Björn Thoroe zur Lehrerinnen- und Lehrerausbildung
Jannine Menger-Hamilton Rede von Björn Thoroe zu TOP 62: Pressesprecherin Lehrerinnen- und Lehrerausbildung DIE LINKE Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag 451/2011 Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Telefon: 0431 / 9 88 16 02 Telefax: 0431 / 9 88 16 18 Es gilt das gesprochene Wort. Mobil: 0160 / 90 55 65 09 presse@linke.ltsh.de Kiel, 15. Dezember 2011 www. linksfraktion-sh.deBjörn Thoroe zur Lehrerinnen- und Lehrerausbildung„Frau Präsidentin, meine Damen und Herren,Die Landesregierung schwieg Monate darüber, wie sie zum Uni-Standort Flensburg steht. Doch scheinbar gibt es nun ein Bekenntnis. Leider ist es nicht die Art von Bekenntnis, die wir uns gewünscht haben. Nach- dem die Wissenschaftskommission Niedersachsen sich klar für den Erhalt der Wirtschaftswissenschaften ausgesprochen hat, muss Schwarz-Gelb wenigstens im Bereich der Lehrerinnenausbildung ihre Macht prä- sentieren. Das Ergebnis: Kiel darf die Elite-LehrerInnen ausbilden, Flensburg bekommt den Rest! Deutlicher kann ein Bekenntnis nicht ausfallen. Und das wird auch in dem uns vorliegenden Bericht sehr deutlich.Mit einer nachhaltigen Weiterentwicklung der LehrerInnenausbildung hat das wenig zu tun. Hier geht es darum, die Existenz des Gymnasiums zu zementieren, indem man dafür sorgt, dass Schülerinnen und Schü- ler fein säuberlich aufgeteilt werden und die Einrichtung einer Oberstufe an den Gemeinschaftsschulen er- schwert wird. Auch die Lehrkräfte werden in ein Zwei-Klassen-Denken integriert, oder besser gesagt: sicher voneinander getrennt. Die GymnasiallehrerInnenausbildung geht nach Kiel, der Rest geht nach Flensburg.Sie lassen sich noch immer von der Gymnasiallobby den Ton angeben, wenn es darum geht, das Schulsys- tem im Allgemeinen und die LehrerInnenausbildung im Speziellen an die heutigen Gegebenheiten anzupas- sen. Von uns werden Sie dafür keinen Applaus bekommen, Herr Klug! Ihnen fehlt nicht nur der Mut, son- dern auch die Idee etwas zu ändern.DIE LINKE fordert eine gemeinsame Ausbildung aller Lehrerinnen und Lehrer, die durch Spezialisierungs- phasen angemessen auf die einzelnen Schulstufen vorbereitet werden.Heterogene Lerngruppen, individuelle Förderung in einer inklusiven Schule und fächerübergreifendes, pro- jektorientiertes Arbeiten: Das alles erfordert ein hohes Maß an fachlicher Kompetenz. Die Vorschläge, die Sie hier präsentiert haben, werden diesen Anforderungen ganz sicher nicht gerecht.DIE LINKE stellt sich auch in der Bachelor-Master-Frage an die Seite des Verbands Erziehung und Wissen- schaft. Auch wir sehen die Aufteilung an dieser Stelle als eine nicht zielführende Ent-Professionalisierung. Diese und alle weiteren Presseinformationen der Fraktion DIE LINKE finden Sie auf http://www.linksfraktion-sh.de Und noch immer frage ich mich: Was macht man mit einem Bachelor in diesem Bereich? Ist man dann ein halber Lehrer oder eine halbe Lehrerin? Oder läuft es auf Hilfslehrerinnen und Hilfslehrer hinaus, die dann Dumpinglöhne bekommen und Löcher stopfen?Sie schreiben in ihrem Bericht: „Von der Möglichkeit, den Zugang zum Vorbereitungsdienst mit einem Ba- chelorabschluss zu eröffnen, ist bisher von keinem Bundesland Gebrauch gemacht worden. Da frage ich mich doch, was das Wort „bisher“ in diesem Zusammenhang aussagen soll! Planen Sie etwa schon mit Bil- liglehrkräften? Da macht DIE LINKE nicht mit, meine Damen und Herren!DIE LINKE fordert darüber hinaus, die Praxiselemente bereits im Studium stärker zu verankern. Das Refe- rendariat ist dafür nicht ausreichend. Vergleicht man die LehrerInnenbildung mit der in anderen europä- ischen Ländern, wird deutlich, wie sehr die regierungstragenden Fraktionen an längst veralteten Strukturen festhalten.Ich vermisse im Bericht auch ein klares Bekenntnis zu einer gerechten Besoldung. Es gibt keine Rechtferti- gung für das Festhalten an den vorherrschenden Besoldungsunterschieden, oder wollen sie uns ernsthaft erzählen, dass die Grundschulbildung, beziehungsweise deren Lehrkräfte weniger wichtige Arbeit leisten? Das entspricht nicht der LINKEN-Sicht auf die gute Arbeit, die alle unsere Pädagogen in Schleswig-Holstein leisten. Mit hanebüchenen Argumenten werden enorme Besoldungsunterschiede mit der Wertigkeit von Schulformen gerechtfertigt. Und das geht über die Schule hinaus, bis in die Kitas.Was Sie uns als große Reform verkaufen wollen, ist nichts weiter als das Vorantreiben einer Bildungsunge- rechtigkeit und der sozialen Ausgrenzung.Und ich möchte auch noch kurz auf die Debatte um die Abschlüsse eingehen. Deutlich wird hier nur eins: CDU und FDP sind sich alles andere als einig, was sie wollen.Herr Klug, ich kann Ihnen nur empfehlen, nehmen Sie die Kritik, die immer wieder von Studierenden und Lehrkräften, Lernenden und Eltern geäußert wird, endlich ernst! Denn sie wissen tatsächlich, wo die Män- gel liegen. Dort hat man kein Interesse an Lobbypolitik.Wir brauchen ganz dringend eine Umstellung der Ausbildung zu Stufenlehrkräften, um endlich eine zeitge- mäße Ausbildung für unsere Lehrkräfte zu erhalten. Außerdem benötigen die Lehrkräfte anstatt befristeter Arbeitsverträge feste sichere berufliche Perspektiven mit angemessener Entlohnung, damit der Lehrberuf wieder an Attraktivität gewinnt!“ Diese und alle weiteren Presseinformationen der Fraktion DIE LINKE finden Sie auf http://www.linksfraktion-sh.de