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11.07.11
17:00 Uhr
SPD

Ralf Stegner und Hans Müller: Für eine verlässliche Kulturpolitik

Kiel, 11. Juli 2011 Nr. 215/2011



Ralf Stegner und Hans Müller:
Für eine verlässliche Kulturpolitik

Zur kulturpolitischen Sommerreise erklären der SPD-Fraktionsvorsitzende Ralf Stegner und der kulturpolitische Sprecher Hans Müller:


„Wir haben einen breiten Einblick in die vielfältige Schleswig-Holsteinische Kulturlandschaft gewonnen.
Beeindruckend war vor allem das Engagement der im Kulturbereich Aktiven. Alle waren sich der eigenen Verantwortung für die Kultur bewusst und nehmen sie engagiert wahr. Überall fanden wir die Bereitschaft auf das Publikum ein- und zuzugehen und auch mit knappen Mitteln zurechtzukommen. Wobei die Grenzen deutlich sichtbar wurden. Wir danken allen, mit denen wir auf dieser Reise sprechen konnten.
Dabei wurde klar, dass die Schleswig-Holsteinische Kultur breit in die Bevölkerung hineinwirkt und von den Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteinern stark angenommen wird. Wobei dies kein Selbstläufer ist. Kinder und Jungendliche müssen vielfach gemeinsam von Kulturschaffenden, Eltern und den Lehrerinnen und Lehrend zur Kultur hingeführt werden – z. B. mit einem Musikworkshop, einem Theater- oder Museumsbesuch. Es gibt viele Angebote, die genutzt werden können. Die Projektgruppe Lessingbad der Muthesius Kunsthochschule in Kiel zeigte hierbei ein besonderes Projekt, in dem bereits mehrere Schulklassen gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern Kunst entwickelten.
Lübeck beeindruckte durch das ehrenamtliche Engagement im Bereich der Stadtteilkultur mit Bedeutung gerade auch für ältere Menschen. Die Vergangenheit Lübecks ist ein kulturpolitischer Schatz, der unter anderem im Burgkloster deutlich wurde. Er muss bewahrt und zum Beispiel in Richtung Hansemuseum ausgebaut werden. Das ist eine stetige und riesige Aufgabe ist, die ein möglichst reibungsloses Zusammenspiel aller Akteure in Stadt und Land verlangt, bei dem alle 2



an einem Strang ziehen. Klar wurde aber auch: Auch Lübecks Gegenwart hat kulturell viel zu bieten. Dies reicht von zeitgenössischer Malerei bis in den Bereich des Kunsthandwerkes hinein. Im Rahmen eines städtetouristischen Konzeptes kann dieser Bereich ruhig stärker zur Geltung kommen.
Das Stormarner Dorfmuseum ist in seiner Art einmalig. Uns faszinierte insbesondere sein Zusammenspiel von historischen Objekten und modernen Kommunikationsmedien. Im Kreis Herzogtum Lauenburg gab der Besuch im Künstlerhaus Lauenburg Einblick in eine lebendige KünstlerInnenszene. Die lebendige Darstellung der Stipendiatinnen und dem Stipendiaten beeindruckte ebenso, wie die Informationen der ehrenamtlichen Betreiberinnen und Betreiber dieses Hauses.
Das A. Paul Weber Museum in Ratzeburg ist immer einen Aufenthalt wert. Vor allem das ökologische Engagement des Künstlers ist hier hervorzuheben. Auch der Besuch im Kreismuseum mit der Ausstellung zu den 50er Jahren war ein Erlebnis aus vergangenen Tagen.
Das Barlach-Museum machte deutlich, dass wir es nicht nur mit einem Bildhauer, sondern auch mit einem Dramatiker zu tun haben. Das ist viel zu wenig bekannt. Wir werden daran arbeiten, seine Werke auch nach Kiel zu „tragen“.
Im Raum Flensburg wirken die Folk Baltika, die Phänomenta, die Pilkentafel, das Landestheater und einzelne Künstler wie Richard Wester als Aushängeschilder der Region. Die Region ist so keine Randregion Deutschlands, sondern in der Mitte Nordeuropas mit engen kulturellen Verknüpfungen mit anderen Länder Nordeuropas, insbesondere mit Sønderjylland. Spannend ist natürlich insbesondere die Aussicht einer Kulturhauptstadt Sonderburg 2017 als Projekt einer gemeinsamen Kulturregion.
Auf der letzten Station in Kiel begegneten uns vor allem Kulturschaffende, die in der Mitte der Gesellschaft stehen. Seien es die Tanzkurse- und Wettbewerbe mit Jugendlichen in Mettenhof von Azita Sadeghi, die Künstlerinitiative 34 in Gaarden mit ihrem Internetradio, der Poetry Slammer Björn Högsdal, der die Moderation eines Poetry-Slams der Fraktionsvorsitzenden zusagte, oder die Mitglieder des Vereins Mahnmal Kilian e.V.: Sie alle wollen in den Köpfen der Menschen etwas bewegen und macht damit ein Stück Gesellschafts- und Stadtpolitik.
Kultur hat eine grundlegende Bedeutung in unserer Gesellschaft. Sie bereichert unser Land weit über die rein finanzielle und wirtschaftliche Bedeutung hinaus.“
Derart kulturell lebendige Regionen haben eine Zukunft und die Grundlage auch für eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Wichtig ist, die rein buchhalterische Sicht auf Kultur beiseite zu 3



legen und die weitreichenden Wirkungen für die Stadtteile, als Tourismusfaktor aber auch als Identifikationspunkt und elementarer Bestandteil der Gesellschaft zu betrachten. Kultur ist damit auch eine öffentliche Aufgabe.
Überall sahen wir das Bemühen, bei allem kulturellen Anspruch die wirtschaftlichen Aspekte nicht aus den Augen zu verlieren. Doch dem sind faktische und individuelle Grenzen gesetzt. Kulturschaffende brauchen auch Raum zum Leben.
Die Politik ist gefordert, unterstützende Strukturen zu halten und weiterzuentwickeln und gemeinsam mit den einzelnen Kulturschaffenden, der Kulturwirtschaft und kulturpolitisch Aktiven eine Vorstellung über die kulturelle Entwicklung Schleswig-Holstein zu entwickeln. Leider lässt diese Landesregierung weder eine wirkliche Wertschätzung noch ein Konzept erkennen. Die Rückverlagerung aus der Staatskanzlei hin zum Bildungsminister hat leider keine Fortschritte gebracht.
Die Erwartungen an eine künftige SPD-geführte Landesregierung sind hoch. Wir werden uns bemühen, gemeinsam Wege zu finden und wieder ein ansprechbarer und zuverlässiger Partner zu werden.“