Lars Harms zu TOP 61 - Feste Fehmarnbeltquerung
PresseinformationKiel, den 17.12.2010 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 61 Feste Fehmarnbeltquerung Drs 17/996Mit der Ankündigung der dänischen Planungsgesellschaft Femern A/S dem dänischenVerkehrsminister eine Tunnellösung für die Fehmarnbeltquerung vorzuschlagen, anstelle einerBrücke, weil dies aus Umwelt-, Sicherheits- und Kostengründen die bessere Variante sei,spricht Bände. Danach werden die Kosten für eine Brücke auf 5,2 Milliarden Euro und derAbsenktunnel auf 5,1 Milliarden Euro geschätzt. In 2006 wurden die Kosten für eine Brückenoch auf rund 4 Milliarden Euro geschätzt. Die Brückenvariante hat sich damit um 1,2Milliarden Euro verteuert. Auch wenn die Querung einzig und allein von dänischer Seitegetragen wird, macht es aber deutlich, dass die bisher angegebenen Kostenschätzungen nichtordentlich durchgerechnet sind. Dies gilt auch für die Hinterlandanbindung auf deutscherSeite. Demnach belaufen sich die Kosten nicht auf geschätzte 840 Millionen Euro sondern auf1,7 Milliarden Euro.Bei derartigen kostenexplosionen, muss man sich doch die Frage stellen, warum immer nochan diesem Projekt festgehalten wird? Es macht aber deutlich, dass die Kosten keine Rollespielen. Es ist einzig und allein ein politisches Prestigeprojekt, das durchgedrückt werden soll, 2auf Teufel komm raus. Dieses Vorgehen vermittelt den Anschein, dass es nicht mehr um dieFrage geht „ob“ die Querung gebaut wird, sondern nur noch „wie“.Dass dies zu Unmut und Verärgerung bei den Querungsgegnern führt, ist klar. Hier müssen wiraber so ehrlich sein, dass sich die Frage nach dem „ob“ für uns als Land nicht sich mehr stellt.Wir haben es hier mit einem Staatsvertrag zu tun und das bedeutet, dies kann nur zwischenBerlin und Kopenhagen geklärt werden.Die Frage nach dem „ob“ hätte von Seiten des Landes viel früher geführt werden müssen.Dieses Eisen hat aber niemand angefasst. Hier hat im Vorfeld die Transparenz und Diskussiongefehlt. Daher ist der Zug abgefahren. Es geht also um das „wie“. Hier brauchen wir jetzt dieehrliche Auseinandersetzung mit der Bevölkerung vor Ort. Aber auch hier taucht man lieber ab.Dies kreide ich der Landesregierung an. Daher schreibe ich den Befürwortern des Projektes insBuch: Was wir heute in den Medien aus Stuttgart sehen, werden wir auch in der RegionFehmarn und Ostholstein erleben. Dies kann nicht gewollt sein. Daher fordere ich dieLandesregierung auf, nehmen sie die Querungsgegner ernst. Hören sie sich deren Argumenteergebnisoffen an. Beteiligen sie die Bevölkerung in einem offenen und transparenten Dialog.Die Größe des Projektes ist von solchem Ausmaß, dass es nicht nur die Region Fehmarn undOstholstein berührt. Es betrifft ganz Schleswig-Holstein. Und der SSW hat immer wiederdarauf hingewiesen, dass wir landesweit wichtigere Verkehrsprojekte haben, als dieseQuerung. Wir haben immer wieder gefordert, dass wir für den Landesteil Schleswig und für dieWestküste ein Infrastrukturkonzept benötigen. Seit der Unterzeichnung des Staatsvertrages istin dieser Richtung aber nichts geschehen.Wir brauchen eine bessere Nord-Süd-Verbindung. Stichwort Ausbau der B5 bis zur Grenzesowie sechsstreifiger Ausbau der A7 bis zur Grenze – von Hamburg bis Bordesholm reicht nichtaus. Aber das wichtigste Straßenverkehrsprojekt ist und bleibt der Ausbau der A20 mit derwestlichen Elbquerung. 3Für den Schienengüterverkehr in Nord-Süd-Richtung gilt das gleiche. Auch hier brauchen wirVerbesserungen. Die Instandsetzung der Kanalbrücke reicht nicht aus. Wir müssen denEngpass über den Nord-Ostsee-Kanal beseitigen. Wir haben Schienenengpässe im HamburgerRaum die beseitigt werden müssen.Das Geld geht für die Hinterlandanbindung drauf und damit fehlt es an allen Ecken undKanten.Noch ein letztes Wort zu unseren 60 Millionen. Es ist nicht Aufgabe des Landes, Geld für einBundesprojekt auszugeben. Das Gutachten der Grünen hat klargestellt, dass dies auch von derRechtslage nicht gedeckt ist. Deshalb ganz klar: Liebe Landesregierung, bitte sparen Sie diesesGeld ein oder geben sie dieses zumindest für etwas Sinnvolles aus.