Lars Harms zu TOP 30 - Konsequenzen rot-grüner Steuerpolitik
Presseinformation Kiel, den 22. August 2013Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 30 Konsequenzen rot-grüner Steuerpolitik Drs. 18/1045Bevor ich zu den inhaltlichen Punkten komme, möchte ich doch erst einmal dieKolleginnen und Kollegen der antragstellenden Fraktion fragen, ob Sie allen Ernstesdavon ausgehen, dass so ein Text von der Mehrheit des Landtages, also auch von demin Antrag kritisierten Fraktionen, angenommen werden wird? Keine Partei wird jemalszustimmen, dass ihre Forderungen schlecht, kaum durchdacht oder schädigend seien.Wer auf die Idee kommt, dass so etwas wirklich einmal geschieht, der hat schon einebesondere Art Humor.In der Sache kritisiert der Antrag in allen acht Punkten Forderungen, die dazu beitragenwollen, die Einnahmesituation des Staates zu verbessern; ob es nun um die Reform derEinkommenssteuer geht, um die Erbschafts- oder die Kapitalertragssteuer. Man kanndas „Steuererhöhungen“ oder „Einführung neuer Steuern und Abgaben“ nennen, undso suggerieren, als ob diese möglichen Ma0nahmen ein Selbstzweck seien. Eine 2saubere Argumentation ist das aber nicht. Im Bundestagswahlkampf geht es darum,wie dem Bundeshaushalt mehr Spielraum gewährt werden kann, schließlich habenviele kleine und große Entscheidungen der letzten Jahre und Jahrzehnte derEinnahmeseite nicht gerade gut getan. Das hatte Auswirkungen auf die Strukturen, dieder Staat nicht mehr vollumfänglich zur Verfügung stellen kann. Den besser gestelltenBürgerinnen und Bürgern mag das ziemlich schnuppe sein. Sie können sichDienstleistungen wie Nachhilfe, private Schulen oder Kinderbetreuung einfach aufdem Markt kaufen. Die Durchschnittsverdiener und die vielen Bürgerinnen und Bürger,die sich mit Werkverträgen, Minijobs, oder Teilzeitverträgen durchschlagen, brauchendagegen eine leistungsfähige, öffentliche Infrastruktur für sich und ihre Kinder. Umdiese Strukturen zu erhalten, ist man in Berlin auf die Idee verfallen, die Zahl der Nutzerzu senken: durch hohe Kita-Beiträge oder durch das so genannte Betreuungsgeld.Ich bin der festen Überzeugung, dass Fernhalteprämien und Ausgrenzungsprogrammeaber das falsche Mittel sind. Sie reduzieren vielleicht die Zahl der Nutzer vonKindergärten und Kinderkrippen, führen aber zu Benachteiligung, weil sie daraufspekulieren, dass einkommensschwache Haushalte auf den monetären Anreizanspringen und lieber das kleine Geld nehmen als die Kitaangebote. Doch geradeKinder aus diesen Haushalten sind auf die Bildungsangebote angewiesen. Die Kitassind Bausteine einer Politik der Chancengleichheit. Kinder sollten nach Talent und nichtnach der sozialen Herkunft gefördert werden. In unseren Kitas werden alle Kindergefördert und jedem einzelnen werden individuelle Angebote gemacht. Für dieQualität und Tiefe der Angebote spielt das Einkommen der Eltern keine Rolle. Darummüssen die Kitas auskömmlich finanziert werden und dazu kann dann auch einesteuerliche Maßnahme notwendig sein. 3Der Staat muss allerdings nicht nur neue Strukturen schaffen, sondern auch, wie wir inSachen Verkehrspolitik gerade wieder lernen müssen, ausreichende Mittel haben, umdiese Strukturen in standzuhalten. An der einen oder anderen Stelle genügt dieAnschubfinanzierung in Form eines Modellprojektes, das sich nach der Bewährung ineine stabile Struktur durch nicht-staatliche Stellen überführen lässt. In den weitüberwiegenden Fällen, wo es um Integration oder Teilhabechancen geht, muss derStaat mit aller Energie für verlässliche Strukturen einstehen. Das ist seingrundgesetzlicher Auftrag, für den er schlicht und einfach Geld benötigt.Damit sind wir wieder bei Ideen für eine bessere Einnahmesituation des Staates. Ichwürde mir in diesem Zusammenhang einen Wettbewerb guter Ideen wünschen, beidem eine Gesellschaft um die optimale und solidarische Lösung ringt. DerBundestagswahlkampf wäre dafür ein gutes Forum.Die weit überwiegenden Punkte, die der Antrag anführt, setzen sich mit steuerlichenFragen des Bundesgesetzgebers auseinander. Seit vielen Jahren fordert der SSW dasEnde des Ehegattensplittings, weil es Geld von Familien mit Kindern zu Familien ohneKinder umverteilt. Das Ehegattensplitting ist keineswegs das familienpolitischeNonplusultra, als das es der Antrag darstellt. Die Antragsteller bemühen sich nichteinmal um eine inhaltliche Auseinandersetzung, sondern schütten einen Kübel vonDesinformationen aus. In Sachen angeblicher Wahlfreiheit, die das Ehegattensplittingangeblich gewährt, bezahlen tatsächlich vor allem die Frauen die Rechnung. AlsRentnerinnen werden die Frauen die Konsequenzen der runter gerechnetenSozialbeiträge bei der Altersversorgung empfindlich zu spüren bekommen. Dann ist esallerdings zu spät. 4Gerade dieses Beispiel zeigt, dass es eben nicht um steuerliche Maßnahmen an sichgeht, sondern um eine gerechte Aufteilung von Lasten in einer Gesellschaft. Und darin,dass man sich für mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit für unsere Gesellschafteinsetzt – auch mit steuerlichen Maßnahmen – kann ich nichts Verwerfliches sehen.