Anke Spoorendonk zu TOP 29, 52 - Erhalt der Universität Lübeck; Gute Arbeit in der Wissenschaft; Studium und Familie besser vereinbar machen
PresseinformationKiel, den 25. April 2012Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 29, 52 Erhalt der Universität Lübeck; Gute Arbeit in der Wissenschaft; Studium und Familie besser vereinbar machen Drs. 17/2499, 17/2186(neu), 17/1365, 17/1411, 17/2465, 17/2499Erinnern wir uns: Der Ursprung der Überlegungen eine Stiftungsuniversität einzurichten, warder Vorschlag der Landesregierung, die Medizinstudienplätze an der Uni Lübeck zu streichen.Nun haben sich die Universität Lübeck und das Land auf ein Papier geeinigt, mit dem die Uni ineine Stiftungsuniversität umgewandelt werden soll. Was mich aber vor allem interessiert istdas „Kleingedruckte“ in der Vereinbarung.Der Gründungszweck ist die Verbesserung der Einnahmesituation der Universität. Dazu sollenZuwendungen von privaten Stiftern eingeworben werden, die die steuerlichen Vorteile desSitzungsgesetzes nutzen können. Ein „Nullsummenspiel“ ist das nicht. Eine Zustiftung gehtimmer zu Lasten der Gemeinschaft. Auch müssen wir darauf zu achten, wer die Stifter sind undwelche Interessen sie mit ihren Stiftungsgelder verfolgen. 2Sicher wird die Uni Lübeck durch Zustiftungen in finanzieller Hinsicht gestärkt. Es ist aber auchein Schritt in die Privatisierung der Hochschule. Und das darf nicht losgelöst von der Politikgeschehen, weil die Stiftungsuni ein Eisbrecher für weitere Privatisierungen in der schleswig-holsteinischen Hochschullandschaft sein kann. Deswegen werden wir ganz genau beobachten,wie sich das weiter entwickeln wird. Denn klar ist: Selbst wenn die Uni Lübeck mit diesemSchritt etwas mehr an Autonomie gewinnt, die Finanzierung der Hochschulen und dieGestaltungshoheit ist und bleibt die Aufgabe des Landes! Klar ist aber auch, dass bei derFinanzierung zukünftig auch der Bund wieder in die Pflicht genommen werden muss.Erfreulich ist, dass Herr Minister Jost de Jager offensichtlich dazu gelernt hat, wenn er zurVereinbarung mir der Uni Lübeck feststellt, die Landesregierung sei bei den Hochschulen „wegvon Konzentrationsbestrebungen im Land“. Positiv ist zudem, dass Positionen des ASTAberücksichtigt werden. Vor allem sollen die „Rechtsstellung, die Aufgaben und die Organe derStudierendenschaft“ erhalten bleiben. Was die Erhebung von Studiengebühren betrifftverweist der ASTA darauf, dass das Bildungsministerium versucht, die Beantwortung auf dieStiftungsuniversität zu schieben. Das lehnt die Studierendenschaft ab. Die Frage bleibt aberauch im Eckpunktepapier offen. Der ASTA fordert eine klare Position der „Parlamentarier“ unddie soll er haben: Mit dem SSW wird es keine Studiengebühren geben – auch nicht durch die„Hintertür“ einer Stiftungsuniversität!Unklar bleibt, inwieweit der Personalrat und die Gewerkschaften an der Entwicklung desPapiers beteiligt waren. Die Umwandlung wird aber auf jeden Fall erhebliche Auswirkungenauf die Beschäftigten und das tarifvertragliche Gefüge haben. Laut Eckpunktepapier sollen dieBeschäftigten bei der Übernahme durch die Stiftung nicht benachteiligt werden. Das soll unteranderem durch einen Überleitungstarifvertrag und der Aufrechterhaltung derVersorgungsansprüche sicher gestellt werden. Auch soll das „gesamte Personal“ im Falle einerStiftungsauflösung durch das Land übernommen werden. Da die Stiftungsuniversität alsDienstherr und Arbeitgeber aber das Recht erhält „Tarifverträge abzuschließen“, könnten das 3öffentliche Dienstrecht und die Flächentarifverträge für den öffentlichen Dienst leichtumgangen werden. Dass solche Bedenken begründet sind, haben die GEW und Ver.di bei derEtablierung anderer Stiftungsuniversitäten erfahren müssen. Beim Abschluss vonHaustarifverträgen wird es also von der Durchsetzungsfähigkeit der Personalvertretung undder Gewerkschaften abhängen, um bestehende Tarifstandards der Beschäftigten langfristig zusichern.Insgesamt sieht der SSW eine Reihe von Problemen. Andererseits will ich sehen, wie dieProzesse konkret weiter laufen. Und wenn es ein Konzept gibt, dann will ich, dass alleBetroffenen dem zustimmen. Es gibt also noch Gestaltungsspielräume. Deswegen wird derSSW dem Antrag der Fraktion „Die Linke“ nicht zustimmen.