Rede von Heinz-Werner Jezewski zu Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung
Jannine Menger-Hamilton Rede von Heinz-Werner Jezewski zu TOPs 16b Pressesprecherin & 31: Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung DIE LINKE Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag 21/2012 Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Sperrfrist Redebeginn. Telefon: 0431 / 9 88 16 02 Telefax: 0431 / 9 88 16 18 Es gilt das gesprochene Wort. Mobil: 0160 / 90 55 65 09 presse@linke.ltsh.de Kiel, 25. Januar 2012 www. linksfraktion-sh.deRede von Heinz-Werner Jezewski zu Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung„Sehr geehrter Präsident, sehr geehrter Damen und Herren,Man mag sich ja fragen, wieso wir hier über den Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung diskutieren. Aber die reinen Zahlen beantworten diese Frage mehr als ausreichend. Das Bundesamt für Ver- braucherschutz gibt für das Jahr 2008 die an Menschen verabreichte Menge von Antibiotika in Deutschland mit 250 bis 300 Tonnen an.Im gleichen Jahr wurden laut Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher- schutz in Deutschland 784 Tonnen Veterinärantibiotika verkauft und vermutlich auch eingesetzt.Denken Sie einmal daran, wenn der Arzt Ihnen das nächste Mal ein Antibiotikum verschreibt: Auf jede Tablette die Sie nehmen, kommen durch die Nahrungskette noch einmal zwei und eine halbe bis drei Tabletten hinzu. Hier sehen wir schon die Dimension des Problems.Nicht allein der Verzehr der Tierleichen bringt Antibiotika in den menschlichen Körper, auch die Ausbringung der tierischen Rückstände, etwa als Gülle, trägt in erheblichem Maße dazu bei. Dabei ist die ständig zunehmende Resistenz von Bakterien gegen bestimmte Stämme von Antibiotika ein in ganz Europa zunehmendes Problem.Bereits 2005, so berichtet das angesehene Magazin „Technology Review“, infizierten sich etwa 2 Millionen Europäer mit multi-resistenten Keimen, etwa 50.000 starben daran. Die Zahl derjenigen, die sich mit Keimen infizierten, die zumindest gegen ein oder mehrere Antibiotika resistent sind, liegt nach Expertenmeinung im zweistelligen Millionenbereich.Nun wird niemand diese erschreckenden Zahlen allein auf den Einsatz von Antibiotika in der Tier- haltung zurückführen. Aber es wird auch niemand bestreiten, dass dieser Einsatz einen erhebli- chen Anteil daran hat. Diese und alle weiteren Presseinformationen der Fraktion DIE LINKE finden Sie auf http://www.linksfraktion-sh.de Niemand spricht sich also gegen einen veterinärmedizinisch sinnvollen Einsatz von Antibiotika aus. Ganz im Gegenteil: Gerade die Tiere, die wir halten um sie anschließend zu töten und um ihre Lei- chen zu verzehren, haben das Recht, ihre kurze Lebenszeit möglichst gesund zu verbringen. Das gilt selbstverständlich auch für Tiere, die wir zu Gebrauchszwecken oder zu unserem Vergnügen halten.Das eigentliche Problem ist, dass wir die Nebenwirkungen des Antibiotikaeinsatzes in der Nutz- tierhaltung nicht in den Griff bekommen. Es ist nun einmal so, dass Antibiotika entweder die Milchproduktion steigern oder den Masterfolg fördern. Auf gut Deutsch: Für den Landwirt, der Massentierhaltung betreibt, kann es sich durchaus lohnen, wenn eines seiner Tiere an einer bakte- riellen Erkrankung leidet. Dann darf er nämlich den gesamten Bestand seiner Tiere mit Antibiotika behandeln. Und das hat dann den Nebeneffekt, dass seine Profite durch eine erhöhte Produktion wachsen. Dieses Verfahren, die so genannte Metaphylaxe sollten wir äußerst kritisch betrachten.Denn in einem „gesunden“ Bestand von zum Beispiel acht Milchkühen, wird sich dabei kein Prob- lem auftun. Auch der Landwirt, der 50 oder 100 Hühner in seinem Bestand hat, ist nicht das Prob- lem. Gesundheitsgefährdend werden die Bestände mit 100 oder mehr Milchkühen oder Geflügel- mastbetriebe mit tausenden, zehntausenden oder gar hunderttausenden von Hühnern.Die Landesregierung hat in ihrer Antwort auf die kleine Anfrage 17/2053 mitgeteilt, dass wir über zurzeit 36 Betriebe mit insgesamt 2.533.500 Mastplätzen reden. Dabei geht es um viertausend bis 250.000 Tiere pro Einzelbetrieb.Ich bin Realist genug, um zu sehen, dass es derzeit keine Mehrheit dafür gibt, diese tierquälerische Haltungsform zu verbieten und das Problem somit an der Wurzel zu packen. Auch für die nächstliegende Forderung, nämlich das Verbot, Produkte von mit Antibiotika behandelten Tieren in den Umlauf zu bringen, gibt es derzeit keine Mehrheit.Das, was DIE LINKE in dem Ihnen vorliegenden Antrag fordert, ist also in meinen Augen gerade eben einmal die Minimalforderung. Es geht uns um die effektive Kontrolle und um die damit ver- bundene Senkung des Einsatzes von Antibiotika in der Nutztierhaltung.Es geht uns darum, Menschen vor gefährlichen und nicht behandelbaren Krankheiten zu schützen und Tiere die ohnehin schon unvorstellbar leiden nicht noch mehr zu quälen.Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.“ Diese und alle weiteren Presseinformationen der Fraktion DIE LINKE finden Sie auf http://www.linksfraktion-sh.de