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12.09.14
15:28 Uhr
SSW

Flemming Meyer: Ein Endlager für radioaktive Stoffe kann nie ein Lager für die Unendlichkeit sein

Presseinformation Kiel, den 12.09.2014

Es gilt das gesprochene Wort



Flemming Meyer TOP 46 Bericht über die Inspektion der Kaverne im Kernkraftwerk Brunsbüttel Drs. 18/2059



Nachdem in 2012 bekannt wurde, dass in Brunsbüttel gelagerte Metallfässer mit schwach- bis
mittelradioaktiven Abfällen einfach so dahin rosten, konnte man durchaus den Eindruck
gewinnen, dass es sich dabei um einen Zufallsfund handelte. Zumindest gehörte es anscheinend
in die Kategorie nicht meldepflichtiger Vorfall - und daran hat Vattenfall sich auch gehalten.
Der TÜV Nord hat seinerzeit im Rahmen des Strahlenschutzes, bei einem entleerten Fass sehr
starke Korrosion festgestellt, was die Sache dann ins Rollen und letztendlich an die
Öffentlichkeit brachte.
Daraufhin wurde der Betreibergesellschaft mitgeteilt, dass auch solche Fälle künftig zwingend
umgehend der Atomaufsichtsbehörde und der Öffentlichkeit darzustellen sind. Im Zuge, der
seitdem durchgeführten Untersuchungen durch die Atomaufsichtsbehörde, wurden weitere
Fässer mit unterschiedlichen Korrosionsgraden gefunden. Damit war für alle klar, dass es nur 2
eine Frage der Zeit sein kann, bis man auf Fässer stößt, die so stark korrodiert und beschädigt
sind, dass deren Fassinhalt austritt. Vor diesem Problem stehen wir jetzt.


Beruhigend ist, dass Gesundheitsgefahren für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des
Kernkraftwerks und für die Bevölkerung noch nicht bestehen. Bedanken möchte ich mich beim
Ministerium für den ausführlichen Fragen- und Antworten-Katalog der dort auf der Homepage
zu finden ist. Die Vorfälle in Brunsbüttel zeigen deutlich, dass Transparenz dringend geboten ist.
Dort ist auch nachzulesen, welche Maßnahmen getroffen werden müssen und welcher Zeitplan
für die Inspektion und die Bergung vorgesehen ist. Nach derzeitiger Einschätzung geht die
Atomaufsicht davon aus, dass sich die Bergung bis in das Jahr 2016 erstreckt.
Wichtig ist jetzt, die radioaktiven Abfälle zu konditionieren und sie in geeignete Behälter zu
verpacken, um ein weiteres Austreten von Fassinhalten zu verhindern. Bis eine andere Lösung
gefunden wird, wird der Einschluss der radioaktiven Stoffe durch die Kaverne gewährleistet.
Die Frage über ein Endlager wird uns noch lange in der Republik beschäftigen. Inwieweit der
Schacht Konrad wirklich als Endlager für diesen Müll zur Verfügung stehen wird und vor allem
wann dies sein wird, ist derzeit nicht abschließend geklärt.
Vielmehr müssen wir daran festhalten, dass weiter vorurteilsfrei und bundesweit nach einem
Endlagerstandort für radioaktive Abfälle gesucht wird.


Wir müssen uns aber im Klaren darüber sein, dass ein Endlager für radioaktive Stoffe nie ein
Lager für die Unendlichkeit sein kann. Es wird aber keine absolute Sicherheit geben. Und es wäre
falsch, den Menschen vorzugaukeln, wir könnten ein Endlager für die Ewigkeit schaffen.
Dies sind die Geister die wir riefen, als wir uns seinerzeit auf die risikobehaftete Atomenergie
eingelassen haben. Daher ist und bleibt der Ausstieg aus der risikobehafteten Atomenergie der
einzige und richtige Weg, um zu verhindern, dass noch mehr radioaktiver Müll produziert wird.


Wenn wir über risikobehaftete und unkalkulierbare Technologie reden, kommen wir um zwei
Technologien nicht umhin. Zum einen Fracking, zum anderen CCS. 3
Bei CCS geht es um die CO2-Abscheidung und Speicherung. Die Speicherung erfolgt, indem das
CO2 in unterirdische Lagerstätten verpresst wird. Aus den Augen aus dem Sinn. Aber auch bei
dieser Technologie kann niemand garantieren, dass das CO2 wirklich sicher gelagert wird. Es
kann nicht ausgeschlossen werden und es besteht die Gefahr, dass das CO2 entweicht.
Einmal in den Untergrund gepresst, kann es auch nicht wieder zurückgeholt werden. Damit
hätten wir ein weiteres nicht kontrollierbares Endlagerproblem.
Fracking ist ebenfalls als Risikotechnologie einzustufen. Auch hierbei geht es darum Flüssigkeit
in den Untergrund zu pressen. Weniger um es dort zu lagern, vielmehr um mit hohem Druck
Gestein aufzubrechen oder Risse im Gestein zu verursachen, um letztendlich Gase oder
Flüssigkeiten zu fördern. Umweltrisiken und Gefahren für die Gesundheit lassen sich auch bei
dieser Technologie nicht ausschließen.


Wir haben unsere Erde genug belastet. Ich möchte nochmal daran erinnern, dass in der Debatte
um die Schuldenbremse das Hauptargument immer wieder die kommenden Generationen
waren, die wir nicht mit unseren Schulden belasten dürfen. Mit welchem Recht dürfen wir sie
mit Technologien belasten, deren Risiken und Gefahren wir nicht einschätzen und beherrschen
können. Die Problematiken im Zusammenhang mit der Atomenergie müsste für uns eine Lehre
sein. Lasst uns also nicht neue Geister heraufbeschwören, die wir nicht kontrollieren können. Wir
wollen einen Weg einschlagen, um saubere und sichere Energie zu produzieren. Es gilt in die
Zukunft zu investieren, anstatt veraltete Energieformen um jeden Preis am Leben zu erhalten.