Jugendparlament will Polizisten "nummerieren" und mehr Geld für Schulen
128/2012 Kiel, 25. November 2012Jugendparlament will Polizisten „nummerieren“ und mehr Geld für SchulenKiel (SHL) – Die Polizisten in Schleswig-Holstein sollen nach dem Willen von „Jugend im Landtag“ im Einsatz eine Nummer tragen, um nach Berliner Vor- bild wiedererkennbar zu sein. Dies ist einer von knapp 60 oft kontrovers dis- kutierten Beschlüssen der Veranstaltung „Jugend im Landtag“, die heute (25. November) in Kiel zu Ende gegangen ist.Dabei waren sich die rund 90 Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Aus- schüssen und im Plenum selten einig: Während Anton Eberlein aus Neumünster zum Beispiel betonte, dass Polizisten, die alles richtig machten, keine Angst für Verfol- gung zu haben bräuchten, war Sven Eckhoff aus Halstenbek gegen die Kennzeich- nung mit einer Personalnummer auf der Uniform. „Das drückt doch ein grundsätzli- ches Misstrauen aus. Als Polizist muss man doch langsam Angst haben, seinen Job auszuüben“, sagte Sven Eckhoff in der hitzig geführten Debatte. So wurde auch der Antrag eines Teilnehmers, den Friedhofszwang in Schleswig-Holstein abzuschaffen, schon im Ausschuss abgeschmettert. Auf solche Erfahrungen hatte Landtagspräsident Klaus Schlie die jungen Freizeitpoli- tiker schon zu Anfang hingewiesen. Es sei eben nicht immer einfach, „sich durch die klippenreichen Gewässer politischer Meinungsfindung zu manövrieren“. Außerdem, so Klaus Schlie, sei demokratische Politik „nichts für Einzelkämpfer sondern ein Mannschaftssport“. Überraschungen bot der wie immer beliebteste Themenbereich „Bildungspolitik“: So forderten die 16- bis 21-jährigen den Schleswig-Holsteinischen Landtag mit gro- ßer Mehrheit auf, mit vergleichbaren Abiturprüfungen in mehreren Bundesländern noch zu warten. Lukas Zeidler aus Wesenberg begründete, dass es ein „total übereil- tes Verfahren“ sei, die einheitlichen Prüfungen bereits 2014 einzuführen. „Zunächst müssen die Bildungsstandards und Schulsysteme in Deutschland auf ein gemeinsa- mes Level gebracht werden!“ Einig war sich die „Jugend im Landtag“ auch darin, dass das Land mehr Geld in die Schulausstattung investieren müsse. Gebäude seien marode, Bücher und Karten veraltet. Mit besseren Materialien würden alle auch besser lernen können, sagten die jungen Redner. Schleswig-Holsteinischer Landtag, Postfach 7121, 24171 Kiel ▪ Jan Gömer, pressesprecher@landtag.ltsh.de, Tel. 0431 988-1120; Fax 0431 988-1130 ▪ www.sh-landtag.de → Presseticker 2Dabei gingen die Teilnehmer sehr ernst mit ihren Bildungsbeschlüssen um. Anträge, wie „gemeinsames Lernen ohne Noten bis zur 8. Klasse“, lehnten sie ab, weil „die Welt, die Leistungsgesellschaft, nun mal anders ist“, wie eine Teilnehmerin betonte. Ungewöhnlich auch, dass das Plenum nach hitziger Diskussion sogar den Vorschlag eines Ausschusses ablehnte: Die Mehrheit wollte nicht, dass der Fehlerindex der Rechtschreibungen bei Klausuren in der gymnasialen Oberstufe abgeschafft wird. Die korrekte deutsche Rechtschreibung war der Mehrheit von „Jugend im Landtag“ wichtiger. Landtagspräsident Klaus Schlie versprach den 90 Teilnehmern, dass sich die Abge- ordneten anschließend mit den Beschlüssen der diesjährigen Aktion „Jugend im Landtag“ ernsthaft auseinander setzen würden. „Sie sind ein wichtiger Ratgeber“, so Schlie. Am schulpolitischen Dauerstreitthema in Schleswig-Holstein, G8 oder G9, zeigte sich am Wochenende, dass selbst die Schüler manchmal nicht mehr weiter wissen. Die Debatte darüber brachen sie im Plenum ergebnislos ab. Sie seien nicht im Stande, dazu etwas zu beschließen, so die einhellige Meinung.Hinweis an die Presse: Alle Beschlüsse der 26. Veranstaltung „Jugend im Landtag“ werden von 18 Uhr an im Presseticker des Schleswig-Holsteinischen Landtages veröffentlicht.Fotos der Veranstaltung können für eine Veröffentlichung kostenfrei unter 0177 8105713 bestellt werden.