Martin Habersaat zu TOP 15: Die Zukunft der Universität Flensburg sichern
Es gilt das gesprochene Wort! Kiel, 24. März 2011TOP 15: Deutliches Bekenntnis für die Universität Flensburg (Drucksache 17/1347)Martin Habersaat:Die Zukunft der Universität Flensburg sichernSich Sisyphos als glücklichen Menschen vorzustellen, ist gar nicht so schwer: Steine schleppen hält fit. Damokles hat hingegen noch niemand als glücklich beschrieben. So ein Schwert über dem Kopf stört schließlich nicht nur das Befinden, sondern auch die tägliche Arbeit!Die Universität Flensburg zeichnet sich nicht durch eine besonders lange Geschichte aus, dafür durch eine besonders bewegte, oftmals unter diesem Schwert. Der Weg von einer Pädagogischen Hochschule zur Universität war kein gradliniger Prozess. Aufgabenstellung und Selbstverständnis der Hochschule haben sich immer wieder gewandelt, waren nie unumstritten.Manche Hürde haben sich dabei die Beteiligten in Flensburg im Laufe der Jahre selbst in den Weg gestellt, manche Hürde wurde jedoch auch aus Kiel nach Flensburg getragen:- Da hat die Haushaltsstrukturkommission von FDP und CDU sich, bewusst frei von Sachkenntnis, auf die Suche nach Einsparmöglichkeiten gemacht, und ist bei den Unis in Flensburg und Lübeck fündig geworden.- Da gibt es immer mal wieder Stimmen aus der CDU, die bei der Diskussion um die Zukunft der Uni Flensburg diese Zukunft generell in Frage stellen. 2- Da fordert die FDP in Pressemitteilungen fröhlich „tragfähige und zukunftsfähige“ Konzepte und ignoriert völlig die Arbeit, die in solche Konzepte investiert wird.Es ist daher nicht verwunderlich, dass Gesandtschaften aus Kiel in Lübeck und Flensburg mit Misstrauen beäugt werden, dass die Formulierung „bei Hofe“ nicht selten ist, wenn von politischen Prozessen in der Landeshauptstadt die Rede ist. Das sollten wir überwinden!Die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen hat vor wenigen Wochen ihre Empfehlungen für die Uni Flensburg vorgelegt, mit denen wir uns auseinandersetzen können. Kritisch will ich anmerken, dass wir mehr an materieller Unterfütterung der Empfehlungen erwartet hätten, die es auch möglich machen würde, die Empfehlungen in Haushaltszahlen abzubilden.Die wichtigste Aussage des Gutachtens ist: Schließung oder Stutzung der Universität werden als „weder zukunftsfähig noch effektiv“ eingeschätzt - also müssen wir uns zur Universität Flensburg bekennen!Ansonsten bestätigt die Kommission, was wir schon lange miteinander diskutieren: Die Universität Flensburg braucht ein klares Profil. Auf dem Weg zu dessen Entwicklung befindet sie sich, da bin ich mir nach Gesprächen mit Professor Reuter und Frau Professor Wende sicher.Ausgangspunkt muss die Lehrerausbildung sein. Die Berufsaussichten für heutige Lehramtstudenten sind nicht so rosig wie vor ein paar Jahren, trotzdem oder deshalb brauchen wir eine gute Lehrerausbildung in Schleswig-Holstein. Man hört von schwarz-gelben Geheim- Arbeitsgruppen, die sich um die Zukunft der Lehrerausbildung kümmern wollen. Für den Fall, dass Schwarz-Gelb selbst keine Zukunft hat, gestatten Sie mir ein paar eigene Gedanken zu Anforderungen an die, die unsere Lehrer ausbilden (übrigens lieber als Stufenlehrer denn als Schulartlehrer). Wir brauchen:- Genug Lehrerinnen und Lehrer für alle Fächer und in allen Regionen des Landes.- Gute Lehrerinnen und Lehrer, gefestigte Persönlichkeiten. (Hier gefallen mir Überlegungen des Präsidiums zur Internationalisierung der Studiengänge.) 3- Pädagoginnen und Pädagogen, die der Binnendifferenzierung mächtig sind, für die Heterogenität keine Drohung ist und die in der Lage sind, ihre Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern.Dem Wunsch der Grünen, die Zukunft der Lehrerausbildung zwischen Regierung und Hochschulen aushandeln zu lassen, können wir nicht zustimmen.Das zweite Standbein der Uni wird der Bereich der Wirtschaftswissenschaften sein. Mit der Mittelstandsforschung und den dazugehörigen Kooperationen hat die Universität ihre Vernetzung in der Region gestärkt. Diesem Ziel kann auch der Vorschlag der Grünen dienen, einen gemeinsamen Hochschulrat für Uni und FH in Flensburg zu installieren. Auch ich bin davon überzeugt, dass beide Hochschulen enger kooperieren müssen. Im Energie- und Unweltmanagement läuft das ja auch schon gut.Positiv bewertet wird die Kooperation mit der Syddansk Universitet. Wenn in Sønderborg 40 Prozent der Studierenden deutscher Herkunft sind, belegt dies, dass die Kooperation auch ein Erfolgsmodell für die Studierenden selbst ist.Der Antrag des SSW geht in die richtige Richtung. Wir stimmen zu, auch wenn in sich nicht ganz logisch ist, warum einerseits Bestehendes festgeschrieben werden und andererseits Empfehlungen aus dem Gutachten umgesetzt werden sollen.Nach Jahren der Unsicherheit muss das Damoklesschwert verschwinden. Das hat finanzielle Konsequenzen. Auch eine von uns geführte Regierung wird nicht jeden Wunsch der Universität erfüllen können. Leitfrage muss sein, welche Mittel notwendig sind, um die Zukunft der Universität zu sichern.Die Lehre aus der Geschichte mit dem Schwert war für Damokles übrigens, dass Reichtum und Erfolg keinen Schutz vor Gefahren bieten. Die Lehre, die ich der Landesregierung anempfehle, ist die, dass so ein Schwert ganz sicher kein Mittel ist, um Reichtum und Erfolg zu erzwingen. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.