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14.12.12
11:23 Uhr
SSW

Flemming Meyer zu TOP 30 + 31 - Diabetes in Schleswig-Holstein und Initiative für einen Nationalen Diabetesplan

Presseinformation Kiel, den 14.12.2012

Es gilt das gesprochene Wort



Flemming Meyer

TOP 30 + 31 Diabetes in Schleswig-Holstein und Initiative für einen Nationalen Diabetesplan Drs. 18/378 und 18/379
Wenn wir eine gewisse Dunkelziffer einbeziehen, dann sind deutschlandweit fast 10 Millionen
Menschen von Diabetes betroffen. Wie viele Erkrankte hier in Schleswig-Holstein leben,
können wir nur grob schätzen. Um als Landespolitiker genauer zu wissen, welche Ausmaße
diese Krankheit in ihren verschiedenen Ausprägungen hat, bitten wir die Regierung erst einmal
um eine Bestandsaufnahme. Dabei sollten wir uns allerdings auch nichts vormachen. Ich gehe
jedenfalls davon aus, dass die Zahl der Betroffenen auch hier erschreckend hoch ist.


Unabhängig vom tatsächlichen Ausmaß des Problems in Schleswig-Holstein interessiert uns
selbstverständlich auch, welche konkreten präventiven Maßnahmen hier im Land zur
Krankheitseindämmung laufen. Um es ganz klar zu sagen: Ich halte eine genaue
Bestandsaufnahme für eine Grundvoraussetzung, wenn wir in dieser wichtigen Angelegenheit
wirklich vorankommen wollen. Und ich hoffe sehr, dass niemand hier ernsthaft etwas dagegen
einzuwenden hat. 2
Einen ganz wesentlicher Punkt in Sachen Diabetes, auf den wir auch im Antrag hinweisen,
sollten wir uns alle bewusst machen: Schon heute haben wir es in diesem Bereich mit einer
jährlichen Kostensteigerung in Milliardenhöhe zu tun. Für 2012 beziffern Experten diese
Steigerung auf 1,8 Milliarden Euro. Diese immensen Summen sind von der gesamten
Gesellschaft zu tragen – was die Sache im Übrigen nicht weniger ärgerlich macht. Ich will gar
nicht behaupten, dass Land und Bund in der Vergangenheit geschlafen haben. Aber wenn wir
es jährlich mit fast 300.000 Neuerkrankungen zu tun haben, dann ist hier offensichtlich noch
nicht genug passiert.


Allein schon mit Blick auf diesen finanziellen Aspekt lässt sich doch nicht ernsthaft daran
zweifeln, dass verstärkte Bemühungen im Kampf gegen Diabetes sinnvoll sind. Von der
Vermeidung von menschlichem Leid durch Diabetes und die vielen Akut- und
Folgeerkrankungen ganz zu schweigen. Für den SSW ist deshalb völlig klar: Wenn wir heute in
Früherkennung oder in Präventionsmaßnahmen investieren, wird es uns mittel- bis langfristig
nicht nur enorme Folgekosten sparen, sondern auch die Lebensqualität vieler Menschen
deutlich verbessern.


Ich denke, dass alles ist Grund genug, um endlich den seit Jahren geforderten Nationalen
Diabetesplan zu erstellen. Wir bitten die Landesregierung darum, eine Bundesratsinitiative mit
genau dieser Zielsetzung zu ergreifen. Die Inhalte dieses Diabetesplans, die wir in unserem
Antrag grob auflisten, sind natürlich nicht zufällig gewählt. Ein Diabetes-Register, ein
Versorgungskonzept oder eben Präventionsmaßnahmen und Behandlungsinitiativen
entsprechen den Empfehlungen von Fachleuten auf diesem Gebiet. Dies sind alles absolut
sinnvolle und mittlerweile auch dringend notwendige Maßnahmen. Das zeigen nicht zuletzt
die Erfahrungen der 17 europäischen Länder, die schon einen Nationalen Diabetesplan haben.
Insbesondere im wichtigen Bereich der Früherkennung sind uns diese Länder weit voraus. Aus
Sicht des SSW ist es beschämend, dass Deutschland hier so weit hinterher hinkt. 3
Es ist über 10 Jahre her, dass die Weltgesundheitsorganisation Nationale Diabetespläne zur
Bekämpfung dieser Volkskrankheit gefordert hat. Und die entsprechende Empfehlung der
Europäischen Union liegt uns auch schon seit 5 Jahren vor. Passiert ist bisher viel zu wenig. Das
muss sich dringend ändern. Durch einen Nationalen Diabetesplan können wir endlich das
notwendige öffentliche Bewusstsein für dieses Problem schaffen. Wesentliche Faktoren zur
Vermeidung von Diabetes - wie etwa Ernährungsgewohnheit und Lebensstil - lassen sich am
effektivsten in frühen Kindesjahren beeinflussen. Hier ist Aufklärungs- und Präventionsarbeit
gefragt. Genau hier wünschen wir uns deshalb verstärkte Bemühungen. Und ich wiederhole
mich da gerne: Es geht nicht in erster Linie um die Vermeidung der enorm hohen Folgekosten.
Es geht hier um gesteigerte Lebensqualität für Millionen von Menschen in Deutschland.