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22.02.13
15:20 Uhr
SSW

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 23 - Flexibilisierung des Einschulalters

Presseinformation Kiel, den 22.02.2013

Es gilt das gesprochene Wort



Jette Waldinger-Thiering

TOP 23 Flexibilisierung des Einschulalters Drs. 18/507 und 18/541

Ich will ganz ehrlich sagen: Wir sehen diesen Antrag von CDU und FDP grundsätzlich positiv.
Denn auch der SSW hat mehrmals angeregt, über einen flexibleren Übergang vom
Kindergarten in die Grundschule nachzudenken. Der Wunsch, einen flexiblen Eintritt in die
Grundschule zu ermöglichen, ist in unseren Augen also weder neu noch unbegründet.
Gleichzeitig verwundert der Antrag aber auch, weil es noch nicht allzu lange her ist, dass
schwarz-gelb in Regierungsverantwortung war und diese Sache selbst hätte anpacken können.
Anstatt über die Gründe für dieses Verhalten zu spekulieren will ich deutlich sagen, dass mit
diesem Antrag vom Grundsatz her ein sehr wichtiger Punkt angesprochen wird. Über die
eigentliche Zielsetzung, die dahinter liegt, können wir uns sicher einig werden: Wir wollen die
Kinder im Land jeweils individuell fördern. Und diese Förderung soll nach Möglichkeit noch
besser laufen, als es heute schon der Fall ist.


Genau dieser Anspruch ist es, dem sich die Koalition aus SPD, Grünen und SSW verpflichtet
fühlt. Und dass auch CDU und FDP ihr Herz für jene Kinder entdeckt hat, die zum Zeitpunkt der
Einschulung noch mehr oder weniger große Defizite haben, können wir nur begrüßen. Ich 2
denke eins ist klar: Keiner hier will, dass sich Kinder durch die Einschulung überfordert fühlen.
Und keiner hier will, dass sie die Erfahrung machen, nicht mithalten zu können. Sie alle wissen
aber auch, dass es bei weitem nicht so ist, als dass wir für diese Kinder nicht schon Vorsorge
getroffen hätten. Deshalb geht es nicht darum, das Rad völlig neu zu erfinden. Es geht aus
unserer Sicht viel mehr darum, die vorliegenden Konzepte gründlich abzuklopfen und das
Beste für unsere Kleinsten rauszuholen.


Die Vorschläge, die CDU und FDP hier zur Diskussion stellen, wollen wir gerne ernsthaft prüfen.
Dies gilt natürlich auch für die hiermit verbundenen Folgewirkungen und Kosten. Ich sage aber
auch, dass dieser Vorschlag nicht der einzige ist, der in diesem Zusammenhang beachtet
werden muss. Für den SSW ist klar: Mit dem Ansatz, nicht die Kinder reif für die Schule sondern
die Schulen reif für die Kinder zu machen, liegt ein mindestens genauso spannender Vorschlag
auf dem Tisch. Und ich denke es ist unbestritten, dass wir bereits große Fortschritte in diese
Richtung machen.


Fakt ist nämlich, dass Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen schon heute auf ein
unterschiedliches Entwicklungsniveau der Kinder eingestellt sind. Fakt ist auch, dass hier
individuell gefördert und differenziert unterrichtet wird. Und nicht zuletzt wird den
unterschiedlichen Begabungen und den unterschiedlichen individuelle Stärken und Schwächen
der Kinder durch die flexible Eingangsphase Rechnung getragen. Neben einem verstärkten
Einsatz im Rahmen der Schulsozialarbeit haben wir uns daher auch darauf verständigt, weitere
Stunden in die Lerngruppen der Eingangsphase der Grundschulen zu geben. Und dass wir eine
verstärkte Zusammenarbeit von Kita und Schule und die noch bessere Einbindung der Eltern
anstreben, darf hier auch nicht fehlen.


Ich denke, dass man uns heute kaum Untätigkeit vorwerfen kann, wenn es um die Förderung
von Kindern im Einschulungsalter geht. Und trotzdem halte ich es für wichtig, im Rahmen der
Ausschussarbeit gründlich über die vorliegenden Ansätze zu beraten. Mit Blick auf den 3
vorliegenden Antrag muss dann zum Beispiel geklärt werden, welche konkreten Auswirkungen
ein flexibles Einschulalter tatsächlich hätte. Eine größere Flexibilität und Offenheit hört sich
natürlich erst einmal gut an. Aber spätestens wenn diese mit einem pädagogischen Konzept
verbunden wird, was zwingend notwendig ist, um nicht einfach nur
Bildungsungerechtigkeiten zu zementieren, kommt Klärungsbedarf auf: Wie sieht es zum
Beispiel ganz grundsätzlich mit dem Anspruch auf einen Betreuungsplatz über das sechste
Lebensjahr hinaus aus? Über wie viele Kinder reden wir hier überhaupt? Mit welchen
Mehrausgaben wäre zu rechnen? Und nicht zuletzt ist auch die Frage danach, ob und wenn ja
wie dieses Vorhaben finanziert werden könnte, von großer Bedeutung.


Sie sehen, hier gibt es einigen Klärungsbedarf. Es ist also nicht zuletzt im Sinne der Betroffenen
wichtig, dass wir uns die Zeit nehmen, um diese Vorschläge gründlich im Bildungs- und
Sozialausschuss zu beraten.