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16.11.12
11:58 Uhr
SPD

Kai Vogel zu TOP 27 + 36: Für ein neues Konzept zur Erfassung von Unterrichtsausfall

Es gilt das gesprochene Wort!
Kiel, 16. November 2012


TOP 27 + 36: Erfassung und Bekämpfung des Unterrichtsausfalls (Drucksachen 18/278 und 18/305)



Kai Vogel:
Für ein neues Konzept zur Erfassung von Unterrichtsausfall

In den letzten Jahren hat der Unterrichtsausfall – unter wechselnden Bildungsministerinnen und - ministern – deutlich abgenommen. Der Jahresbericht zur Unterrichtsversorgung geht davon aus, dass er im abgelaufenen Schuljahr von 2,17 auf 2,09 % zurückgegangen ist.
Diese erfreuliche Tendenz bildet sich fast an allen Schularten ab, aber es gibt dabei sehr deutliche Unterschiede zwischen den Schularten: Während der Unterrichtsausfall an den Gymnasien bei 3,07 % lag, wird für die Grundschulen ein Wert von nur noch 0,35 % angegeben. Dagegen stehen die Aussagen in der Presse mit Schlagzeilen wie in den Lübecker Nachrichten vom 24. März: „Schulrat: nur zwei Prozent des Unterrichts fallen in Lübeck aus – Elternvertreter schätzen den Ausfall auf zehn Prozent“.
Der Landesrechnungshof hat für das Schuljahr 2009/10 statt dem im Bericht zur Unterrichtsversorgung genannten 2,85%igen Unterrichtsausfall an den Gymnasien 9,66 % festgestellt, weil er bestimmte Ursachen zum Unterrichtsausfall mit einbezieht, die das Ministerium nicht einrechnet, zum Beispiel Ausfälle wegen der Witterung, was besonders in den Wintern 2009/10 und 2010/11 an vielen Standorten eine große Rolle gespielt hat, oder wegen des mündlichen Abiturs.
Das Ministerium hat dieser Methodik widersprochen und darauf hingewiesen, dass Lehrkräfte unterrichtliche Leistungen besonders im Zusammenhang mit dem „Lernen am anderen Ort“ erbracht haben. Der LRH hat seine Hauptkritik gegen das System ODIS gerichtet, das bei relativ hohen Kosten wenig aussagekräftige Ergebnisse und vor allem keine Daten liefert, die für die praktische Umsetzung von Bedeutung wären. 2



Spricht man mit den Schulen und nennt Ausfallzahlen, z.B. im Grundschulbereich die Ausfallzahl von 0,35%, dann wird man verständnislos angelächelt. Der Unterrichtsausfall ist zwar korrekt berechnet, allerdings wird nicht abgebildet, was ODIS eigentlich zum Ausdruck bringen sollte. An Grundschulen darf wegen der Verlässlichkeit kein Unterricht in der Kernzeit ausfallen. Doch wie sollen Schulen dies schaffen, wenn z.B. wegen Krankheit bei 4 Klassen nur 2 Lehrkräfte in der Schule unterrichten können? Hier werden Schulen kreativ und lassen Lehrkräfte mehrere Klassen parallel unterrichten.
Selbstorganisiertes Lernen, Eigenlernzeit, eigenverantwortliches Lernen sind hier gängige Begriffe. Für die ODIS-Meldung packt man das in die sog. organisatorischen Maßnahmen hinein und Unterricht hat für die Statistik stattgefunden. Aber hat der Unterricht stattgefunden? Fragt man Eltern, fragt man Schüler wird man hören: „Da war kein Lehrer im Klassenzimmer.“ Die Schule hingegen antwortet korrekt nach ODIS: „Die Klasse wurde unterrichtet.“ Ich füge hinzu: Aber die Lehrkraft sprang immer zwischen 2 manchmal auch 3 Klassen hin- und her. Dies ist keine Lösung und wir brauchen verlässliche Zahlen; daher wollen wir, dass ein neues Konzept zur Erfassung von Unterrichtsausfall entwickelt wird. Dieses Konzept muss ohne hohen Verwaltungsaufwand verlässliche Zahlen liefern.
Der Antrag der CDU-Fraktion hat mich durchaus erstaunt: Dem Ansatz, ODIS zu modifizieren, stimmen wir zu, doch alles andere entbehrt jeder Logik. Es hilft sehr, mit den Schulen und nicht nur über die Schulen zu reden.
Den Anspruch auf Ersatz bereits ab dem ersten Tag geltend zu machen, klingt nur auf dem Papier sinnvoll. Lehrkräfte werden selten mit Ankündigung krank und Lehrerknappheit heißt nirgends, dass zwei Reservevertretungslehrkräfte auf dem Schulhof warten, um heute vielleicht mal ein paar Stunden unterrichten zu dürfen.
Auch mit mehr Lehrerstellen und mit dem Vertretungsfonds von 12,1 Millionen Euro jährlich werden wir einen Rückgang des Unterrichtsausfalls auf Null nicht durchsetzen können. Die Haushaltssituation des Landes lässt es insbesondere nicht zu, Springer-Lehrkräfte einzustellen, die sozusagen neben ihrem Telefon schlafen müssen, um jederzeit für einen sofortigen Einsatz irgendwo im Lande erreichbar zu sein.
Wir wollen aber – und darin sind wir uns mit der CDU wiederum einig –, dass die Landesregierung ein neues Konzept zur Erfassung von Unterrichtsausfall entwickelt, das die Ursachen für Unterrichtsausfall und den Krankenstand unter Wahrung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen dokumentiert, und zwar in einer Form, die für die Schulen keinen bürokratischen Mehraufwand schafft, die aber sowohl für die Schulverwaltung als auch 3



für die Politik Daten liefert, aus denen administrative und gesetzgeberische Entscheidungen getroffen werden können.
Bei der Umsetzung von ODIS hoffen wir wegen der notwendigen Akzeptanz auf einen Weg, der von allen Fraktionen getragen werden kann. Daher wollen wir beide Anträge in den Bildungsausschuss überweisen.