Christopher Vogt zu TOP 34 (Jugendberufsagenturen): Die Übertragbarkeit des Modells der Jugendberufsagenturen auf Schleswig-Holstein muss geprüft werden
FDP-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein 1Presseinformation Es gilt das gesprochene Wort!Sperrfrist Redebeginn Wolfgang Kubicki, MdL Vorsitzender Christopher Vogt, MdL Nr. 076 / 2014 Stellvertretender Vorsitzender Dr. Heiner Garg, MdL Parlamentarischer Geschäftsführer Kiel, Freitag, 21. Februar 2014Wirtschaft / Jugendberufsagenturen www.fdp-fraktion-sh.de Christopher Vogt: Die Übertragbarkeit des Modells der Jugendberufsagenturen auf Schleswig-Holstein muss geprüft werden In seiner Rede zu TOP 34 (Jugendberufsagenturen) erklärt der wirt- schaftspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt:„Zunächst möchte ich erneut betonen, dass die FDP-Fraktion das Hamburger Modell der Jugendberufsagenturen für ein hochinteres- santes Modell hält und deshalb ist es auch richtig, die Übertragbar- keit dieser Idee auf unser Flächenland zu prüfen. Es leuchtet jedem ein, dass es Sinn machen sollte, wenn Jugendliche vor bzw. wäh- rend ihres Einstiegs in das Berufsleben koordinierte Beratung und Hilfe ‚unter einem Dach‘ finden könnten. Dies könnte Kräfte bündeln, Doppelstrukturen vermeiden und würde für alle Beteiligten eine neue Form der Übersichtlichkeit schaffen.Es muss jedoch auch allen Beteiligten klar sein, dass es bis dahin in Schleswig-Holstein ein sehr langer und steiniger Weg werden könn- te, denn schließlich unterscheiden sich die bisherigen und ja auch – so oder so – die zukünftigen Strukturen hierzulande deutlich von de- nen im Stadtstaat Hamburg.Nun muss man feststellen, dass der vom Landtag an die Landesre- gierung gerichtete Prüfauftrag, ob das in Hamburg eingeführte Mo- dell der Jugendberufsagenturen auch auf unser Flächenland über- tragen werden könnte, nicht erfüllt wurde und vermutlich auch tat- sächlich nicht erfüllt werden konnte.Dies ist angesichts der überschaubaren Erfahrungen, die die Ham- burger seit Ende 2012 sammeln konnten auch nicht wirklich überra- schend, aber bemerkenswert ist es schon, wenn die Koalitionsfrakti-Dr. Klaus Weber, Pressesprecher, v.i.S.d.P., FDP-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431 / 988 1488, Telefax: 0431 / 988 1497, E-Mail: fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.de, Internet: http://www.fdp-fraktion-sh.de 2 onen einen Prüfauftrag an die eigene Landesregierung beantragen, den das Parlament dann auch beschließt, und dann teilt uns die Landesregierung gleich zu Beginn des Berichts mit erfrischender Of- fenheit mit, dass der Auftrag des Parlamentes gar nicht erfüllt werden konnte.Auch wenn man so ein extrem höflicher Mensch ist wie ich, muss man da wohl von ‚Dialog-Versagen‘ bei der Koalition sprechen! Das ist ja auch nichts Neues. Ein bestellter Bericht von Seiten der Lan- desregierung war das hoffentlich nicht, sonst wäre es wirklich er- schreckend. Man muss sich wirklich wundern, dass Sie hier heute über diesen Bericht debattieren wollten, man hätte diesen angesichts des Ergebnisses auch einfach im Ausschuss beraten können.Immerhin: Der Bericht kann eine Grundlage für den Beginn einer Diskussion zu einem wichtigen Thema sein und er gibt zumindest ei- nen gewissen Überblick über die bisherigen Konzepte und Struktu- ren. Er wird ja in den Ausschuss zur weiteren Beratung verwiesen werden, ich möchte jedoch vorschlagen, dass die Landesregierung in etwa einem Jahr den offenbar nicht erfüllbaren Auftrag des Landta- ges nachholt, wenn man in Hamburg belastbare Erfahrungen sam- meln konnte.Die jüngsten Statistiken zeigen, dass wir in Deutschland – trotz der leider immer noch hohen strukturellen Arbeitslosigkeit in Ostdeutsch- land – die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit und – nach Österreich – die zweitniedrigste Arbeitslosenquote in der EU haben. Das ist einer- seits zwar beruhigend, sollte aber andererseits niemanden dazu ver- anlassen, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen, auch weil der Ver- gleich mit unseren Nachbarländern wegen der wirtschaftlichen und auch arbeitsmarktpolitischen Probleme, die dort derzeit vorhanden sind, nicht der entscheidende Maßstab sein sollte.Man kann derzeit auf dem ‚jungen‘ schleswig-holsteinischen Ar- beitsmarkt zwei Entwicklungen beobachten, die meines Erachtens die wichtigsten Herausforderungen in der Arbeitsmarktpolitik für die- se Altersgruppe darstellen: Zum einen wird der demographische Wandel in unserer Gesellschaft auf dem Ausbildungsmarkt immer deutlicher spürbar. Es ist bisher vor allem der demographische Wan- del in Mecklenburg-Vorpommern, der hier zu spüren ist, weil es deut- lich weniger Bewerber aus unserem Nachbarbundesland gibt als in den vergangenen 20 Jahren. Zusammen mit noch einigen anderen Faktoren führt dies dazu, dass wir bereits mehrfach mehr Ausbil- dungsplätze als Bewerber hatten. Der demographische Wandel be- deutet für die junge Altersgruppe eine enorme Belastung, auf dem Arbeitsmarkt eröffnet er aber auch bisher ungeahnte Möglichkeiten.Dies führt dann zur zweiten Entwicklung: Das Auseinanderdriften auf dem jungen Arbeitsmarkt und die immer noch viel zu hohe Zahl an nicht vermittelbaren Bewerbern, die trotz der offenen Ausbildungs- plätze keinen bekommen, weil sie leider oftmals auch nicht die not- wendigen Voraussetzungen mitbringen. Das ist ein Drama, bei dem Dr. Klaus Weber, Pressesprecher, v.i.S.d.P., FDP-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431 / 988 1488, Telefax: 0431 / 988 1497, E-Mail: fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.de, Internet: http://www.fdp-fraktion-sh.de 3 noch engagierter gehandelt werden muss. Hier muss der Staat unter die Arme greifen, damit auch diese Menschen trotz der geringen Qualifizierung ein selbstbestimmtes Leben führen können. Gerade für diese jungen Menschen muss geprüft werden, ob eine noch bes- ser koordinierte Beratung mit der Hilfe ‚unter einem Dach‘ nach dem Hamburger Modell möglich wäre, denn nur die bedarfsgerechte Be- treuung in Form eines massiven Engagements und die professionelle Begleitung über mehrere Jahre kann meines Erachtens dazu beitra- gen, dass diese jungen Menschen, auf deren Beitrag unsere Gesell- schaft auch angewiesen ist, dauerhaft auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können. Jugendberufsagenturen sind da, wie gesagt, ein hochinteressantes Modell, über dessen Übertragbarkeit wir uns hier jedoch erst dann ernsthafter unterhalten können, wenn ausreichende und belastbare Erfahrungswerte vorliegen.“Dr. Klaus Weber, Pressesprecher, v.i.S.d.P., FDP-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431 / 988 1488, Telefax: 0431 / 988 1497, E-Mail: fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.de, Internet: http://www.fdp-fraktion-sh.de