Anke Spoorendonk zu TOP 19 - Nordseestrategie/Europapolitik
Presseinformation Kiel, den 26. Januar 2011 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 19 u. 32 Nordseestrategie/Europapolitik Drs. 17/1174 und 17/1072Nach der Ostsee und dem Donauraum soll auch die Nordsee in Zukunft von einereigenen europäischen Strategie profitieren. So lautet die Empfehlung des Ausschussesder Regionen, die Anfang Oktober letzten Jahres verabschiedet wurde. Berichterstatterdes Ausschusses zu diesem Thema ist Hermann Kuhn, Mitglied der BremischenBürgerschaft, der zu Eile drängt. Man müsse nicht abwarten, was aus der EU-Ostseestrategie wird, denn schließlich gäbe es für die Nordsee akuten Handlungsbedarf:Überfischung, Ölförderung und Meeresverschmutzung – um nur einige wichtigeProblembereiche zu nennen.Recht hat er. Daher begrüßt der SSW, dass sich nun auch der Schleswig-HolsteinischeLandtag dieses Themas annimmt. Die beiden vorliegenden Anträge stehen unsererMeinung nach nicht im Gegensatz zu einander – sie ergänzen sich und solltenzusammengeführt werden, um der Sache zu mehr Nachdruck zu verhelfen. Wir könnensomit beiden zustimmen. 2Aber auch, wenn wir uns bisher nicht konkret mit der Formulierung einer europäischenNordseestrategie befasst haben, so besteht allen Grund festzuhalten, dass nicht zuletztder Landtag immer wieder die jeweiligen Landesregierungen aufgefordert hat, dieNordseekooperation voranzubringen. Der letzte Bericht zur Nordseekooperation liegtaber mittlerweile gut vier Jahre zurück, und aus der Landtagsinitiative zur Schaffungeines „Parlamentsforums Nordsee“ ist bisher auch noch nichts geworden. Amkonkretesten scheint mir immer noch die Beteiligung Schleswig-Holsteins an der Arbeitder Nordseekommission zu sein. Von einer Vorreiterrolle kann aber noch lange nicht dieRede sein. Das ist bedauerlich, weil doch gerade Schleswig-Holstein mit den Erfahrungender Ostseekooperation ein Pfund hat, mit dem man wuchern könnte.Bei der Ostseekooperation standen von Beginn an nicht nur Probleme, sondern auch dieEntwicklung gemeinsamer Perspektiven im Vordergrund. Daraus erwuchs eineverpflichtende und tragfähige Struktur, in der heute sowohl die Regierungen wie auchdie Parlamente eingebunden sind. Und genau dies ist der Hintergrund dafür, dass es mitder schwedischen EU-Ratspräsidentschaft möglich wurde, überzeugend für dieEntwicklung einer europäischen Ostseestrategie zu argumentieren. – Ohne Strukturenläuft eine Strategie ins Leere.Das alles steht für die Nordsee noch aus. Natürlich gibt es auch entlang der Nordsee einNetzwerk – nicht zuletzt die Friesen nutzen ihre Verbindungen seit vielen Jahrzehnten –doch sind wir noch weit entfernt von der Einrichtung dauerhafter Strukturen – zumBeispiel zur Lösung gemeinsamer Probleme. Hier ist Schleswig-Holstein aufgerufen, sichgestaltend einzubringen. 3Daher ist es gut, dass beide Anträge die Aufforderung enthalten, Landesregierung undLandtag mögen bis Mitte 2011 gemeinsam die Schwerpunkte Schleswig-Holsteins in derNordseekooperation diskutieren und benennen. Dass hier in erster Linie der Europa-Ausschuss gefragt ist, sagt sich von selbst. Gefragt sind aber auch die Erfahrungen, dieim Rahmen der Wattenmeerkonferenzen und der staatenübergreifenden INTERREG-Projekte gemacht worden sind.Der SSW hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass die Zusammenarbeit imOstseeraum mehr ist als traditionelle Europapolitik. Sie hat einen Wert an sich. Sie istsehr viel konkreter, und sie ist von unten gewachsen. Dies sollte auch die Messlatte füreine künftige Nordseekooperation sein. Ich möchte aber dennoch mit einereindrücklichen Warnung schließen: Die Nordseekooperation eignet sich nicht zursprichwörtlichen Sau, die durchs Dorf gejagt wird. Es wäre für Schleswig-Holstein einBärendienst, wenn die Nordseekooperation auf Kosten der Ressourcen, die wir derzeit imOstseeraum haben, ausgebaut werden würde. Wir müssen beides wollen und für beidesRessourcen zur Verfügung stellen. Alles andere wäre eine Mogelpackung.