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25.03.11
10:26 Uhr
SPD

Anette Langner zu TOP 31 + 32: Dem Fachkräftemangel strategisch entgegenwirken

Es gilt das gesprochene Wort!
Kiel, 25. März 2011



TOP 31 + 32, Für eine erleichterte Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen, Bildungs- und Berufsabschlüssen / Fachkräftepotenziale besser nutzen / Fachkräftestrategie für Schleswig-Holstein: Erwerbsbeteiligung mobilisieren – Potenziale ausschöpfen (Drucksache 17/1374neu, 17/1375, 17/1414)



Anette Langner:
Dem Fachkräftemangel strategisch entgegenwirken


Von den 117.000 in Schleswig-Holstein gemeldeten Arbeitslosen sind 44% Frauen, 11% unter 25 Jahren, 28% zwischen 50 und 65 Jahren, 10% Migrantinnen und Migranten und 5% Menschen mit Behinderung. 8,4% der Schulabgänger verlassen in Schleswig-Holstein die Schule ohne Schulabschluss. Gerade angesichts der demografischen Entwicklung und des wachsenden Fachkräftebedarfs gilt: Kein Talent darf verloren gehen – egal mit welchen Voraussetzungen und egal welcher Herkunft.
Die Landesregierung hat im Februar ein „Bündnis für Fachkräfte“ initiiert, das viele Akteure, die dazu beitragen können, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, an einen Tisch bringt. Jetzt warten wir auf konkrete Maßnahmen der Landesregierung und der Bündnispartner, um der Problembeschreibung auch mit Lösungen zu begegnen. Bislang erleben wir die Landesregierung bei Maßnahmen, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken könnten, aber - um es vorsichtig zu sagen - eher zögerlich.
• Neuorganisation des sogenannten Übergangsmanagements von der Schule in den Beruf, um zu verhindern, dass Jugendliche in Warteschleifen demotiviert werden: Fehlanzeige! Hamburg hat gemeinsam mit den Beruflichen Schulen ein Angebot entwickelt, das in einem 2



flexiblen System zwischen betrieblichen und überbetrieblichen schulischen Angeboten jedem Jugendlichen einen Ausbildungsplatz garantiert. Das wäre ein Vorbild!
• Konkrete Maßnahmen für den Pflegebereich, in dem wir jetzt schon einen eklatanten Fachkräftemangel haben: Fehlanzeige! Außer öffentlichkeitswirksamen Terminen und Aktionswochen des Ministers warten wir immer noch auf konkrete Vorschläge zur Neuordnung der Ausbildung in den Pflegeberufen. Und die Streichung der finanziellen Unterstützung des dritten Jahres in der Altenpflegeausbildung trägt mit Sicherheit nicht zur Attraktivität dieser Ausbildung bei.
• Vereinbarkeit von Beruf und Familie – in aller Munde, aber konkrete Maßnahmen: Fehlanzeige! Es gibt zwar die jährliche Auslobung von Preisen für familienfreundliche Betriebe, das ist wichtig und gut. Aber konkret geht es doch vor allem um den Ausbau von Betreuungsmöglichkeiten in Kindertagesstätten, Kindergärten und Ganztagsschulen. Denn nur mit einer flächendeckenden, guten Infrastruktur an Ganztagsbetreuung können Frauen mit Kindern ohne Probleme erwerbstätig sein.
Eine Fachkräftestrategie für Schleswig-Holstein muss Erwerbsbeteiligung mobilisieren und vorhandene Potenziale ausschöpfen, attraktive Arbeitsplätze schaffen und eine Willkommenskultur für qualifiziere Arbeitskräfte aus dem Ausland schaffen. Dazu brauchen wir eine Ausbildungsgarantie, neue Chancen zur Berufsqualifizierung für Jugendliche ohne Schul- oder Berufsabschluss, ein dem zukünftigen Bedarf angemessenes Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen, ein umfassendes und hochwertiges Angebot an betrieblicher Weiterbildung, eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen durch attraktive und gerecht bezahlte Arbeitsplätze, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch eine familienorientierte Personalpolitik der Unternehmen und familiengerechte Rahmenbedingungen.
Ältere Beschäftigte müssen durch bessere Rahmenbedingungen in der Gesundheitsprävention und Arbeitsschutz länger im Berufsleben gehalten werden. Und der Arbeitsmarkt muss auch für Menschen mit Behinderung offener werden. All das liegt nicht zuletzt in der Verantwortung der Unternehmen selbst. Gerade bei vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen mangelt es aber auf Grund fehlender Ressourcen an einer mittel- und langfristigen Personalplanung. 3



Ausbildungsverbünde, Weiterbildungsnetzwerke und überbetriebliche Beratungsstellen, auch für die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland, können wichtige Unterstützungsmaßnahmen für diese Unternehmen sein.
Das Potenzial der in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten wird wirkungsvoll zum Tragen kommen, wenn wir im Ausland erworbene Bildungs- und Berufsabschlüsse schneller und unkomplizierter anerkennen. Gestern hat das Bundeskabinett endlich einen Gesetzentwurf verabschiedet, der die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse deutlich erleichtern und beschleunigen soll.
Ausdrücklich zu begrüßen ist, dass Migrantinnen und Migranten jetzt ein Recht darauf haben, dass das Anerkennungsverfahren in drei Monaten abgeschlossen ist. Es bleibt allerdings bei einem Wirrwarr von Anlaufstellen. Betreuung, Beratung und Förderung der Betroffenen kommt weiter zu kurz und die Frage, ob und wie notwendige Nachqualifizierungen finanziert werden, bleibt weiter ungeklärt. Sehr schade, dass Frau Schavan nach einer langen Anlaufzeit die Chance nicht genutzt hat, dieses Thema im Sinne der Migrantinnen und Migranten und dem enormen Qualifikationspotenzial, das sie mitbringen, zu klären.
Ich erwarte von der Landesregierung, dass sie sich im Bundesrat für eine Änderung des Gesetzentwurfes in den angesprochenen Punkten einsetzt und baldmöglichst eine Anerkennungsregelung für die Berufe, die in der Zuständigkeit des Landes sind, vorlegt. Gut wäre es, wenn hinter dem Bündnis für Fachkräfte auch eine Fachkräftestrategie für Schleswig- Holstein steht, deshalb bitte ich Sie, unserem Antrag zuzustimmen.