Silke Hinrichsen zu TOP 57 - Sicherheitsbericht
Presseinformation Kiel, den 15. Dezember 2010 Es gilt das gesprochene WortSilke HinrichsenTOP 57 Sicherheitsbericht Drs. 17/783Mit dem vorliegenden Bericht war die Landesregierung aufgefordert worden, dieeinzelnen kriminalpolitisch relevanten Statistiken aufzubereiten, da in der PKS - also derPolizeilichen Kriminalstatistik - keine inhaltlichen Verknüpfungen oder Konsequenzenaus den Statistiken gezogen werden. Es sind deshalb zwei Ziele mit diesem Antragunsererseits verfolgt worden: 1. objektive und belastbare Zahlen für einen bestimmbaren Zeitraum zu erhalten und 2. die kriminalpolitische Handlungsempfehlungen, die sich daraus ergeben, nach zu vollziehen.Hintergrund ist, dass die Sicherheit, genauer gesagt „die gefühlte Sicherheit“, häufigAngriffsziel von Boulevard-Kampagnen ist und der Verschärfung des Rechts dient.Dahinter steht immer wieder das Kalkül: Verunsichern und dann verschärfen. Viele 2Mitbürgerinnen und Mitbürger wähnen sich in echter Gefahr, wenn sie zum Beispielalleine unterwegs sind. Das entbehrt laut Bericht aber einer sachlichen Grundlage, da dieHäufigkeitszahlen - also die Anzahl von Straftaten auf 100.000 Einwohner -abgenommen haben. In vielen Diskussionen - ob am Stammtisch oder auf einem Podium- fehlt es an soliden Statistiken. Darum hört man immer noch zu oft Mutmaßungen undVerallgemeinerungen auf Grundlage weniger Einzelereignisse. Ich hoffe, dass wird sichnach diesem Bericht für Schleswig-Holstein ändern, da der Bericht aufzeigt, dass genaudieses Schüren von Angst falsch ist und sich nicht mit Tatsachen belegen lässt.Mein Dank geht deshalb an Innenminister Herrn Schlie und sein Haus, die einen klarenBericht über die derzeitige Sicherheitssituation vorlegten. Wer wirklich wissen will, wiedie Entwicklung bei Intensivtätern, Jugendlichen oder Tätern mit einem nicht-deutschenPass ist, der findet hier die Fakten, die jedoch - und gerade das ist interessant - häufignicht den bestehenden Vorurteilen entsprechen.Zu den kriminalpolitischen Handlungsempfehlungen: Der Bericht zeigt, dass dieUrsachen von Kriminalität nur gesamtgesellschaftlich wirkungsvoll bekämpft werdenkönnen. Die ersten Auswertungen zu den Fallkonferenzen in Pinneberg sind dabei sehrermutigend. Überall dort, wo Polizei und Staatsanwaltschaft mit möglichst vielenAkteuren routinemäßig zusammenarbeiten, verzeichnet man nachhaltige Erfolge.Dieses koordinierte Vorgehen ist auf belastbare Strukturen angewiesen, die nur zueinem Bruchteil aus technischen Hilfsmitteln errichtet werden können. Um es ganzdeutlich zu sagen: es geht nicht um regelmäßigen telefonischen Kontakt, sondern umdas tatsächliche Zusammentreffen der Verantwortlichen. Die Polizei vor Ort muss in der 3Lage sein, neben ihren Einsätzen auch die soziale Entwicklung im Revier zu begleiten.Dazu benötigt sie ausreichend Personal.Der Sicherheitsbericht zeigt darum eigentlich eine paradoxe Situation. Die starkenStrukturen, die den Rückgang der Straftaten überhaupt möglich machen, werden derzeitinfrage gestellt. Ich bezweifle aus diesem Grund, dass der kommende Sicherheitsberichtin einigen Jahren ähnlich positiv ausfallen wird. Ein Beispiel dafür ist die zunehmendeKomplexität bei den Ermittlungen. Der Generalstaatsanwalt hat hier bereits im April2010 auf diese Lage hingewiesen: langwierige Ermittlungen, die sich teilweise über Jahreerstrecken, werden laut Sicherheitsbericht zunehmen, vor allem im Bereich derWirtschaftsverfahren, aber auch in Sachen Internetkriminalität. Hier müssen belastbareStrukturen dauerhaft gesichert werden.Abschließend möchte ich sagen, dass der Sicherheitsbericht generell einen Rückgang derFallzahlen zeigt, aber gleichzeitig eine Verdichtung der Kriminalität in bestimmtenRegionen bzw. bei bestimmten Personengruppen. Es ist also noch viel zu tun und wirsollten im Ausschuss das weitere Umgehen und Vorgehen besprechen.