Thorsten Fürter zur Großen Anfrage Medienkompetenz in der Informationsgesellschaft
Presseinformation Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Es gilt das gesprochene Wort! 24105 Kiel Telefon: 0431 / 988 - 1503 Fax: 0431 / 988 - 1501 TOP 9 – Medienkompetenz in der Informationsgesellschaft Mobil: 0172 / 541 83 53 presse@gruene.ltsh.de Dazu sagt der medien- und netzpolitische Sprecher www.sh.gruene-fraktion.de von Bündnis 90/Die Grünen, Nr. 672.10 / 17.11.2010 Thorsten Fürter:So viel Medienkompetenz war noch nieDie umfassende Antwort auf die Große Anfrage zeigt die Bandbreite des Angebots im Bereich Medienkompetenz.Viele Verbände und Vereine haben Projekte entwickelt. Besonders hervorheben möch- te ich die zahlreichen Angebote des Offenen Kanals, definitiv ein Leuchtturm in der Medienkompetenzlandschaft. Der Anteil der Projekte, die sich auf Internet, Handy, Web und Games beziehen, hat sich in den letzten Jahren immer mehr vergrößert und zeigt deutlich den Bedarf der Jugendlichen, aber auch der Eltern und LehrerInnen. Hier scheint es aber auf der schleswig-holsteinischen Landkarte noch weiße Flecken zu ge- ben, denn diese Projekte können nicht in ganz Schleswig-Holstein stattfinden, sondern vor allem im Sendebereich.Medienkompetenz ist eine – wenn nicht die – Schlüsselqualifikation im Informations- zeitalter. In dem Maße, in dem Medien für das Leben und das Zusammenleben der Menschen wichtiger werden, ist natürlich auch die Medienkompetenz der gesamten Gesellschaft gewachsen. Es wäre ein völliges Zerrbild, wollten wir den Eindruck er- weckten, dass die BürgerInnengesellschaft im Wesentlichen hilflos und dumm vor den Medienangeboten sitzt. Das Gegenteil ist richtig: So viel Medienkompetenz wie heute war noch nie. Diese gewachsene Medienkompetenz bereichert auch den demokrati- schen Prozess. Wir sind auf dem Weg – mit Hilfe alter und neuer Medienangebote − endlich das zu schaffen, was die Demokratie dringend nötig hat: Die Entwicklung der Vision einer BürgerInnendemokratie. Seite 1 von 2 Aber es gibt Defizite. Und wie immer in der Politik, ist das natürlich das Feld, auf dem wir gefordert sind. Es nehmen nämlich nicht alle BürgerInnen gleichermaßen und mit den gleichen Fähigkeiten an dieser BürgerInnendemokratie teil. Entscheidend ist, dass Kindern und Jugendlichen Medienkompetenz von klein auf vermittelt wird, das fängt bei der Kita an und hört beim positiven Beispiel der Eltern nicht auf. Nicht nur Kinder müs- sen den Aus-Knopf kennen, auch die Erwachsenen müssen ihn betätigen können. Von der Medienkompetenzvermittlung in der Kita stand in der Anfrage allerdings nichts. Dort gibt es offensichtlich noch Nachholbedarf.Auch die Angebote an Eltern dürfen sich nicht allein auf Vorträge bei Elternabenden beschränken, wie das medienpädagogische Landeskonzept es anführt. Hier muss es ein offensiveres Angebot geben. Schließlich darf es nicht nur um die Kompetenzver- mittlung von Medienkompetenz an die jüngeren Menschen gehen. Auch wir älteren, die so genannten „digital immigants“ müssen sich manchmal ganz schön anstrengen, um mit den so genannten „digital natives“ Schritt zu halten. Um nur ein Beispiel zu nennen: Bereits heute geben zum Beispiel 20 Prozent der SchülerInnen an, Opfer von Cyber- mobbing geworden zu sein, 80 Prozent wissen mit dem Begriff etwas anzufangen. Ob der Anteil bei den Eltern und den Politikern ebenso hoch ist? Das darf bezweifelt wer- den.In den Schulen ist die Situation noch unbefriedigend. Es ist richtig: Wir müssen nicht auf jede neue Herausforderung gleich mit einem neuen Schulfach antworten. Anderer- seits macht es sich das Kultusressort zu einfach, wenn es auf die zahlreichen Schnitt- stellen verweist, an denen Medienkompetenz in bestehende Fächer integriert werden kann. Meine Gespräche mit SchülerInnen haben gezeigt: Davon kommt an der Basis sehr oft wenig bis überhaupt nichts an. Das ist also durchaus eine Baustelle für kluge und vorausschauende BildungspolitikerInnen. Wenn wir in Schulen und Kitas nicht an- setzen, wird der Abstand zwischen denen, die es können und denen, welche die Medi- en nicht gut für ihre eigenen Zwecke einsetzen, immer größer. Es ist Aufgabe der Poli- tik dies zu verhindern. *** 2