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15.05.14
12:35 Uhr
B 90/Grüne

Detlef Matthiessen zur E-Mobilität in Schleswig-Holstein

Presseinformation

Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Es gilt das gesprochene Wort. Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel
TOP 13 – Landesliegenschaften: Parken und Laden für Telefon: 0431 / 988 - 1503 Fahrzeuge mit Elektroantrieb Fax: 0431 / 988 - 1501 Mobil: 0172 / 541 83 53 Dazu sagt der energiepolitische Sprecher presse@gruene.ltsh.de der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, www.sh.gruene-fraktion.de

Detlef Matthiessen Nr. 208.14 / 15.05.2014


Der E-Mobilität gehört die Zukunft Wer A sagt muss auch B sagen. Wer Energiewende sagt, muss auch Verkehrswende sagen. Allein der Straßenverkehr braucht mehr Energie in Form von Öl als alle Sektoren zusammen an elektrischen Strom.
Der Verkehrssektor, insbesondere der Straßenverkehr, beruht im Wesentlichen auf Im- port. Wir erzeugen ca. 150 Millionen t Stk [Steinkohleäquivalente] und importieren ca. 380. Mit anderen Worten: Deutschland hängt am Tropf. Einen gedanklichen Exkurs in Richtung Ukrainekrise überlasse ich Ihnen an dieser Stelle.
Der Verkehr schafft es bislang nicht, seinen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgas- emissionen zu leisten. Er hat aber das Zeug dazu.
Die Verlagerung der energetischen Bedarfsabdeckung in den Strombereich gilt als ein wesentlicher Baustein der erforderlichen Strategie „weg vom Öl“. Damit werden Ziele des Klimaschutzes und der Versorgungssicherheit adressiert sowie die der Innovation und Industriepolitik, Decarbonisierung, CO2-arme Wirtschaft.
Der E-Mobilität gehört die Zukunft.
Warum gilt denn der elektrische Antrieb als vorteilhaft gegenüber dem Verbrennungsmo- tor?
1. Der Wirkungsgrad des E-Motors liegt bei über 90 Prozent. Der Verbrennungsmo- tor liegt bei unter 30 Prozent. 2. Vor der Ampel braucht der elektrische Antrieb null Energie, der Verbrennungsmo- tor läuft weiter. Im Stau verbraucht der E-Motor nur so viel Strom wie erforderlich. 3. Bei einer sehr erfreulichen Kraftentfaltung ist der Elektromotor in seiner Eigen- schaft als Generator in der Lage die Bremsenergie zurückzugewinnen.
Seite 1 von 4 Das klingt zunächst mal gut: Ich ersetze einen Liter Diesel mit seinem Energiegehalt von ca. 10 kWh [Kilowattstunden] durch weniger als 3 kWh Strom. Da kommt es entschei- dend darauf an, wie der Strom erzeugt wurde, wenn man einen korrekten Vergleich zie- hen will.
Entscheidend bei der Prozesskettenbetrachtung sind die spezifischen Emissionen:
Eine Kilowattstunde Braunkohlestrom erzeugt ca. 1,2 kg [Kilogramm] CO 2 [Kohlendioxid], Windstrom 30 g [Gramm].
Ein Liter Diesel verbrennt im Motor zu etwa 3 kg CO2 inklusive Vorkette oder 150 g pro km [Kilometer].
Substituieren wir diesen Liter Diesel mit Elektroantrieb wird daraus 3,6 kg bei Braunkoh- le, also 0,6 kg mehr als mit dem Dieselmotor, bei Windstrom 60 g, also 2,94 kg weniger.
„Die Elektromobilität kann ihre klima- und energiepolitischen Vorteile nur dann ausspie- len, wenn sie mit Strom aus ausschließlich Erneuerbaren Energien gespeist wird.“
Diesem Zitat von Herrn Vohrer von dem Industrieforum Unendlich Energie ist nichts hin- zuzufügen.
Der Durchschnitt Treibhausgasausstoß liegt zurzeit in Deutschland ungefähr bei einem halben kg pro kWh Strom.
