Lars Harms zu TOP 31A - Dringlichkeitsantrag Rückenwind für die Husum-Messe
Presseinformation Kiel, den 07.10.2011 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 31A Dringlichkeitsantrag Rückenwind für die Husum-Messe Drs. 17/1902Betrachtet man das Trauerspiel um die Husumer Messe, dann kann man deutlich sehen, dasses sehr unterschiedliche Interessen zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein gibt. Und dieseunterschiedlichen Interessen kann man nicht unter den Tisch kehren oder gar durch heftigeUmarmungen zukleistern. Schon im Juni haben wir als Landtag gemeinsam beschlossen, dassdie Messe in Husum unangetastet bleiben soll. Dem Hamburger Senat ist dies aberoffensichtlich völlig egal. Im Gegenteil: Er bläst offen zum Sturm auf eines der wirtschaftlichenStandbeine Schleswig-Holsteins; nämlich der Windenergiebranche. Die Windmesse in Husumist nur der Anfang der Abwerbeversuche. Hamburg ist in dieser Beziehung wie ein schwarzesLoch, das alles aufsaugt, was es bekommen kann. Und dabei geht man nicht zimperlich mitseinem Nachbarn um.Wir erleben ein Auseinanderdriften der Interessen zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein– und das schon seit Jahren. Es gibt jene, die meinen, dass die richtige Antwort auf diedrohende Spaltung eine große Fusion – eine Kernschmelze sozusagen – zum Nordstaat aus 2Hamburg und Schleswig-Holstein wäre. Es wäre aber naiv zu glauben, dass die RandlagenSchleswig-Holsteins sich innerhalb eines HSH-Mega-Bundeslandes besser Gehör verschaffenkönnten. Die Auflösung des Landes Schleswig-Holstein hilft uns kein Stück weiter. ImGegenteil! Wenn die Bemühungen um eine Fusion der norddeutschen Bundesländer weitervorangetrieben werden, wird die Spaltung unseres Landes in Beton gegossen. Die Randlagenwürden zum Rand eines noch größeren Gebildes werden und könnten sich noch schlechterGehör verschaffen. Deshalb sagt der SSW klar: Mit uns wird Schleswig-Holstein keinenNordstaat anstreben.Die Erfahrungen, die wir jetzt im Zusammenhang mit der Husumer Windmesse machen,bestärken uns in dieser Ansicht. Und wenn man ehrlich ist, dann zeigten schon die Differenzenum den Schullastenausgleich zwischen beiden Ländern, dass hier eben nicht eine vonSelbstlosigkeit geprägte Partnerschaft da ist. Und denkt man dann noch zurück, wie die sogenannte Zusammenarbeit in Bezug auf die HSH-Nordbank insbesondere von den HamburgerVertretern in den Gremien geprägt war, dann kann man sich eigentlich keine Illusionenmachen, dass wir aufgrund der Mehrheitsverhältnisse in einem Mega-Bundesland keineChance mehr hätten, unsere Interessen zu waren. Heute ist es Husum, das zur Randlage zuverkommen droht – bei einer Fusion wären es sicherlich auch Rendsburg, Kiel oder Lübeck.Deshalb ist es richtig, dass Wirtschaftsminister de Jager nun öffentlich erklärt, dass auch nichtjedes Hamburger Projekt, das wir derzeit selbstlos unterstützen, unbedingt weiterhin von unsunterstützt werden wird, wenn man sich von Seiten des Hamburger Senats nicht auch an dieeinfachsten Gepflogenheiten der Zusammenarbeit halten will. Trotzdem muss man aber auchsagen, dass die CDU-geführten Landesregierungen seit 2005 eine erhebliche Mitschuld an derderzeitigen Situation haben. Nach Regierungsübernahme war es gerade der damaligeWirtschaftsminister Austermann, der den Husumer Windenergiestandort sturmreifgeschossen hat. Erst wurde der Ausbau des landeseigenen Häfens auf Eis gelegt und damit einwichtiger Teil der Infrastruktur für die Windenergiebranche und weitere Wirtschaftszweige 3quasi still gelegt. Und dann wurde zwar der Messestandort an sich als Kompensation für dieVernachlässigung des Hafens angepasst. Allerdings wurde es unterlassen, die umliegendeInfrastruktur zu verbessern. Was nützt die beste Messehalle, wenn die Straßenanbindungunter aller Würde ist und die Landesregierung auch nicht den geringsten Finger rührt, dieses zuändern. Die B 5 zwischen Husum und Tönning war eine Katastrophe, ist eine Katastrophe undwird eine Katastrophe bleiben, wenn hier nicht endlich etwas geschieht. Die Krönung war aber,dass die derzeitige Landesregierung noch nicht einmal bereit war, eine schon zugesagteStraßenanbindung an den Husumer Hafen, zu finanzieren. Damit betreibt die Landesregierungeine bewusste Vernachlässigung des Standortes Husum und leistet der schleichendenVerlagerung des Windenergiestandortes Vorschub.Ohne Betriebe aus der Windenergiebranche vor Ort, ohne eine vernünftige Verkehrsanbindungdes Standortes Husum und ohne eine entsprechende Hotellerie ist der Messestandort Husumin Zukunft nicht wettbewerbsfähig. So sehr ich es lobenswert finde, dass die Landesregierungnun verbal gegen Hamburgs Abwerbeversuche aufbegehrt, so kläglich hat die Landesregierungversagt, wenn es darum geht, ihres dazu beizutragen, damit es gar nicht erst zu einer solchenSituation kommen kann. Anstatt nur verbal aufzubegehren, ist es nun an der Zeit Husumwieder zu dem zu machen, was es vor wenigen Jahren noch war – nämlich zumWindenergiestandort Nr. 1 in Deutschland.