Flemming Meyer: Ein Endlager für radioaktive Stoffe kann nie ein Lager für die Unendlichkeit sein
Presseinformation Kiel, den 12.09.2014Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 46 Bericht über die Inspektion der Kaverne im Kernkraftwerk Brunsbüttel Drs. 18/2059Nachdem in 2012 bekannt wurde, dass in Brunsbüttel gelagerte Metallfässer mit schwach- bismittelradioaktiven Abfällen einfach so dahin rosten, konnte man durchaus den Eindruckgewinnen, dass es sich dabei um einen Zufallsfund handelte. Zumindest gehörte es anscheinendin die Kategorie nicht meldepflichtiger Vorfall - und daran hat Vattenfall sich auch gehalten.Der TÜV Nord hat seinerzeit im Rahmen des Strahlenschutzes, bei einem entleerten Fass sehrstarke Korrosion festgestellt, was die Sache dann ins Rollen und letztendlich an dieÖffentlichkeit brachte.Daraufhin wurde der Betreibergesellschaft mitgeteilt, dass auch solche Fälle künftig zwingendumgehend der Atomaufsichtsbehörde und der Öffentlichkeit darzustellen sind. Im Zuge, derseitdem durchgeführten Untersuchungen durch die Atomaufsichtsbehörde, wurden weitereFässer mit unterschiedlichen Korrosionsgraden gefunden. Damit war für alle klar, dass es nur 2eine Frage der Zeit sein kann, bis man auf Fässer stößt, die so stark korrodiert und beschädigtsind, dass deren Fassinhalt austritt. Vor diesem Problem stehen wir jetzt.Beruhigend ist, dass Gesundheitsgefahren für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen desKernkraftwerks und für die Bevölkerung noch nicht bestehen. Bedanken möchte ich mich beimMinisterium für den ausführlichen Fragen- und Antworten-Katalog der dort auf der Homepagezu finden ist. Die Vorfälle in Brunsbüttel zeigen deutlich, dass Transparenz dringend geboten ist.Dort ist auch nachzulesen, welche Maßnahmen getroffen werden müssen und welcher Zeitplanfür die Inspektion und die Bergung vorgesehen ist. Nach derzeitiger Einschätzung geht dieAtomaufsicht davon aus, dass sich die Bergung bis in das Jahr 2016 erstreckt.Wichtig ist jetzt, die radioaktiven Abfälle zu konditionieren und sie in geeignete Behälter zuverpacken, um ein weiteres Austreten von Fassinhalten zu verhindern. Bis eine andere Lösunggefunden wird, wird der Einschluss der radioaktiven Stoffe durch die Kaverne gewährleistet.Die Frage über ein Endlager wird uns noch lange in der Republik beschäftigen. Inwieweit derSchacht Konrad wirklich als Endlager für diesen Müll zur Verfügung stehen wird und vor allemwann dies sein wird, ist derzeit nicht abschließend geklärt.Vielmehr müssen wir daran festhalten, dass weiter vorurteilsfrei und bundesweit nach einemEndlagerstandort für radioaktive Abfälle gesucht wird.Wir müssen uns aber im Klaren darüber sein, dass ein Endlager für radioaktive Stoffe nie einLager für die Unendlichkeit sein kann. Es wird aber keine absolute Sicherheit geben. Und es wärefalsch, den Menschen vorzugaukeln, wir könnten ein Endlager für die Ewigkeit schaffen.Dies sind die Geister die wir riefen, als wir uns seinerzeit auf die risikobehaftete Atomenergieeingelassen haben. Daher ist und bleibt der Ausstieg aus der risikobehafteten Atomenergie dereinzige und richtige Weg, um zu verhindern, dass noch mehr radioaktiver Müll produziert wird.Wenn wir über risikobehaftete und unkalkulierbare Technologie reden, kommen wir um zweiTechnologien nicht umhin. Zum einen Fracking, zum anderen CCS. 3Bei CCS geht es um die CO2-Abscheidung und Speicherung. Die Speicherung erfolgt, indem dasCO2 in unterirdische Lagerstätten verpresst wird. Aus den Augen aus dem Sinn. Aber auch beidieser Technologie kann niemand garantieren, dass das CO2 wirklich sicher gelagert wird. Eskann nicht ausgeschlossen werden und es besteht die Gefahr, dass das CO2 entweicht.Einmal in den Untergrund gepresst, kann es auch nicht wieder zurückgeholt werden. Damithätten wir ein weiteres nicht kontrollierbares Endlagerproblem.Fracking ist ebenfalls als Risikotechnologie einzustufen. Auch hierbei geht es darum Flüssigkeitin den Untergrund zu pressen. Weniger um es dort zu lagern, vielmehr um mit hohem DruckGestein aufzubrechen oder Risse im Gestein zu verursachen, um letztendlich Gase oderFlüssigkeiten zu fördern. Umweltrisiken und Gefahren für die Gesundheit lassen sich auch beidieser Technologie nicht ausschließen.Wir haben unsere Erde genug belastet. Ich möchte nochmal daran erinnern, dass in der Debatteum die Schuldenbremse das Hauptargument immer wieder die kommenden Generationenwaren, die wir nicht mit unseren Schulden belasten dürfen. Mit welchem Recht dürfen wir siemit Technologien belasten, deren Risiken und Gefahren wir nicht einschätzen und beherrschenkönnen. Die Problematiken im Zusammenhang mit der Atomenergie müsste für uns eine Lehresein. Lasst uns also nicht neue Geister heraufbeschwören, die wir nicht kontrollieren können. Wirwollen einen Weg einschlagen, um saubere und sichere Energie zu produzieren. Es gilt in dieZukunft zu investieren, anstatt veraltete Energieformen um jeden Preis am Leben zu erhalten.