Flemming Meyer: Krabben- und Muschelfischerei im Nordseeküstengewässer
Presseinformation Kiel, den 09.04.2014Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 17 Krabben- und Muschelfischerei im Nordseeküstengewässer Drs. 18/1728Die Fischerei – und dazu zählen auch die Krabben- und Muschelfischerei – ist ein wichtiger Teilder schleswig-holsteinischen Nordseeküstengewässer und sie gehören zum echten Norden dazu.Sie gehört zu den traditionellen Nutzungen und aus diesem Grund ist sie im Schleswig-Holsteinischen Nationalparkgesetz fest verankert. Damit hat die Fischerei quasi einenrechtlichen Schutzstatus.Ich sage dies so deutlich, weil es immer wieder zu Differenzen zwischen den Interessen desNaturschutzes und den wirtschaftlichen Interessen der Fischer kommt. Angesichts dernationalen und internationalen naturschutzfachlichen Bedeutung des Wattenmeeres, sindsolche Konflikte manchmal unvermeidlich. Auf der einen Seite die Forderungen nachumfangreicheren Schutz der natürlichen Lebensräume, auf der anderen Seite die Fischer, die ihrewirtschaftlichen Interessen in Gefahr sehen.Wir haben im Nationalpark klar definierte Schutzzonen, die bis zur Nullnutzung gehen. DieseZonen wurden in einem langen und durchaus kontrovers geführten Prozess, zwischen allenBeteiligten an der Westküste geeint. Und deshalb sage ich ganz deutlich: Beide Seiten habenihre Berechtigung und dies wird von uns weder angezweifelt noch in Frage gestellt. 2Es ist unbestritten, dass das Verhältnis zwischen dem MELUR und den Krabben- undMuschelfischern in der Vergangenheit nicht das Beste war. Aber mein Eindruck ist, dass dieseAnlaufschwierigkeiten mittlerweile abgeklungen sind. Die Küstenkoalition ist nämlich gar nichtso schlimm wie einst befürchtet wurde.Über mehrere Jahre haben die Krabbenfischer unter dem Preisdiktat einiger Krabben-Großhändler stark gelitten – dabei ging es sogar bis zur Existenzgefährdung der Krabbenfischer.Die EU hat gegen das „Krabben-Kartell“, wegen Preis- und Mengenabsprachen, Ende letztenJahres eine Strafe in Millionenhöhe verhängt. Dieser Druck, hat die Krabbenfischer veranlasst,mit ihren Kollegen aus Niedersachsen, die Erzeugergemeinschaft Deutscher Krabbenfischer zugründen, um sich unabhängig von Großhändlern zu machen. Zu diesem Schritt kann man denKrabbenfischern nur gratulieren.Die allgemeine Preissituation am Markt hat sich in den letzten beiden Jahren erheblichverbessert und seitdem fahren die Krabbenfischer Erlöse auf Rekordniveau ein und man kannoptimistischer in die Zukunft blicken. Diese Erlöse sind aber auch wichtig, um die Flotte für dieZukunft fit zu machen und um sie auf eine nachhaltige Fischerei umzurüsten.Dies waren auch die Schwerpunktthemen des diesjährigen Krabbenfischereitages in Büsum. Esist zu begrüßen, dass sich die Krabbenfischer dieser Themen annehmen und sich fürumweltgerechtere Fangmethoden, energieeffizientere Schiffe und Prozesse an Bord engagieren.Wir werden die Krabbenfischer bei diesen Projekten unterstützen und sie auf ihrem Weg weiterbegleiten. Hier sind Politik, Forschung und Fischer auf einem gemeinsamen Weg, umnachhaltige Fischereimethoden beim Krabbenfang zu verbessern.Die gezüchteten Miesmuscheln aus dem Wattenmeer gelten als die Besten der Welt. Doch dieMiesmuschelwirtschaft zeichnet sich stets durch stark schwankende Erträge aus. So gab esgerade in der Vergangenheit überdurchschnittlich viele schlechte Jahre, wo auch dieBesatzmuschelmengen zur Belegung der Kulturen insgesamt zurückgegangen sind. DieserRückgang sollte kompensiert werden durch die Einführung von Besatzmuscheln, um die 3wirtschaftliche Nutzung der Miesmuscheln weiter zu gewährleisten. Wie wir wissen wurde derImport von Muscheln aus Gebieten, die außerhalb des Schleswig-Holsteinischen Nationalparksliegen, gerichtlich untersagt. Hier sind nun Lösungen gefragt, wie die Fischer Besatzmuscheln,aus heimischem Gewässer, gewinnen können, um sie anschließend weiter kultivieren zukönnen. Die dafür genutzten Saatmuschelgewinnungsanlagen, die sogenannten Smartfarms,zeichnen jedoch neues Konfliktpotential auf, da sie aus Sicht der Naturschutzverbände nicht mitden Zielen des Nationalparks in Einklang zu bringen sind.Die Muschelfischerei muss im Nationalpark weiter möglich sein. Hier müssen kompromissfähigeLösungen gefunden werden, damit die Muschelfischer an der Westküste ihrer traditionellenNutzung weiter nachgehen können. Schließlich gehören auch die Muschelfischer an derWestküste zum echten Norden.