Flemming Meyer zu TOP 40 - Fahrplan zur Sanierung des Nord-Ostsee-Kanals
Presseinformation Kiel, den 21.03.2013Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 40 Fahrplan zur Sanierung des Nord-Ostsee-Kanals Drs. 18/633Letztendlich müssen wir fast froh darüber sein, dass die Schleusen in Brunsbüttel in dervergangenen Woche ausgefallen waren. Schließlich hat der Totalausfall der großen Schleusen füreine bundesweite Mediendeckung gesorgt und damit ist auch den Menschen aus Bayernannähernd bewusst geworden, dass der Nord-Ostsee-Kanal weit mehr ist, als nur die Verbindungvon Nord- und Ostsee.Dass die Große Südschleuse nach wenigen Tagen wieder funktionstüchtig war, ist allein demaußerordentlichen Einsatz der Mitarbeiter vor Ort zu verdanken. Dafür möchte ich ihnen unserenDank aussprechen.Auch wenn der NOK damit wieder für große Schiffe befahrbar geworden ist, ist das Problemnicht gelöst. Es ist eine Notreparatur. Die Probleme sind weitgreifend und nicht mal eben imVorbeigehen zu lösen. Das wissen wir alle und nicht erst seit dem Totalausfall. Aber immerwieder mussten wir in diesem Zusammenhang erkennen, dass Berlin weiter entfernt ist vonSchleswig-Holstein, als Schleswig-Holstein von Berlin.Da müssen wir uns vielleicht die Frage stellen, ob wir zu wenig für den Kanal geworben habenund ob wir es versäumt haben die Bedeutung des NOK deutlich zu machen? Das glaube ich aber 2nicht! Denn noch im April des letzten Jahres – kurz vor der Landtagswahl – war VerkehrsministerRamsauer in Brunsbüttel und hat dort medienwirksam den ersten Spatenstich für den Neubauder 5. Schleusenkammer gesetzt. Dabei hat er nochmal auf die enorme Bedeutung des Nord-Ostsee-Kanals als meistbefahrene künstliche Seeschifffahrtsstraße der Welt hingewiesen undvollmundig auf die 300 Millionen Euro aus dem Infrastruktur-Beschleunigungsprogramm für denBau der 5. Schleusenkammer hingewiesen. Herr Ramsauer kennt also den Zustand der Schleusenund er weiß um die wirtschaftliche Bedeutung des Kanals und Herr Ramsauer weiß, dass nureine kräftige Finanzspritze den NOK vor dem Infarkt retten kann.Damit ist jedes „Schwarzer Peter-Spiel“ von Seiten des Bundesverkehrsministeriums mehr alsüberflüssig. Die Zeit der Schuldzuweisungen ist längst vorbei. Es bringt niemanden weiter, aufmögliche vorhergegangene Versäumnisse oder Investitionsbugwellen hinzuweisen, wenn derNOK kurz vor dem Kollaps steht. Es muss gehandelt werden – und dass schnell!Die von Herrn Ramsauer nun zugesagten zusätzlichen 75 Millionen Euro sind nur ein Tropfen aufden heißen Stein. Der Kanal muss für das 21. Jahrhundert fit gemacht werden. Das bedeutet: Wirbrauchen in den nächsten 10 bis 15 Jahren mindestens 1,3 Milliarden Euro für die Schleusen inBrunsbüttel und Kiel-Holtenau sowie die notwendige Osterweiterung.Der NOK weist mit rund 33.500 Handelsschiffspassagen im Durchgangsverkehr mehr Passagenauf, wie Panamakanal und Suezkanal zusammen. Im Verhältnis zu den Passagen verzeichnen wirzudem eine Steigerung der Gütermengen, was ein Indiz für größere Schiffe ist. Dies sprichteindeutig dafür, dass wir die Osterweiterung benötigen.Letztendlich macht es aber deutlich, dass der gesamte Ostseeraum eine Wachstumsregion ist.Wenn es uns nicht gelingt, den NOK fit zu machen, wird ein volkswirtschaftlicher Schadenentstehen, der derzeit nicht abschätzbar ist. Die Reeder haben eine direkte Belastung aufgrunddes Umweges über Skagen – sie müssen mehr Zeit aufwenden und verbrauchen mehr Treibstoff.Die längeren Schiffspassagen können dazu führen, dass Waren auf anderem Wege von A nach B 3geschickt werden. Hierbei ist davon auszugehen, dass der Verkehrsträger Straße somit nochstärker durch den Güterverkehr belastet wird.Der Überseeverkehr, der sich nicht unmittelbar auf die Straße verlagern lässt, wird andere Häfenansteuern, um die Güter abzufertigen. Ein solches Szenario hätte nicht nur enorme negativeAuswirkungen auf die hiesige maritime Wirtschaft. Damit würde der gesamte Ostseeraumwirtschaftlich geschwächt und es hätte auch Auswirkungen auf die gesamte bundesdeutscheWirtschaft. Soll heißen, der Kollaps des Nord-Ostsee-Kanals wäre auch in Bayern spürbar.Wer in Stuttgart Milliarden in der Erde vergräbt, kann auch Milliarden im NOK sinnvollversenken. Das wäre nur recht und billig.