Heike Franzen zu TOP 26 und 38: Es besteht Handlungsbedarf in unseren Grundschulen
BildungspolitikNr. 515/13 vom 25. September 2013Heike Franzen zu TOP 26 und 38: Es besteht Handlungsbedarf in unseren GrundschulenEs gilt das gesprochene Wort Sperrfrist RedebeginnWissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass es notwendig ist, nicht nur über die Methode „Lesen durch Schreiben“ zu diskutieren, sondern sie an unseren Grundschulen absolut in Frage zu stellen. Denn hier dürfen die Kinder erst einmal munter drauflos schreiben. So wie sie hören und ohne, dass sie dabei korrigiert werden. Teilweise werden bis zu zwei Jahre Rechtschreibfehler nicht oder nur unregelmäßig korrigiert. So können Kinder falsche Wortschemata und Muster abspeichern und sich falsche Lösungsstrategien einprägen. Hat sich dieses Muster erst einmal eingeprägt, wird man es sehr mühsam wieder los. Wir wissen doch alle, wie schwer es uns fällt, uns eine über Jahre hinweg antrainierte Bewegung wieder abzugewöhnen.Prof. Manfred Spitzer, ein renommierter Hirnforscher mit dem Schwerpunkt Lernen hat den Lernprozess des menschlichen Gehirns einmal mit einer verschneiten Landschaft verglichen. Beim Lernen bilden sich Spuren. Diese Spuren werden mit dem Wirkstoff Dopamin verfestigt. Dopamin wird bei Erfolgserlebnissen ausgeschüttet. Also beispielsweise über das Lob eines Lehrers für einen geschriebenen Text. Über diese Spuren weiß man, dass sie sich nur schwer wieder verändern lassen. Hat sich erst einmal etwas im Kopf Pressesprecher Dirk Hundertmark, Mareike Watolla Landeshaus, 24105 Kiel Telefon: 0431 988-1440 Telefax: 0431-988-1443 E-Mail: info@cdu.ltsh.de Internet: http://www.cdu.ltsh.de Seite 1/3 verfestigt, fällt es einem viel schwerer, sich dieses wieder abzugewöhnen. Genauso ist es bei der Rechtschreibung. Hat man sich die falsche Schreibweise angewöhnt – weil man sie vielleicht sogar so gelernt hat – fällt es nicht nur Kindern viel schwerer sich umzugewöhnen und die richtige Schreibweise zu lernen. Da ist es doch sinnvoller, gleich den richtigen Weg zu gehen.Inzwischen gibt es 12 durchgeführte empirische Studien und Modellversuche in denen „Lesen durch Schreiben“ mit systematisch aufgebauten Lese-Schreib-Kursen verglichen wurde. Die Bekannteste ist sicherlich die Studie der Marburger Universität. Die Ergebnisse sind mehr als besorgniserregend. Die Rechtschreibleistungen waren während der gesamten Grundschulzeit - mit nur wenigen Ausnahmen - schlechter und die Gefahr eine Lese-Rechtschreib-Schwäche zu entwickeln, deutlich größer. Insbesondere die Kinder von bildungsfernen Elternhäusern haben bei dieser Methode das Nachsehen. Diese Eltern üben mit ihren Kinder zu Hause deutlich seltener. Waren die Unterschiede des sozialen Umfelds in den 70iger Jahren so gut wie nicht zu erkennen, so klaffen sie heute weit auseinander, das zeigt unter anderem die Langzeit-Vergleichsstudie von Prof. Wolfgang Steinig von der Universität Siegen.Es besteht also Handlungsbedarf an unseren Grundschulen. In der Antwort auf meine Kleine Anfrage zu diesem Thema schreibt mir die Ministerin auf die Frage, ob das IQSH Fortbildungsmaßnahmen zum Thema „Lesen durch Schreiben“ anbietet, folgende Antwort: „ Nein. Das IQSH bietet lediglich Fortbildungen an, die den Grundsätzen des Lehrplans und KMK-Bildungsstandards entsprechen und auf den Spracherfahrungsansatz aufbauen, den auch „Lesen durch Schreiben“ teilweise berücksichtigt.“Der Umkehrschluss ist also: „Lesen durch Schreiben“ entspricht nicht den Grundsätzen des Lehrplans und den KMK-Bildungsstandards, an denen sich unsere Schulen orientieren müssen. Darüber hinaus hat mir die Ministerin mitgeteilt, dass Schulbuchzulassungen in Schleswig-Holstein nicht mehr stattfinden, dass sie keine Erkenntnisse haben an welchen Schulen „Lesen durch Schreiben“ angewendet wird, dass Sie aber ganz sicher sind, dass das Buch „Lara und ihre Freunde“, welches die Methode „Lesen durch Schreiben“ konsequent umsetzt, an keiner Grundschule eingesetzt wird. Woher wissen Sie das eigentlich, wenn Sie doch keine Erhebungen an den Schulen durchführen?Die CDU-Fraktion ist weit davon entfernt, in die pädagogischen Freiheiten der Schulen einzugreifen. Wenn sich aber zeigt, dass Unterrichtsmethoden so unterschiedlich in ihrer Wirkung auf den Schreiberwerb sind, dann sollten wir auf die systematisch aufgebauten Lese-Schreib-Kurse setzen, die offenbar Seite 2/3 erfolgreicher sind. Und auf „Lesen durch Schreiben“ verzichten. Wir brauchen guten Unterricht für unsere Kinder. Daher bitte ich Sie um Zustimmung zu unserem Antrag. Seite 3/3