Wer mitgerechnet hat: Beim heutigen Strommix Deutschland halbiert die E-Mobilität also die CO2-Emission des Verkehrssektors, bzw. würde halbieren, wenn wir sie denn hätten.
Haben wir aber nicht.
Wissen Sie, wie viele reine Elektro-PKW in SH neu zugelassen wurden im letzten Jahr? 219 ! Stolz kann ich verkünden: Da war mein Nissan Leaf dabei.
[Nun bin ich bei den GRÜNEN energie- und innovationspolitischer Sprecher, also 218 Freiwillige im Norden in 2013.]
Der PKW-Bereich hinkt also weit hinterher und lebt mehr von politischen Verlautbarun- gen, Berichterstattung in der Presse und Ankündigungen der Industrie als von einem nennenswerten Verkehrsaufkommen. Die Bundesregierung will bis 2020 eine Million E- Mobile auf die deutschen Straßen bringen. Jetzt sind es 16 Tausend. Merkel erwartet al- so 170 Tausend Zulassungen ab heute in jedem Jahr bis 2020. Ich bin selber Optimist und liebe ambitionierte Ziele für die Energiewende. Unser Land sollte dazu einen Beitrag leisten.
Der Markt bietet endlich auch einige Elektrofahrzeuge von deutschen Herstellern an. Auch Hybridfahrzeuge mit externer E-Betankung (Plug-In Hybride) kommen.
Die Statistik des Kraftfahrtbundesamtes differenziert zwischen Hybriden, die grundsätz- lich Verbrenner sind und reinen Elektroantrieben. Das wird sich nicht mehr halten lassen.
Die Hybride mit Plug-In – also externer Beladung aus der Steckdose – haben heute schon elektrische Reichweiten von 40 km und mehr, Tendenz steigend. Das ist mehr als die durchschnittliche Weglänge aller Fahrten, die die Menschen mit ihrem fahrbaren Un- tersatz vornehmen.
Der E-PKW wird auch schon mit Verbrennungsmotor als Range Extender, also als 2 Reichweitenverlängerer, angeboten. Ebenfalls: Tendenz steigend.
Es wird also für verschiedene Bedarfe unterschiedliche Angebote geben. Der Verkehr der Zukunft wird sich stark ändern. Weniger Eigentum des Fortbewegungsmittels, mehr Angebotssteuerung über das App im Handy, mehr Durchmischung der Verkehrsträger, mehr Durchlässigkeit, ein anderer Modal Split und natürlich mehr Strom im Verkehrssek- tor.
Meine Partei hat dies erkannt und mit Beschlüssen auf dem Parteitag am Wochenende in Brunsbüttel unterlegt.
Die Zulassungszahlen steigen allmählich. Das ist gut so, auch wenn wir das Kanzlerin- nentempo noch nicht erreicht haben. Die Nutzung des E-Mobils wird allerdings zum Abenteuer, wenn sich bei begrenzter Reichweite des Fahrzeuges die Auflademöglichkeiten als noch begrenzter erweisen. Damit senkt der Mangel an Lade- möglichkeiten den Mut zur Anschaffung eines E-Fahrzeuges. Umgekehrt gibt die geringe Anzahl an E-Mobilen keinen drängenden Grund, Lademöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Dieses Problem adressiert unser Antrag.
Die Schaffung von Ladepunkten im Parkraum der Landesliegenschaften soll diesen „Ei- Huhn-Konflikt“ entschärfen. Wir wollen den Antrag in den Wirtschaftsausschuss über- weisen und dort weiter beraten.
Die Piraten sehen den Datenschutz berührt. Big Brother is watching you. Das kann beim Stromtanken ein Thema werden. Sag mir wann und wo Du getankt und gezahlt hast und ich sag Dir ganz viel über dich: Über deine Gewohnheiten und deinen Charakter. Daher sollten wir diesbezüglich vorbeugen und in Schleswig-Holstein solchen Systemen den Vorzug geben, die auch eine anonyme Benutzung ermöglichen.
