Rede von Ellen Streitbörger zur Unterrichtssituation - TOP 43
Jannine Menger-Hamilton Rede von Ellen Streitbörger zu TOP 43: Unter- Pressesprecherin richtssituation DIE LINKE Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag 373/2011 Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Telefon: 0431 / 9 88 16 02 Telefax: 0431 / 9 88 16 18 Es gilt das gesprochene Wort. Mobil: 0160 / 90 55 65 09 presse@linke.ltsh.de Kiel, 7. Oktober 2011 www. linksfraktion-sh.deRede von Ellen Streitbörger zur Unterrichtssituation – TOP 43„Frau Präsidentin, meine Damen und Herren,Vielen Dank für den Bericht, der uns die Situation im vergangenen Schuljahr im Vergleich zum vorhe- rigen darstellt.Es ist ein wenig verwirrend, den Tabellen folgen zu wollen, da nicht an jeder Stelle deutlich wird, ob jetzt die Zahl der SchülerInnen gemeint ist, die den jeweiligen Bildungsgang oder die Schulform besu- chen. Das ist sicherlich auch schwierig in Zeiten der Umwandlung von Schulformen. Aber es wäre hilf- reich, zukünftig die statistische Erfassung der Daten an die real existierenden Schularten anzupassen.Überhaupt zeigen die SchülerInnenzahlen und die Übergangsquoten, dass die Regionalschulen eher Auslaufmodelle sind. Eine Zweigliedrigkeit mit Gemeinschaftsschulen und Gymnasien erscheint als Übergangslösung auf dem Weg hin zu einer Schule für alle sinnvoll.Im Abschnitt Klassenzahlen und -frequenzen erfahren wir, dass im Grundschulbereich der Rücklauf der Klassenzahl prozentual größer ist als der Rücklauf der SchülerInnenzahlen. Das schafft aus unse- rer Sicht keine Situation, die uns der Umsetzung von Inklusion an unseren Schulen näher bringt.Im Vorteil waren die Regionalschulen, die wohl zum Teil unerwartet wenige Anmeldungen hatten, und die Gymnasien.An den Gemeinschaftsschulen haben sich die Klassenfrequenzen erhöht. Das wiederum macht die Differenzierung und die Förderung des Einzelnen immer schwieriger.Kommen wir zum Abschnitt Unterrichtsversorgung. Die Messgröße „Unterrichtsstunden je Schüler/- in“ zeigt, dass sich im Schuljahr 2010/11 die Unterrichtsversorgung leicht verbessert hat. Im Wesent- lichen war das bedingt durch die Erhöhung der Pflichtstundenzahl der Lehrkräfte. Diese und alle weiteren Presseinformationen der Fraktion DIE LINKE finden Sie auf http://www.linksfraktion-sh.de Die Freude über die Verbesserung der Unterrichtsversorgung ist dann auch nur von kurzer Dauer. Denn erstens hat sich die Situation im laufenden Schuljahr durch die Stellenstreichungen bereits wie- der dramatisch verschlechtert. Und zweitens zeigen uns die weiteren Ausführungen des Berichts zum Thema Unterrichtsausfall die Kehrseite der Medaille: landesweit hat sich der Unterrichtsausfall an den Schulen erhöht. Ausgenommen sind nur die Grundschulen.Es wird deutlich, dass die Lehrerinnen und Lehrer im Land an den Grenzen ihrer Belastbarkeit sind und dass durch Erhöhung der Pflichtstundenzahl keine Verbesserung der Unterrichtsversorgung er- reicht werden kann.Ich möchte kurz auf die Situation der Grundschulen eingehen, die nach der Statistik den niedrigsten Unterrichtsausfall zu verzeichnen haben. Es ist ja leider nicht so, dass GrundschullehrerInnen gesün- der als alle anderen LehrerInnen im Land wären.Hier hilft ODIS die Realität zu schön zu färben. Durch die Pflicht zur Verlässlichkeit fällt an den Grund- schulen offiziell kein Unterricht aus.Wenn aber mehrere Klassen von einer Lehrkraft betreut werden, wenn drei Klassen gemeinsam Sport machen oder sich ein lustiges Video angucken, wenn von nicht-pädagogischem Personal oder von Müttern oder Vätern Klassen beaufsichtigt werden, dann ist zwar statistisch kein Unterricht aus- gefallen. Es trägt aber auch nicht im Geringsten zur Qualitätssicherung von Unterricht bei.Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Erhöhung der Pflichtstundenzahl für Lehrkräfte zwar die Statistik geschönt hat, aber nicht zur Verbesserung der Unterrichtssituation beigetragen hat.Eine vermeintliche Verbesserung der Unterrichtsversorgung auf Kosten der Gesundheit von Lehrerin- nen und Lehrern ist völlig inakzeptabel und widerspricht der Fürsorgepflicht des Dienstherrn.Rückläufige SchülerInnenzahlen bei gleich bleibender Anzahl von LehrerInnenstunden sind die Chan- ce, die Unterrichtssituation an Schleswig-Holsteins Schulen zu verbessern.Wir sind in der Pflicht, Inklusion in der Schule umzusetzen. Wir sind auch in der Pflicht, dafür zu sor- gen, dass jede Schülerin, jeder Schüler entsprechend ihren, bzw. seinen Fähigkeiten gefördert wird. Beides steht aber in krassem Widerspruch zu überarbeiteten Lehrerinnen und Lehrern, überfüllten Klassen und Unterrichtsausfall.Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!“ Diese und alle weiteren Presseinformationen der Fraktion DIE LINKE finden Sie auf http://www.linksfraktion-sh.de