Flemming Meyer zu TOP 3+18+42 - Regierungserklärung und Bericht der Landesregierung zu den Anmeldungen für den Bundesverkehrswegeplan 2015 sowie Antrag zum NOK
Presseinformation Kiel, den 20.02.2013Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 3+18+42 Regierungserklärung und Bericht der Landesregierung zu den Anmeldungen für den Bundesverkehrswegeplan 2015 sowie Antrag zum NOK Drs. 18/497 & 18/494Der Bundesverkehrswegeplan hat sich in der Vergangenheit immer wieder dadurchausgezeichnet, dass er zu ambitioniert war und dadurch chronisch unterfinanziert. Um dieskünftig so weit möglich zu vermeiden und um ihn realistischer für seinen Geltungszeitraumauszugestalten, wurden die Rahmenbedingungen von Seiten des Bundesverkehrsministeriumsverändert. Der finanzielle Spielraum wird auch für den BVWP 2015 enger, daher wird künftigauf eine bedarfsgerechte Schwerpunktsetzung fokussiert. Beim Neu- und Ausbau vonInfrastrukturmaßnahmen wird künftig stärker auf gesamtwirtschaftliche positiveInvestitionen geachtet, die zur Beseitigung von Engpässen oder zur Hinterlanderschließungbeitragen sollen. Daneben wird aber der Erhalt der Bestandsnetze künftig stärker in denVordergrund gerückt. Zugrunde gelegt und maßgeblich Entscheidend für den BVWP 2015werden die Verkehrsprognosen für das Zieljahr 2030. 2Wie bereits gesagt, die Rahmenbedingungen für den BVWP 2015 haben sich geändert und dashat auch Auswirkungen auf die Anmeldungen aus Schleswig-Holstein. Es wird künftig nichtmehr gemeldet was nicht bei drei auf den Bäumen ist oder was das Land schon immer nachBerlin gemeldet hat. Wir müssen uns jetzt genau überlegen und priorisieren, was wir meldenwollen. Es ist wichtig, dass wir uns auf die Verkehrsprojekte konzentrieren, die für das Landinfrastrukturpolitisch und wirtschaftlich vordringlich sind.Dafür brauchen wir ein transparentes Verfahren. Der vorliegende Bericht der Landesregierungist dafür bestens geeignet. Er beschreibt das neue Vorgehen und gibt einen Überblick derProjektanmeldungen für die drei Verkehrsträger.Daraus geht aber auch hervor, welche Projekte künftig nicht gemeldet werden. Hier hat es eineBereinigung geben. Über 20 Projekte werden nicht mehr nach Berlin gemeldet. Dass dies nichtzu einem Aufschrei in den betroffenen Regionen geführt hat, liegt daran weil diese Projektesowieso nur im weiteren Bedarf angesiedelt waren und sie zum Teil bereits von derWirklichkeit überholt sind. Dies macht deutlich, dass eine Schwerpunktausrichtung des BVWPnotwendig ist.Wie diese Schwerpunktausrichtung aussehen wird, ist bisher nicht endgültig klar. Aber klar ist,dass die Interessen Schleswig-Holsteins gewahrt werden müssen. Die Schwerpunktausrichtungdarf sich hierbei nicht nur auf die großen bundesdeutschen Ballungszentren beschränken. Esmuss eine Chancengleichheit bei der Umsetzung der Projekte der einzelnen Länder im BVWPgeben. Daher ist es wichtig, die Anmeldung nach Berlin mit einer möglichst breiten politischenMehrheit zu untermauern.Wenn künftig gefordert wird, dass die einzelnen Projektbeschreibungen und –Planungenumfangreicher ausgearbeitet sein müssen, dann müssen wir uns jetzt auf die wesentlichenProjekte konzentrieren. Die Tatsache, dass Schleswig-Holstein „nur“ ein neues Straßen-Projektnach Berlin meldet, macht deutlich, dass es immer noch genug zu melden gibt.Beziehungsweise, dass nur wenig von dem Umgesetzt wurde, was in den Jahren zuvor 3gemeldet wurde. Dies wiederum ist Beleg dafür, dass der BVWP in der Vergangenheit stetsunterfinanziert war.Der Bericht macht deutlich, dass die Landesregierung nicht von ihrer Linie abweicht und diegroßen Straßenverkehrsprojekte des Landes weiter im Fokus behält und sie aktiv voranbringt.Soll heißen: Die A20 bleibt im vordringlichen Bedarf und wird bis Niedersachsen durchgeplant.Ebenso wird die Hinterlandanbindung der geplanten Fehmarnbeltquerung aufgewertet.Richtig ist es in dem Zusammenhang dann auch die Fehmarnsundquerung für denvordringlichen Bedarf anzumelden, denn niemandem ist mit dem Großprojekt gedient, wenndas Nadelöhr am Sund nicht beseitigt ist.Die B5 ist die wichtigste Verkehrsachse der Westküste. Dort gibt es seit Jahren die Forderungden Verkehrsträger auszubauen. Positiv ist daher, dass die Ortsumgehung Hattstedt-Bredstedtfür den vordringlichen Bedarf gemeldet wird. Wichtig ist aber auch, dass die dreispurigeAusbaumaßnahme zwischen Tönning und Husum vorangebracht wird –dies betrifft jedochnicht den BVWP. Ausbaumaßnahmen der Bundesstraßen werden von den Ländern im Rahmender Auftragsverwaltung über das Bundesfernstraßenbudgets geleistet.Das Nadelöhr B5 muss endlich beseitigt werden. Die B5 