Lars Harms: Bildungs- und Wissenschaftsfinanzierung im Rahmen der beschlossenen Bafög-Übernahme des Bundes
Presseinformation Kiel, den 18.06.2014Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 20 + 30 u.a. Anträge zur Bildungs- und Wissenschaftsfinanzierung im Rahmen der beschlossenen Bafög-Übernahme des Bundes Drs. 18/1960, 18/1970, 18/1971 u.a. „Fakt ist, dass wir im Vergleich zu den Plänen unserer Vorgänger erheblich mehr Lehrerstellen im Schulsystem belassen“Es wurde oft gesagt und trotzdem scheint es noch lange nicht überall angekommen zu sein:Investitionen in Bildung sind konkrete Investitionen in die Zukunft unseres Landes. Mirpersönlich fällt kaum etwas Nachhaltigeres ein, als die Finanzierung von Bildungsaufgaben. Soschaffen wir konkrete Chancen und eröffnen unserer jungen Generation bessereZukunftsperspektiven. Nur zur Erinnerung: Die rot-grün-blaue Koalition hat sich von Beginn andarauf verständigt, dass Bildung, soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung dieHauptthemen dieser neuen Regierung sein werden. Egal ob Kita, Schule oder Hochschule -überall haben wir wichtige Dinge angestoßen. Und wir haben schon vieles erreicht. DiesenWeg werden wir konsequent weitergehen. 2Wer sich zum Beispiel die Schulpolitik der vergangenen zwei Jahre etwas genauer anschaut,kommt um eine Tatsache kaum herum: Wir erhöhen die Zahl der von der alten Regierunggeplanten Lehrerstellen spürbar. Denn wir wollen die Qualität der Bildung erhöhen. Diedahinter liegenden Ziele sind die Verringerung des Unterrichtsausfalls, die Integration vonKindern und Jugendlichen mit Behinderung und die Qualitätssteigerung durch ungeteiltenUnterricht. Und wie Sie wissen, beschränken wir unsere Bemühungen nicht nur auf dieöffentlichen Schulen. Nein, wir unterstützen auch die Schulen in freier Trägerschaft deutlichstärker als unsere schwarz-gelben Vorgänger. Denn bei uns gibt es nicht den leisesten Zweifeldaran, dass wir als Land eine Verantwortung für alle Schülerinnen und Schüler tragen. Auch soerhöhen wir die Bildungschancen in unserem Land.Dass Bildung für Rot-Grün-Blau oberste Priorität hat, ist also nicht besonders neu.Vergleichsweise neu ist aber die Tatsache, dass der Bund den Ländern bis 2017 rund 6Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung stellt, um Bildung zu finanzieren. Hier gibt eskeinerlei Einschränkung auf Teilbereiche. Die Mittel stehen damit grundsätzlich fürfrühkindliche Bildung, für Schulen und für Hochschulen zur Verfügung. Auf unser Land entfällteine jährliche Summe von 36,4 Millionen Euro. Keine Frage: Dieses Geld kann Schleswig-Holstein sehr gut gebrauchen. Dass wir hiermit sehr sorgfältig und verantwortungsvoll planen,dürfte nicht nur vor dem Hintergrund der Schuldenbremse selbstverständlich sein. Es ist aberauch klar, dass diese zusätzlichen Mittel nicht ausreichen werden, um zukünftig allesausfinanzieren zu können.Wir stehen nicht erst seit heute vor großen Herausforderungen im Bildungsbereich. So viel istsicher. Und gerade weil wir so viele Baustellen haben, ist in der aktuellen Situation einePrioritätensetzung notwendig. Wie Sie wissen, hat sich die Koalition darauf verständigt, dieBafög-Mittel in erster Linie für die Verbesserung der Unterrichtsversorgung zu nutzen. Hiersehen wir akuten Bedarf. Und dass, obwohl wir im letzten Jahr bereits 300 Lehrerstellen mehrerhalten haben, als von CDU und FDP geplant. Das mag man kritisieren. Natürlich kann man 3hier andere Vorstellungen haben und eine andere Zielsetzung verfolgen. Aber mit Blick auf somanchen Vorschlag der Opposition muss ich doch zumindest grundsätzlich daran erinnern,dass wir dieses Geld nicht mehrfach ausgeben können. Auch wenn ich ihm viel zutraue: Dasschafft vermutlich nicht einmal der Kollege Günther. Wer also andere Dinge verschläft, musszumindest dann so ehrlich sein zu sagen, dass dann die Unterrichtsversorgung weiter leidet.Keine Frage: Wir stehen zu unserem Anspruch, unser Bildungssystem auf solide Füße zu stellenund insgesamt moderner zu gestalten. Und natürlich haben wir allein für unsereHochschullandschaft einen enormen Investitionsbedarf. Wer die Dinge aber auch nurhalbwegs unvoreingenommen sieht, wird dieser Regierung doch nicht ernsthaft eineVernachlässigung der Hochschulen vorwerfen wollen. Tatsache ist, dass wir unseren Unis mitdem zweckgebundenen Sondervermögen für Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmenüberhaupt erst die nötige Luft zum Atmen geben. Und ganz nebenbei bemerkt werden sie auchim Rahmen des Hochschulpakts 3 ab 2016 mit jährlich 10 