Flemming Meyer TOP 86 - Bericht der Bürgerbeauftragten für soziale Angelegenheiten des Landes Schleswig-Holstein für das Jahr 2011
Presseinformation Kiel, den 27.04.2012Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 86 Bericht der Bürgerbeauftragten für soziale Angelegenheiten des Landes Schleswig-Holstein für das Jahr 2011 Drs. 17/2300Dass auch der aktuelle Tätigkeitsbericht der Bürgerbeauftragten hier im Landtag diskutiertwird ist enorm wichtig und wird vom SSW begrüßt. Im Verhältnis zum letzten Bericht gibt eswenig Neues. Das Arbeitspensum und die Arbeitsschwerpunkte von Frau Wille und ihremTeam haben sich kaum verändert. Aber der vorliegende Bericht ist in jedem Fall ein eindeutigerBeleg dafür, dass es heute nach wie vor enorme Probleme im Sozialbereich gibt. Für den SSWist damit klar, dass ohne die wertvolle Beratungsarbeit der Bürgerbeauftragten noch viel mehrBürgerinnen und Bürger an der Sozialgesetzgebung verzweifeln würden. Wir danken FrauWille und ihrem Team ausdrücklich für die engagierte und couragierte Arbeit.Leider scheint es damit für viele hier im Haus getan zu sein: Man ist zwar schockiert über dieunverändert hohe Zahl der Petitionen und lobt das große Engagement der Bürgerbeauftragten,doch der Bericht verschwindet trotzdem in der Schublade. Über 3.700 Petitionen wurden vonFrau Wille und ihrem Team im Jahr 2011 bearbeitet. Wieder haben wir es mit einer Steigerung von über 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu tun. Und grundsätzlich wird deutlich, dass dieZahl der Menschen, die sich mit einem Problem an die Beauftragte wenden, viel zu hoch ist.Natürlich ist es erfreulich, dass auch im letzten Jahr dem weit überwiegenden Teil der Petentenschnell und effektiv geholfen wurde. Doch wenn wir ehrlich sind lässt diese Entwicklung nureinen Schluss zu: Bestehende Probleme werden nicht entschlossen genug angepackt.Missstände und Hürden für viele Bürgerinnen und Bürger im Land werden einfach nichtausgeräumt.Sicherlich haben viele der Probleme, mit denen die Menschen zu kämpfen haben, ihre Wurzelnauf Bundesebene. Aber die Bürgerbeauftragte nennt seit Jahren auch ganz konkreteAnsatzpunkte, um hier im Land zu notwendigen Verbesserungen zu kommen: So gibt es zumBeispiel bis heute nicht in allen Kreisen einen dringend benötigten Pflegestützpunkt.Außerdem sind wir weit davon entfernt, wirklich allen bedürftigen Kindern Zugang zu denLeistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket zu geben. Und der Durchbruch bei der längstüberfälligen landeseinheitlichen Kita-Sozialstaffel ist nicht in Sicht. Der SSW fordert dahernicht zuletzt mit Blick auf diese Punkte, dass der Bericht zum Anlass genommen wird, umendlich konkrete Taten folgen zu lassen. Die bloße Kenntnisnahme ist uns zu wenig. Denndamit ist keinem der Rat- und Hilfesuchenden geholfen.Eine traurige Erkenntnis, an der wir nicht vorbeikommen ist, dass der Bereich rund um dasSozialgesetzbuch II unveränderter Spitzenreiter unter den Eingaben ist. Damit wird deutlich,dass die Probleme beim Verwaltungshandeln und bei der Gesetzgebung nicht gelöst sind. Diezuständigen Behörden haben die rot-grüne Hartz-Reform offensichtlich auch nach Jahren nichtim Griff. Den Mitarbeitern in der Arbeitsverwaltung fehlt es bis heute an Orientierung und anSicherheit im Umgang mit dem viel zu komplexen Regelwerk. Wir alle sind daher aufgefordert,diese Tatsache zu verinnerlichen und uns endlich ernsthaft mit den bestehenden Problemenauseinanderzusetzen. Für den SSW ist jedenfalls klar, dass die Hartz-IV-Gesetzgebungungenügend ist. Der Bereich rund um das Sozialgesetzbuch II muss im Sinne der Hilfebedürftigen grundlegend verändert werden. Die vergangenen kleinen Reformen derReform haben am Grundproblem nichts geändert. Mitunter ist sogar das Gegenteil der Fall unddie bestehenden Missstände wurden noch verschärft.Ich will noch einmal daran erinnern, dass mit der Einführung der Hartz-IV-Gesetze nicht zuletztdas Ziel verbunden war, ein verbessertes Verhältnis zwischen den Komponenten „Fordern“ und„Fördern“ zu erreichen. Umso enttäuschender ist es, dass sich auch hier die Probleme sohartnäckig halten. Auch wenn diese Aufgabe mühsam erscheinen mag ist dieser Ansatzzentral, wenn es darum geht, den Menschen echte berufliche Chancen zu eröffnen. Der SSWsieht hierzu überhaupt keine Alternative. Das bloße verwalten der Arbeitsuchenden darf unsnicht genügen. Doch auch heute fühlen sich noch zu viele Ratsuchende alleine gelassen undhilflos.Ich denke durch den vorliegenden Bericht wird eins völlig klar: Egal ob über den Weg einerBundesratsinitiative oder durch Anstrengungen hier in Schleswig-Holstein. Wir müssen dieHinweise von Frau Wille und ihrem Team endlich ernst nehmen und entsprechend Lösungensuchen. Baustellen gibt es ganz offensichtlich genug.