sein.Es sind hier heute im Plenum sicherlich noch nicht alle Ausgangssituationen und Zieleausdiskutiert worden. Von daher sollten wir uns im Ausschuss nochmal ausreichendZeit nehmen, um vorschnelle und rückwärtsgewandte Lösungen auszusondern. Dennschließlich geht es in dieser Frage nicht nur um Unternehmen, Minister undStaatssekretäre, sondern es geht vielmehr um die Frage, wie wir die Attraktivität derLandespolitik nach innen und außen erhalten können. Und das heißt, Vorteilsnahmeverhindern und gleichzeitig spätere berufliche Chancen nicht unterbinden. Hier kann inder Tat die Hamburger Regelung ein Ausgangspunkt sein.