ist zudem die Verbindung nachDänemark an der Westküste. Auf dänischer Seite gibt es Bestrebungen dieVerkehrsinfrastruktur an der Westküste zu verbessern. Jedoch erfordert dies dann auch denAusbau der B5 bis zur Grenze.Neben den Großprojekten gibt es eine Reihe weiterer Projekte die dazu beitragen werden dieInfrastruktur im Land zu verbessern. Als Handewitter möchte ich hierbei natürlichhervorheben, das es für die Region wichtig ist, die dortige Ortsumgehung im vordringlichenBedarf zu belassen, um die Verbindung von der A7 zur Westküste zu verbessern.Auch beim Schienenverkehr gilt es, sich künftig auf die wesentlichen Strecken zukonzentrieren. Maßgeblich in vielerlei Hinsicht ist die Hinterlandanbindung derFehmarnbeltquerung, die auch Auswirkungen auf andere Schienenprojekte hat. Darüber 4hinaus gilt es, die Schienenverbindungen in den Ballungsgebieten um Hamburg zuertüchtigen. Das Schienen-Nadelöhr in Richtung Norden ist die Rendsburger Hochbrücke, diezur Zeit instandgesetzt wird. Um diesen Engpass aufzuheben bedarf es eines alternativenErsatzbauwerks. Dies wird von der Landesregierung genauso gesehen. Denn wenn wir dieJütlandroute stärken wollen, dann brauchen wir langfristig eine Alternative zur RendsburgerHochbrücke -nur so beseitigen wir den Engpass und binden den Norden vernünftig an denSüden an.Kommen wir nun zum dritten Verkehrsträger. Was die Wasserstraßen angeht, halten sich dieMeldungen nach Berlin in einem überschaubaren Rahmen – der es aber in sich hat. Der NOK istnicht nur von landes- und bundesweiter Bedeutung, vielmehr ist er auch von internationalerBedeutung. Der NOK ist die am meisten befahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Damitwird auch die wirtschaftliche Bedeutung des Kanals klar.Leider wird dies in Berlin so nicht gesehen. Außer den großen Ankündigungen von HerrnRamsauer hat sich bisher leider nicht viel getan. Wir wollen, dass der Kanal endlichBedarfsgerecht ausgebaut wird. Für den SSW bedeutet dies: funktionierende Schleusen, derAusbau der Oststrecke sowie eine Vertiefung, um den Kanal zukunftsfähig zu machen. DieseMaßnahmen erachten wir als notwendig um ihn für die Zukunft fit zu machen und ihn in derKonkurrenz mit dem Seeweg um das Skagerrak herum zu stärken. Auch wenn der Skagerraküber Jahrzehnte hinweg keine Konkurrenz für den NOK darstellte, könnte sich die Situationmittelfristig ändern. Für Reeder stellt sich mittlerweile die Frage, was kommt teurer, dieWartezeit vorm Kanal – inklusive der Regresszahlungen wegen Terminversäumnissen – oderder Seeweg um das Skagerrak – trotz steigender Energiepreise.Der wirtschaftliche Schaden aufgrund der Verspätungen – beispielsweise bei der dänischenReederei Unifeeder – wird für das Jahr 2012 auf rund 10 Mio. Euro beziffert. Unifeeder ist mit 5%der größte Einzelnutzer des NOK. Hochgerechnet ist dies ein wirtschaftlicher Schaden von rund 5200 Mio. Euro im Jahr 2012 für die Reeder. Alles was aus den Zeitverzögerungen folgt ist nochnicht mitgerechnet. Der wirtschaftliche Schaden ist daher um ein Vielfaches höher anzusehen.Wenn sich an der Situation nichts ändert, wird dies auch negative Auswirkungen auf dieNorddeutsche Hafenwirtschaft haben. Neben den deutschen Ostseehäfen, wird auch derHamburger Hafen hiervon betroffen sein. Daran hängen mehrere tausend Arbeitsplätze.Leider wird Schleswig-Holstein von Berlin in dieser Sache ziemlich allein gelassen. DieWirtschaft erleidet durch die Politik der ruhigen Hand einen unübersehbaren finanziellenSchaden. Hiervon betroffen ist nicht nur die regionale Wirtschaft vielmehr auch die nationaleWirtschaft. Das verdeutlicht, dass es sich hierbei um ein wichtiges nationales Verkehrsprojekthandelt und dass der Bund hier eine Bringschuld hat.Daneben muss Schleswig-Holstein für dieses Projekt bundesweit werben und deutlich machen,dass der NOK auch für Bayern oder Baden-Württemberg von wirtschaftlichem Interesse ist. Nurso können wir entsprechend Druck auf Berlin machen.Der BVWP 2015 wird für die kommenden Jahre das Instrument für alle großen verkehrlicheProjekte des Bundes. Wir brauchen im Land eine funktionierende Infrastruktur, die denHerausforderungen gerecht wird und die die Landesteile und Regionen verbindet. Schleswig-Holstein hat als Transitland und Brücke zwischen den nordischen Ländern und den Zentren inEuropa auch künftig eine wichtige Aufgabe. Daher ist es notwendig, dass so viel wie möglichvon dem was gemeldet wird, auch umgesetzt wird. Damit dies gelingen kann, sollten wir alsParlament die Schleswig-Holsteinischen Interessen geschlossen vertreten, so erhöhen wirunsere Chancen im Wettstreit mit den anderen Ländern.