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17.11.10
11:47 Uhr
Linke

Rede von Björn Thoroe zur Situation auf dem Arbeitsmarkt in SH: "Falsche Statistiken helfen den Menschen nicht. Es ist noch viel zu tun."

Rede von Björn Thoroe zu TOP 60: Situation auf dem Jannine Menger-Hamilton Pressesprecherin Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein DIE LINKE Fraktion im Schleswig-Holsteinischen 357/10 Landtag Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel
Telefon: 0431 / 9 88 16 02 Telefax: 0431 / 9 88 16 18 Kiel, 17. November 2010 Mobil: 0160 / 90 55 65 09
presse@linke.ltsh.de
www. linksfraktion-sh.de

Björn Thoroe zur Situation auf dem Arbeitsmarkt in SH: „Falsche Statistiken helfen den Menschen nicht. Es ist noch viel zu tun.“
„Herr Präsident, meine Damen und Herren,
der Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit Jürgen Goecke eröffnete die Vorstellung des Monatsberichtes zum Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein mit einem Zitat aus dem Gutachten der Wirtschaftsinstitute vor zwei Jahren. Damals wurden 4,9 Millionen Arbeitslose für 2010 prognostiziert. Diese Vorhersage ist nicht eingetreten, weil die Bundesregierung die Wirt- schaft massiv gestützt hat. Zwar oft auf falsche Art und Weise, aber immerhin ist eine absolute Ka- tastrophe auf dem Arbeitsmarkt ausgeblieben.
Wenn wir heute über den Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein sprechen, so muss ich zunächst fest- stellen, dass die Landesregierung Schleswig-Holsteins vorhat, über 5000 Stellen im öffentlichen Dienst zu streichen. Damit wird der Verlust von zusätzlichen mindestens 5000 Stellen im Privatsek- tor verursacht werden. Nehmen sie doch einfach mal die empirischen Befunde zur Kenntnis: An je- dem Arbeitsplatz in der Industrie hängen drei weitere und an jedem Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst hängt ein weiterer. Jetzt Erfolge auf dem Arbeitsmarkt zu feiern ist zynisch und wird auch der Situation nicht gerecht.
Nun ist Ihnen sicher unsere Kritik bekannt, dass das Wunder auf dem Arbeitsmarkt eigentlich ein Zaubertrick in der Statistik ist. Und natürlich sind Sie so gut informiert, dass Sie ebenfalls wissen, dass die inoffizielle Statistik bundesweit nicht knapp 3 Millionen, sondern 4,1 Millionen Arbeitslose ausweist. Wenn zum Beispiel Seehofer gegen Ausländer hetzt, gibt dieser das durchaus auch zu.



