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26.05.11
16:31 Uhr
B 90/Grüne

Anke Erdmann zur Fremdsprachenvermittlung

Presseinformation

Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein Pressesprecherin TOP 13 - Vermittlung von Fremdsprachen Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Dazu sagt die bildungspolitische Sprecherin Telefon: 0431 / 988 - 1503 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Fax: 0431 / 988 - 1501 Anke Erdmann: Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh.gruene-fraktion.de
Nr. 299.11 / 26.05.2011


Wanted alive: Lehrkräfte für Fremdsprachen
Uns liegt – Dank der SPD – eine große quantitative Übersicht zur Vermittlung von Fremdsprachen vor. Auf 64 Seiten sind Eckdaten vom Kindergarten bis zur Volkshoch- schule zu finden.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen ging. Aber ich musste nach dem Lesen der 64 Seiten erst einmal ein Schritt zurück machen, man verliert sich sonst im Detail.
Viele Fragen zur Quantität wurden gestellt, die meines Erachtens nach zentrale Frage zur Qualität fehlt: Wie sieht es mit der Wirksamkeit des Unterrichts aus? Im letzten Jahr erschien dazu u.a. von Prof. Köller aus dem Kieler IPN die Analyse: Sprachliche Kompe- tenz im Ländervergleich. In der Anfrage wurden ja sehr viele Zahlen erbeten, Köller und Kollegen haben u.a. die Wirksamkeit des Englischunterrichtes untersucht. Unsere 15jährigen liegen im bundesweiten Durchschnitt. Anders bei den Deutschkenntnissen – da waren wir unter dem Mittelwert.
Insofern kann man für den Englisch-Unterricht sagen: Kein Medaillen-Platz, aber vom Ef- fekt betrachtet ist alles im Lot. Wo besteht Handlungsbedarf: Ich möchte zwei Schlaglich- ter setzen:
1. Kita: Fremdsprachen im Kindergarten − da stecken wir noch in den Kinderschuhen. Ich finde das nicht schlimm. Zwar lernt man in jungen Jahren Sprachen spielend, wenn die Fremdsprache im Alltag der Kinder aber keine Rolle spielt, ist das Gelernte gleich wieder weg.
Seite 1 von 2 Gerade die relativ schlechte sprachliche Kompetenz in Deutsch bei Jugendlichen, erfor- dert ein frühes Gegensteuern. Manchmal helfen Umwege, um Deutsch zu lernen. Wer seine Muttersprache beherrscht, der kann auch später die Sprache seines neuen Hei- matlandes gut sprechen. Die Kieler Kita Mosaik ist da Vorreiter und in der Wissenschaft als „Kieler Modell“ bekannt.
Wir würden in der Kita also einen anderen Handlungsauftrag nach vorne stellen. Wie der Bund mit der Initiative „Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration“, die seit März läuft. In unserem Land werden knapp 90 Kitas gefördert.
Die Initiativ-Kitas, zu denen ich in der letzten Zeit Kontakt hatte, suchen händeringend nach Personal, das dieses Programm umsetzen kann – ein echtes Problem. Und die ausgewählten Kitas sorgen sich zum Teil, dass sich das Land selber in den geförderten Kitas zurückzieht. Ich hoffe, dass Sie, Herr Minister, diese Bedenken ausräumen können.
2. Fachlehrermangel: Der Personalmangel plagt auch Schulen: Lehrerinnen und Lehrer für Fremdsprachen sind schwer zu finden. Das Ministerium hat daraufhin im März 2010 den Regional- und Gemeinschaftsschulen freigestellt, ob sie die zweite Fremdsprache anbieten. Aus der Verpflichtung ist eine Soll-Vorschrift geworden. Erste kleine Kapitulati- on oder weiblich pragmatisches Vorgehen?
Es wäre ein pragmatischer Ansatz, wenn das Ministerium gleichzeitig gegensteuern wür- de. Die Suche nach Lehrkräften für Fremdsprachen trifft heute einige Schulen, das wird wahrscheinlich in den kommenden Jahren ein Flächenbrand.
Es ist zu lesen, dass die entsprechenden Studienplätze nicht ausgeschöpft sind. Ja, und nu? Zum kommenden Schuljahr droht der Großteil motivierter Junglehrerinnen und - lehrer, die noch kein Beamtenticket haben, einen lauwarmen Handschlag zum Abschied. Das trifft – ich weiß nur von Einzelfällen – auch Lehrkräfte, deren Fächer wirklich drin- gend gesucht werden. Ich habe dazu eine kleine Anfrage gestellt und u.a. gefragt, wie viele Lehrkräfte mit Mangelfächern nicht übernommen werden. Ich bin gespannt auf Ihre Antwort. Vor dem Hintergrund, dass andere Bundesländer massiv um Lehrkräfte werben, ist das kurzsichtig. Wir lassen diejenigen gehen, die wir schon übermorgen herbeiseh- nen.
Das Kabinett schafft heute Probleme, derer wir morgen kaum Herr werden können. Und dann würden wir alle froh sein, ginge es nur um einen Fachkräftemangel bei den Fremd- sprachen …
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