Es gibt auch weitere Probleme, die einer Lösung zugeführt werden sollten.
Arbeitgeber sollten Pedelecnutzung ihrer Beschäftigten unterstützen. Landtag und Lan- desregierung sollten das Laden von Batterien im Dienst ermöglichen. Die Beträge sind gering. Wir sollten also in einem Runderlass gestatten, dass im Dienst Fahrradbatterien wie Mobiltelefone umsonst geladen werden dürfen. Das dient neben der Gesundheits- förderung auch der Rechtssicherheit gegenüber möglichen Vorwürfen des Stromdieb- stahls.
Ich habe mit den Kollegen Olaf Schulze, Hartmut Hammerich und Jens-Christian Mag- nussen gestern über berufliche Ausbildung gesprochen. Sollten wir nicht Antriebstechni- ker als Ausbildungsziel statt klassischem KFZ-Techniker oder Elektriker etc. anstreben? Prof. Berg aus Flensburg regte dies an, weil in der Industrie wie im Verkehr usw. diesel- ben Systeme zur Anwendung kommen.
Strom als Antriebstechnologie im Verkehr hat ökonomische Vorteile. Im Bahnantrieb ist er schon seitlangem etabliert. Zudem ist in den letzten Jahren eine starke Zunahme des elektrischen Fahrradverkehrs zu beobachten. Mit mehr als Zwei Millionen verkauften Pedelecs hat im Fahrradverkehr eine Deutliche und im doppelten Sinne des Wortes Ab- stimmung mit den Füssen stattgefunden.
Der Systemwechsel vom Verbrennungs- zum Elektromotor bietet große Zukunftschan- cen. Minister Habeck hat für die Landesregierung ein neues E-Mobilitätskonzept vorge- legt, in dem das deutlich wird.
Minister Meyer hat in seiner Rede auf der E-Mobilitätsveranstaltung des Landes-Energie- 3 Kompetenz-Zentrums in der letzten Woche in Neumünster hervorgehoben, dass sich der Blick nicht nur auf den sich langsam entwickelnden PKW-Bereich richten sollte, sondern dass der maritime Bereich gerade in Schleswig-Holstein wichtig ist. Oder die E-Train- Gruppe, die sich bei der WTSH [Wirtschaftsförderung SH] gebildet hat. Genauer: Der Arbeitskreis Oberleitungsfreie Elektrifizierung des Bahnverkehrs in SH.
Das ist ein ganz großes Thema für SH:
Es laufen eben nicht nur Kühe auf den Weiden und Touristen an den Stränden von Nord- und Ostsee in SH.
Aus dem Arbeitskreis hat sich ein Industriekonsortium gebildet, das bis 2017 neue elekt- rische Bahnantriebssysteme für den Markt bereitstellen will. Marktreife, meine Damen und Herren.
 Der Lokomotivhersteller aus Kiel  Der Leistungelektroniker aus Flensburg  Der Batteriehersteller aus Geesthacht  Fraunhofer ISIT aus Itzehoe
Wir haben zwei Elektromotorenhersteller mit eigener Entwicklung in Flensburg und Eutin, die CAU in Kiel will die induktive Beladung der Lokomotiven mitentwickeln, FH Kiel mit dem E-Mobilität Kompetenz Zentrum, FH Heide, FH Flensburg: Überall Beiträge zum Thema Elektromobilität. Das ist eine industriepolitische Chance.
In SH haben wir fast zwei Drittel nicht elektrifizierte Schiene, in Deutschland ist es unge- fähr die Hälfte. In Nordamerika praktisch das ganze Schienennetz.
Man mag es kaum glauben: Wir sind heute bereits gut aufgestellt in SH beim Thema Elektromobilität und beim Thema Energiewende.
Deutschland ist ganz groß im Verschlafen und Verschenken von Innovationen. Lassen Sie uns heute die Chancen für unser Land Schleswig-Holstein erkennen und nutzen.


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