Diese und alle weiteren Presseinformationen der Fraktion DIE LINKE finden Sie auf http://www.linksfraktion-sh.de Für Schleswig-Holstein stellt sich dies im Detail so dar:
Die offizielle Arbeitslosigkeit betrug im Oktober 2010 98.933 Menschen. Hinzu kommen die nicht gezählten Arbeitslosen und das sind immerhin 24.948. Diese Gruppe besteht aus:
Menschen, die älter als 58 sind und Arbeitslosengeld II beziehen 2.694
Menschen, die älter als 58 sind und Arbeitslosengeld I beziehen (§ 428 SGB III) 17
Menschen in Ein-Euro-Jobs (Arbeitsgelegenheiten)(November) 10.714
Menschen in Maßnahmen der Beruflichen Weiterbildung 6.235
Menschen in Aktivierung und beruflicher Eingliederung (z. B. Vermittlung durch Dritte) 5.842
Menschen mit einem Beschäftigungszuschuss (für schwer vermittelbare Arbeitslose) 808
Menschen in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen 23
Und kranke Arbeitslose (§126 SGB III) 824
Nicht gezählte Arbeitslose 24.948
Sie fälschen die Statistik um ihre Erfolgsmeldungen darauf aufzubauen.
Wichtiger für Schleswig-Holstein ist aber Folgendes:
1. In der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung war auf Seite Eins zu lesen, dass der Bundes- rechnungshof die Ein-Euro-Jobs moniert hat. Ein-Euro-Jobs wären Job-Killer, weil sie oft reguläre Arbeitsplätze ersetzen würden. Das heißt: Durch den statistischen Trick, die Ein-Euro-Jobs aus der Statistik herauszunehmen, erscheint es so, als ob durch einen Abbau von regulären Stellen ein Rückgang der Arbeitslosigkeit möglich wäre. DIE LINKE nennt das einen Skandal und üble Täu- schung. DIE LINKE will statt Ein-Euro-Jobs einen öffentlichen Beschäftigungssektor schaffen. Einen öffentlichen Beschäftigungssektor mit sozialversicherungspflichtigen, unbefristeten und vernünftig bezahlten Arbeitsplätzen. Nur so hat jeder Mensch die Chance auf ein Arbeiten in Würde.
2. In der Frankfurter Allgemeinen von gestern war auf Seite Eins zu lesen, dass Deutschland Fachkräfte verliert. Schlimmer noch, das Land verliert laufend an Attraktivität. Das hat auch mit ih- rer Politik, meine Damen und Herren von SPD und Grünen zu tun. Eine der schlimmsten Wirkungen ihrer Arbeitsmarktreformen war die Entmutigung der Arbeitenden. Da rasch klar war, dass man aus dem Arbeitslosengeld II gar nicht mehr rauskommt, wenn man einmal drin ist, waren und sind die Beschäftigten bereit, große Kompromisse einzugehen und Verzicht zu leisten. Nur um ihre Stellen Diese und alle weiteren Presseinformationen der Fraktion DIE LINKE finden Sie auf http://www.linksfraktion-sh.de zu behalten. Das hat zur weltweit einmaligen Reallohnsenkung der letzten Jahre geführt. Das macht ein Land nicht gerade sexy. Und Sie meine Damen und Herren der Regierungsparteien, geben mit ihrem Kürzungshaushalt dem Land den Rest. Sie wissen genau, dass mehr gut ausgebildete Fach- kräfte unerlässlich sind, um die Arbeitslosigkeit abzubauen. Und gleichzeitig wollten sie eine Hoch- schule schließen. Gleichzeitig sorgen sie dafür, dass sich an der Kinderbetreuung und an Schulen nichts verbessert und es eher noch schlimmer wird.
3. Wir wissen aus dem Institut für Weltwirtschaft: „… in Schleswig-Holstein … ist … hochwerti- ge Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe durch relativ geringwertige Beschäftigung in den Dienstleistungsbranchen ersetzt worden... Ein Zuwachs an höherwertigen Dienstleistungen, der den Verlust hochwertiger Industriebeschäftigung hätte auffangen können, hat hier nicht in ausreichen- dem Maß stattgefunden. Eine gesamtwirtschaftliche Folge dieses Strukturwandels sind daher rela- tive Einkommensverluste und eine Abkopplung von der allgemeinen Wohlstandsentwicklung in Deutschland. Damit werden für Schleswig-Holstein die knapper gewordenen, hochwertigen Indust- riearbeitsplätze umso wertvoller. Eine weitergehende Deindustrialisierung des Landes würde nach dem bisherigen Verlauf des Strukturwandels ohne Kompensation durch hochwertige Dienstleis- tungsbeschäftigung zusätzliche Einkommensverluste nach sich ziehen. So steht es in den ‚Kieler Bei- trägen Zur Wirtschaftspolitik‘ in Band 1 auf Seite 22 folgende. Das heißt im Klartext: In Schleswig- Holstein sind Arbeitsplätze fast ausschließlich im Niedriglohnsektor entstanden. Deshalb betont DIE LINKE ihre Forderung nach einem Mindestlohn von 10 Euro. Es ist nicht sozial was Arbeit schafft, sondern sozial sind Löhne von denen man leben kann und die nicht vom Staat subventioniert wer- den müssen.
Jubelmeldungen sind ein Hohn für alle Menschen ohne Arbeit und ein Hohn für alle Menschen mit einem Job von dem diese Menschen nicht leben können. Es ist noch viel zu tun!“



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