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09.04.14
16:32 Uhr
SSW

Flemming Meyer: Krabben- und Muschelfischerei im Nordseeküstengewässer

Presseinformation Kiel, den 09.04.2014

Es gilt das gesprochene Wort



Flemming Meyer
TOP 17 Krabben- und Muschelfischerei im Nordseeküstengewässer Drs. 18/1728

Die Fischerei – und dazu zählen auch die Krabben- und Muschelfischerei – ist ein wichtiger Teil
der schleswig-holsteinischen Nordseeküstengewässer und sie gehören zum echten Norden dazu.
Sie gehört zu den traditionellen Nutzungen und aus diesem Grund ist sie im Schleswig-
Holsteinischen Nationalparkgesetz fest verankert. Damit hat die Fischerei quasi einen
rechtlichen Schutzstatus.
Ich sage dies so deutlich, weil es immer wieder zu Differenzen zwischen den Interessen des
Naturschutzes und den wirtschaftlichen Interessen der Fischer kommt. Angesichts der
nationalen und internationalen naturschutzfachlichen Bedeutung des Wattenmeeres, sind
solche Konflikte manchmal unvermeidlich. Auf der einen Seite die Forderungen nach
umfangreicheren Schutz der natürlichen Lebensräume, auf der anderen Seite die Fischer, die ihre
wirtschaftlichen Interessen in Gefahr sehen.
Wir haben im Nationalpark klar definierte Schutzzonen, die bis zur Nullnutzung gehen. Diese
Zonen wurden in einem langen und durchaus kontrovers geführten Prozess, zwischen allen
Beteiligten an der Westküste geeint. Und deshalb sage ich ganz deutlich: Beide Seiten haben
ihre Berechtigung und dies wird von uns weder angezweifelt noch in Frage gestellt. 2
Es ist unbestritten, dass das Verhältnis zwischen dem MELUR und den Krabben- und
Muschelfischern in der Vergangenheit nicht das Beste war. Aber mein Eindruck ist, dass diese
Anlaufschwierigkeiten mittlerweile abgeklungen sind. Die Küstenkoalition ist nämlich gar nicht
so schlimm wie einst befürchtet wurde.


Über mehrere Jahre haben die Krabbenfischer unter dem Preisdiktat einiger Krabben-
Großhändler stark gelitten – dabei ging es sogar bis zur Existenzgefährdung der Krabbenfischer.
Die EU hat gegen das „Krabben-Kartell“, wegen Preis- und Mengenabsprachen, Ende letzten
Jahres eine Strafe in Millionenhöhe verhängt. Dieser Druck, hat die Krabbenfischer veranlasst,
mit ihren Kollegen aus Niedersachsen, die Erzeugergemeinschaft Deutscher Krabbenfischer zu
gründen, um sich unabhängig von Großhändlern zu machen. Zu diesem Schritt kann man den
Krabbenfischern nur gratulieren.
Die allgemeine Preissituation am Markt hat sich in den letzten beiden Jahren erheblich
verbessert und seitdem fahren die Krabbenfischer Erlöse auf Rekordniveau ein und man kann
optimistischer in die Zukunft blicken. Diese Erlöse sind aber auch wichtig, um die Flotte für die
Zukunft fit zu machen und um sie auf eine nachhaltige Fischerei umzurüsten.
Dies waren auch die Schwerpunktthemen des diesjährigen Krabbenfischereitages in Büsum. Es
ist zu begrüßen, dass sich die Krabbenfischer dieser Themen annehmen und sich für
umweltgerechtere Fangmethoden, energieeffizientere Schiffe und Prozesse an Bord engagieren.
Wir werden die Krabbenfischer bei diesen Projekten unterstützen und sie auf ihrem Weg weiter
begleiten. Hier sind Politik, Forschung und Fischer auf einem gemeinsamen Weg, um
nachhaltige Fischereimethoden beim Krabbenfang zu verbessern.


Die gezüchteten Miesmuscheln aus dem Wattenmeer gelten als die Besten der Welt. Doch die
Miesmuschelwirtschaft zeichnet sich stets durch stark schwankende Erträge aus. So gab es
gerade in der Vergangenheit überdurchschnittlich viele schlechte Jahre, wo auch die
Besatzmuschelmengen zur Belegung der Kulturen insgesamt zurückgegangen sind. Dieser
Rückgang sollte kompensiert werden durch die Einführung von Besatzmuscheln, um die 3
wirtschaftliche Nutzung der Miesmuscheln weiter zu gewährleisten. Wie wir wissen wurde der
Import von Muscheln aus Gebieten, die außerhalb des Schleswig-Holsteinischen Nationalparks
liegen, gerichtlich untersagt. Hier sind nun Lösungen gefragt, wie die Fischer Besatzmuscheln,
aus heimischem Gewässer, gewinnen können, um sie anschließend weiter kultivieren zu
können. Die dafür genutzten Saatmuschelgewinnungsanlagen, die sogenannten Smartfarms,
zeichnen jedoch neues Konfliktpotential auf, da sie aus Sicht der Naturschutzverbände nicht mit
den Zielen des Nationalparks in Einklang zu bringen sind.
Die Muschelfischerei muss im Nationalpark weiter möglich sein. Hier müssen kompromissfähige
Lösungen gefunden werden, damit die Muschelfischer an der Westküste ihrer traditionellen
Nutzung weiter nachgehen können. Schließlich gehören auch die Muschelfischer an der
Westküste zum echten Norden.