Anita Klahn zu TOP 26 u. 38 (Schriftspracherwerb): Keine Experimente beim Schriftspracherwerb!
FDP-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein 1Presseinformation Es gilt das gesprochene Wort! Wolfgang Kubicki, MdL Sperrfrist Redebeginn Vorsitzender Christopher Vogt, MdL Stellvertretender Vorsitzender Nr. 430 / 2013 Dr. Heiner Garg, MdL Parlamentarischer GeschäftsführerKiel, Mittwoch, 25. September 2013 www.fdp-fraktion-sh.de Bildung/ SchriftspracherwerbAnita Klahn: Keine Experimente beim SchriftspracherwerbIn ihrer Rede zu TOP 26 und 38 (Schriftspracherwerb und Rechtschreibung an den Grundschulen) erklärt die bildungspolitische Sprecherin der FDP- Landtagsfraktion, Anita Klahn:„Wir haben hier ein äußerst ernstes Thema vorliegen. Es geht um nicht weniger als die Frage, wie unsere Kinder richtig schreiben lernen. Das ist eine der zentralen Fertigkeiten in unserer modernen Wissensgesellschaft.Der Philologenverband erklärt so auch zu Recht, dass die von uns kritisier- ten Methoden, wie ‚Lesen durch Schreiben‘, einen Riesenschaden bei un- seren Kindern anrichten. Es besteht also dringender Handlungsbedarf.Denn bei Methoden, wie ‚Lesen durch Schreiben‘ – wir haben es schon ge- hört -, wird erst zu einem späten Zeitpunkt mit dem Rechtschreibunterricht begonnen. Rechtschreibfehler werden nicht durch die Lehrer korrigiert. Folge ist, dass sich fehlerhafte Schreibweisen bei den Schülern einprägen.Die Bildungsforschung verdeutlicht, dass Umkehrlernen von einmal Gelern- tem lange dauert und zudem die Fehlerquote erhöht. Zahlreiche bildungs- wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Methode ‚Lesen durch Schrei- ben‘ oder ähnliche Methoden zu deutlich geringeren Lernergebnissen füh- ren als andere Methoden des Schriftspracherwerbs.Ebenso verkennen ‚Lesen durch Schreiben‘ und ähnliche Methoden den Lernprozess des Schriftsprachenerwerbs. Die Lernforschung zeigt, dass der Schriftspracherwerb und die richtige Rechtschreibung ein schrittweiser Lernprozess ist, den sich Schülerinnen und Schüler nicht selbstständig er- arbeiten können, sondern ausdrücklich der Anleitung des Lehrers bedürfen. Auch ist ein nachhaltiges Üben des Erlernten unerlässlich.Susann Wilke, Pressesprecherin, v.i.S.d.P., FDP-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431 / 988 1488, Telefax: 0431 / 988 1497, E-Mail: susann.wilke@fdp.ltsh.de, Internet: http://www.fdp-fraktion-sh.de 2Der grundsätzliche Ansatz dieser Methoden kann nicht funktionieren. Die Kinder sollen sich ja nach Gehör mit Hilfe von Anlauttabellen das Schreiben am besten noch selbst beibringen. Also die Lernanfänger – und wir reden hier von Schülern in der ersten und zweiten Klasse - müssen alle Wörter, die ihnen in diesem Lernprozess angeboten werden, selbst sauber artiku- liert sprechen können und sie müssen durch zielgerichtetes und aufmerk- sames Hinhören, die Wörter erkennen, die ihnen vom Lehrer oder anderen Mitschülern - natürlich auch sauber - vorgesprochen werden. Die Proble- me, die sich aus diesem Vorgehen ergeben und warum das nicht funktio- nieren kann, liegen für alle offen auf der Hand. Zum einen ist die Lernum- gebung ungeeignet, da in den seltensten Fällen, ausreichend Ruhe im Klassenraum vorherrscht. Auch gibt es viele Unkorrektheiten bei der Artiku- lation und nicht immer eine ganz saubere Aussprache, auch beim Lehrer.Zum anderen darf den Kindern nicht vermittelt werden, dass die Schrift ein Abbild der Lautsprache ist. Das ist im Deutschen einfach nicht so. Einfa- ches Beispiel sind die Vokale, die sowohl lang oder kurz klingen können. Das ‚e‘ hat sogar drei Klangvarianten: Lang, kurz und als „ä“, wie im Wort ‚wenden‘. Die mangelnde Differenzierungsfähigkeit, die natürlich auf man- gelnder Übung beruht, weil es sich um Erstklässler handelt, wird hier den Schülern zum Verhängnis.Insbesondere bei Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern und Kindern mit Migrationshintergrund führen diese Methoden zu schlechten Recht- schreibkompetenzen. Für alle Kinder, die einer ungenügenden sprachli- chen Sozialisation ausgeliefert sind, wird das Trauerspiel perfekt: Sie spei- chern nur ein undifferenziertes, unstrukturiertes Konglomerat von Lauten und aufgenommenen Wortruinen und sind fest davon überzeugt, dass es Deutsch sei. Wie sollen sich diese Kinder die Schriftsprache durch Gehör und die Anlauttabelle beibringen, frage ich?Auch steht die Methode ‚Lesen durch Schreiben‘ nicht in Einklang mit dem Lehrplan, da der Lehrplan ‚Deutsch‘ in der Primarstufe die Notwendigkeit des richtigen Schreibens, auch als fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip hervorhebt und das Erkennen von Fehlern sowie das Nutzen von Fehlern zur Weiterentwicklung der Schreibfähigkeit fordert.Ich widerspreche damit klar den Aussagen des Ministeriums, welches in der Presse behauptet hat, erst am Ende der zweiten Klasse müsse das mit der Rechtschreibung schon klappen.Kindern Schreibkompetenz und richtige Rechtschreibung zu vermitteln, ist von außerordentlicher Bedeutung, da Menschen mit Defiziten in der Schreibkompetenz, häufig ihre bürgerlichen Rechte nicht wahrnehmen können und Schwierigkeiten haben, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Es muss Aufgabe von Schule sein, alle Kinder vor diesem Schicksal zu bewahren.Aus unserer Sicht ist die Sachlage eindeutig. Wir bitten um Zustimmung zu unserem Antrag, der klar formuliert, welche Schritte zu unternehmen sind.“Susann Wilke, Pressesprecherin, v.i.S.d.P., FDP-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431 / 988 1488, Telefax: 0431 / 988 1497, E-Mail: susann.wilke@fdp.ltsh.de, Internet: http://www.fdp-fraktion-sh.de