Jette Waldinger-Thiering zu TOP 23 - Flexibilisierung des Einschulalters
Presseinformation Kiel, den 22.02.2013Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-ThieringTOP 23 Flexibilisierung des Einschulalters Drs. 18/507 und 18/541Ich will ganz ehrlich sagen: Wir sehen diesen Antrag von CDU und FDP grundsätzlich positiv.Denn auch der SSW hat mehrmals angeregt, über einen flexibleren Übergang vomKindergarten in die Grundschule nachzudenken. Der Wunsch, einen flexiblen Eintritt in dieGrundschule zu ermöglichen, ist in unseren Augen also weder neu noch unbegründet.Gleichzeitig verwundert der Antrag aber auch, weil es noch nicht allzu lange her ist, dassschwarz-gelb in Regierungsverantwortung war und diese Sache selbst hätte anpacken können.Anstatt über die Gründe für dieses Verhalten zu spekulieren will ich deutlich sagen, dass mitdiesem Antrag vom Grundsatz her ein sehr wichtiger Punkt angesprochen wird. Über dieeigentliche Zielsetzung, die dahinter liegt, können wir uns sicher einig werden: Wir wollen dieKinder im Land jeweils individuell fördern. Und diese Förderung soll nach Möglichkeit nochbesser laufen, als es heute schon der Fall ist.Genau dieser Anspruch ist es, dem sich die Koalition aus SPD, Grünen und SSW verpflichtetfühlt. Und dass auch CDU und FDP ihr Herz für jene Kinder entdeckt hat, die zum Zeitpunkt derEinschulung noch mehr oder weniger große Defizite haben, können wir nur begrüßen. Ich 2denke eins ist klar: Keiner hier will, dass sich Kinder durch die Einschulung überfordert fühlen.Und keiner hier will, dass sie die Erfahrung machen, nicht mithalten zu können. Sie alle wissenaber auch, dass es bei weitem nicht so ist, als dass wir für diese Kinder nicht schon Vorsorgegetroffen hätten. Deshalb geht es nicht darum, das Rad völlig neu zu erfinden. Es geht ausunserer Sicht viel mehr darum, die vorliegenden Konzepte gründlich abzuklopfen und dasBeste für unsere Kleinsten rauszuholen.Die Vorschläge, die CDU und FDP hier zur Diskussion stellen, wollen wir gerne ernsthaft prüfen.Dies gilt natürlich auch für die hiermit verbundenen Folgewirkungen und Kosten. Ich sage aberauch, dass dieser Vorschlag nicht der einzige ist, der in diesem Zusammenhang beachtetwerden muss. Für den SSW ist klar: Mit dem Ansatz, nicht die Kinder reif für die Schule sonderndie Schulen reif für die Kinder zu machen, liegt ein mindestens genauso spannender Vorschlagauf dem Tisch. Und ich denke es ist unbestritten, dass wir bereits große Fortschritte in dieseRichtung machen.Fakt ist nämlich, dass Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen schon heute auf einunterschiedliches Entwicklungsniveau der Kinder eingestellt sind. Fakt ist auch, dass hierindividuell gefördert und differenziert unterrichtet wird. Und nicht zuletzt wird denunterschiedlichen Begabungen und den unterschiedlichen individuelle Stärken und Schwächender Kinder durch die flexible Eingangsphase Rechnung getragen. Neben einem verstärktenEinsatz im Rahmen der Schulsozialarbeit haben wir uns daher auch darauf verständigt, weitereStunden in die Lerngruppen der Eingangsphase der Grundschulen zu geben. Und dass wir eineverstärkte Zusammenarbeit von Kita und Schule und die noch bessere Einbindung der Elternanstreben, darf hier auch nicht fehlen.Ich denke, dass man uns heute kaum Untätigkeit vorwerfen kann, wenn es um die Förderungvon Kindern im Einschulungsalter geht. Und trotzdem halte ich es für wichtig, im Rahmen derAusschussarbeit gründlich über die vorliegenden Ansätze zu beraten. Mit Blick auf den 3vorliegenden Antrag muss dann zum Beispiel geklärt werden, welche konkreten Auswirkungenein flexibles Einschulalter tatsächlich hätte. Eine größere Flexibilität und Offenheit hört sichnatürlich erst einmal gut an. Aber spätestens wenn diese mit einem pädagogischen Konzeptverbunden wird, was zwingend notwendig ist, um nicht einfach nurBildungsungerechtigkeiten zu zementieren, kommt Klärungsbedarf auf: Wie sieht es zumBeispiel ganz grundsätzlich mit dem Anspruch auf einen Betreuungsplatz über das sechsteLebensjahr hinaus aus? Über wie viele Kinder reden wir hier überhaupt? Mit welchenMehrausgaben wäre zu rechnen? Und nicht zuletzt ist auch die Frage danach, ob und wenn jawie dieses Vorhaben finanziert werden könnte, von großer Bedeutung.Sie sehen, hier gibt es einigen Klärungsbedarf. Es ist also nicht zuletzt im Sinne der Betroffenenwichtig, dass wir uns die Zeit nehmen, um diese Vorschläge gründlich im Bildungs- undSozialausschuss zu beraten.