Millionen Euro von Seiten des Landesunterstützt.Doch kommen wir zurück zur primären Verwendung der Bundesmittel. Es ist allgemeinbekannt, dass die Schulen im Gegensatz zu den Hochschulen unmittelbar vomStellenabbaupfad betroffen sind. Und es zeichnet sich leider immer deutlicher ab, dass die vonuns vorgenommene Abmilderung der schwarz-gelben Einschnitte noch nicht ausreicht.Deshalb geht es uns auch über die 300 zusätzlichen Stellen im vergangenen Haushalt hinaus,primär um die Verbesserung der Unterrichtsversorgung an unseren Schulen. Um in dieserSache schnell voranzukommen, wollen wir über einen Nachtragshaushalt schon ab August 228Stellen im Gegenwert von 4,75 Millionen Euro bereitstellen. Aus meiner Sicht wäre es daherwünschenswert, wenn auch die Opposition dieses Ansinnen mittragen könnte. Wir wollen dieentsprechende Initiative in der Julitagung in erster und zweiter Lesung beraten. So istsichergestellt, dass diese Maßnahme bereits zum kommenden Schuljahr greift. Und genau dasist unser Ziel. 4SPD, Grünen und SSW ist natürlich gleichermaßen wichtig, dass es nicht bei dieserSofortmaßnahme zum kommenden Schuljahr bleibt. Wir werden deshalb zum August 2015weitere 200 Stellen schaffen. Gefolgt von 100 Stellen im Jahr 2016 und schließlich wieder 200Lehrerstellen im Jahr 2017. Wenn wir als Ansatz von 50.000 Euro pro Lehrerstelle ausgehen -wie im Übrigen auch Union und FDP zu Regierungszeiten - dann macht das allein schon mal728 Lehrerstellen zusätzlich. Man kann natürlich der Auffassung sein, dass auch dies vorne undhinten nicht reicht. Aber wer fair ist, sollte doch zumindest eine Prioritätensetzung für Bildungerkennen können.Doch wie Sie vielleicht wissen, haben wir neben dieser überdeutlichen Steigerung bei denLehrerstellen noch eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen vereinbart. Zu den wichtigstengehört für mich die Stärkung der Schulassistenz insbesondere an Grundschulen. Wir wollen diezur Verfügung stehenden Mittel schon ab 2015 nutzen, um deutlich über 300 schulischeAssistenzstellen zu schaffen. Hier wird das Inklusionskonzept der Bildungsministerin sichersowohl Bedarf, wie Antragsverfahren und weitere Details konkretisieren. Wichtig scheint mir,dass wir uns jetzt, in der Frühphase der Ausgestaltung, Gedanken darüber machen, ob hiernicht auch Schulen in freier Trägerschaft einen vergleichbaren Bedarf haben. LernbehinderteKinder gibt es schließlich überall im Schulsystem.Last but not least wollen wir die Unterrichtsversorgung durch die Aufstockung desVertretungsfonds verbessern. Hiervon werden nach unserer Erwartung vor allem auchBerufsschulen profitieren. Gerade weil die Vielzahl der oben genannten zusätzlichenLehrerstellen im Sek-1-Bereich angesiedelt sein wird, sind diese flankierenden Maßnahmenwichtig. Denn wir wollen alle Schulformen stärken. Gemeinsames Ziel ist ein mehr an Inklusionund keine Mogelpackung. Um Missverständnissen vorzubeugen will ich nochmal ganz klarsagen: Die erwähnten 314 Schulassistenzstellen werden zusätzlich geschaffen. Damit handeltes sich also auch hier um eine weitere Entlastung und keine Belastung unserer Lehrkräfte. 5Mal ganz ehrlich: Wer vor diesem Hintergrund noch immer stumpf behauptet, wir gingenHerausforderungen wie etwa die Inklusion nicht entschlossen genug an, der tut das doch ausschierer Verzweiflung. Fakt ist, dass wir im Vergleich zu den Plänen unserer Vorgängererheblich mehr Lehrerstellen im Schulsystem lassen. Wenn wir den von CDU und FDPanvisierten Abbaupfad fortschreiben. Und wenn wir die aktuelle demografische Entwicklungzugrunde legen, die ja vollständig zur Haushaltskonsolidierung genutzt werden sollte, dannkommen wir bis 2017 auf nicht einmal 20.400 Stellen. Dem gegenüber stehen nach unsererPlanung exakt 21.873 Lehrerstellen. Selbst wenn wir dann fairerweise noch die rund 300Lehrerstellen berücksichtigen, die die CDU gerade vollmundig für ihren fiktivenNachtragshaushalt gefordert hat, sind wir noch immer mit 1200 Stellen im Plus.Ich denke, wir müssen uns hier ganz gewiss nicht verstecken. Unser Ziel ist es, dieBildungschancen der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen spürbar zu verbessern.Wie Sie sehen, nutzen wir die vorhandenen Spielräume, um unseren Kindern - und damit auchunserem Land - die bestmöglichen Zukunftschancen zu sichern. Wir sehen unsere klareVerantwortung für die Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein. Und wir sehen das Rechtjedes Einzelnen auf Bildung von möglichst hoher Qualität. Mit dem beschlossenen Bündel anMaßnahmen sind wir hier auf einem guten Weg.