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19.06.14
13:01 Uhr
SSW

Jette Waldinger-Thiering: Kieler Woche zur Völkerverständigung nutzen

Presseinformation Kiel, den 19. Juni 2014

Es gilt das gesprochene Wort



Jette Waldinger-Thiering
TOP 26 Kieler Woche zur Völkerverständigung nutzen
Drs. 18/1966


„Die Kieler Woche wird wegen der Ausladung keineswegs seinen
Charakter als Fest der Völkerverständigung verlieren.“


Die Kieler Woche ist gelebte Völkerfreundschaft. Auch ohne die Beteiligung der
russischen Fregatte. Menschen aus vielen Ländern treffen sich, stellen sich dem
sportlichen Wettkampf oder feiern zusammen an der Förde. Genau das macht
Völkerfreundschaft aus. Darum treffen weder die Überschrift noch der letzte Satz des
Antrages zu. Beide stellen nämlich in Abrede, dass die Kieler Woche auch in diesem
Jahr der Völkerverständigung dienen wird. Doch genau das tut sie! Ich möchte an
dieser Stelle ausdrücklich um Augenmaß bitten. Die Ausladung der russischen Fregatte
bedeutet nicht, dass überhaupt keine Gespräche mit Russinnen und Russen auf der
Kieler Woche stattfinden. Die Gespräche sind sogar ein fester Programmpunkt, den wir 2
auf der Parlamentarierreise nach Kaliningrad im Mai noch einmal bestätigt bekamen.
Diese Gespräche sind gute Tradition im Ostseeraum.
Seit Egon Bahrs Idee einer Neuen Hanse und der Wiederbelebung des kulturellen
Austauschs in der Ostsee durch die Regierung unter Führung von Björn Engholm,
künden zahlreiche kleine und große Kooperationsprojekte von dem guten
nachbarschaftlichen Miteinander. Ich nenne hier nur die JazzBaltica, die Nordischen
Filmtage, FolkBaltica. Es gibt noch viele andere Projekte. Diese kulturelle
Zusammenarbeit machte die Ostsee wieder zu dem, was sie jahrhundertlang gewesen
war: ein europäisches Binnenmeer, an dessen Küsten die Ideen nur so sprudeln – und
ausgetauscht werden. Man redet miteinander und macht gemeinsam Musik, spielt
Theater - und tut das alles, ungeachtet von Grenzen und Sprachen. So erlebe ich selbst
die Arbeit in den entsprechenden parlamentarischen Gremien. Die Kultur bannt Wege
und baut Brücken, auf denen wirtschaftliche Kooperationen mit einiger Verzögerung
folgen.
Diese Strategie war zunächst umstritten und von einigen belächelt, die fürchteten,
dass sich Schleswig-Holstein überheben würde; inzwischen hat sich diese Strategie
aber allgemein durchgesetzt. Es war richtig, Kaliningrad und das damalige Leningrad
frühzeitig in das Netz einzuknüpfen. Das war zu einer Zeit, als man abseits der Ostsee
jeglichen Kontakt mit Russland sehr skeptisch gegenüberstand. Um die guten Kontakte
gerade in diese Städte beneiden uns inzwischen Viele. Die Kontakte haben die Region
insgesamt stabilisiert und Vorurteile abgebaut. Das alles ließ uns enger
zusammenrücken. Wir haben den Grundstein gelegt für eine dauerhafte Kooperation.
Warum der Blick zurück? Weil ich daran erinnern möchte, wie das starke Band um die
Ostsee gewachsen ist und dass es einiges aushalten kann. 3
Das gilt auch für die Entscheidung des deutschen Außenministeriums, der russischen
Fregatte keine Einlaufgenehmigung zur Kieler Woche zu erteilen. Diese Entscheidung
hängt mit den Sanktionen der Europäischen Union zusammen, die gemeinsam im Zuge
der Ukraine-Krise verabredet wurden.
Die Kieler Woche wird wegen der Ausladung keineswegs seinen Charakter als Fest der
Völkerverständigung verlieren. Seitdem 1973 erstmals offizielle Vertreter aus allen
Staaten rund um die Ostsee zur Kieler Woche kamen, wie der offiziellen Chronik zu
entnehmen ist, ist die Kiel einmal im Jahr Gastgeber der Ostsee. Das wird die Stadt an
der Förde bleiben – und wird es sicherlich auch in den nächsten Jahren wieder für alle
Ostseeanrainer werden. Davon bin ich überzeugt.
Ich habe eben vollstes Vertrauen in die Haltbarkeit der Verbindungen entlang der
Ostsee.