Silke Hinrichsen zu TOP 29 - Stand der Integration in Schleswig-Holstein
PresseinformationKiel, den 7. Oktober 2010 Es gilt das gesprochene WortSilke HinrichsenTOP 29 Stand der Integration in Schleswig-Holstein Drs. 17/905Die Landesregierung hatte 2008 in ihrem Integrationskonzept für mein Dafürhaltenerstmals in dieser Deutlichkeit keinen Zweifel daran gelassen, dass „Integrationsdefiziteals strukturelle Probleme wahrgenommen werden müssen“ (Drs. 16/2188, Seite 4).Die jetzigen regierungstragenden Fraktionen wollen zwei Jahre später davon nichtsmehr wissen. Die Fragen fokussieren auf individuelle Verfehlungen der Migrantinnenund Migranten, wie die Ablehnung von Integrationsangeboten und dem Abbruch vonKursen und anderes. Dementsprechend sind auch die Fragen im Berichtsteil desvorliegenden Antrages formuliert. So individuell die Defizite nach Meinung derRegierungsfraktionen sind, so individuell sind auch die Lösungen zugeschnitten:Integration, so zumindest der Text der vorangestellten Entschließung, ist Aufgabe derLandesregierung und des Integrationsbeauftragten.Das ist falsch. Sie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. 2Und genau daran hapert es oftmals: Diskriminierung ist alltäglich und steht einerIntegration im Wege – da können sich die Migranten noch so integrationswillig zeigen.Es gibt jedoch Ansätze dies zu ändern:Als Beispiel sei genannt: Die Antidiskriminierungsstelle hat einige Unternehmen für dieAnonymisierung von Bewerbungsunterlagen gewinnen können. Hintergrund ist derUmstand, dass allein türkisch klingende Namen die Bewerberin oder den Bewerberautomatisch von einem Bewerbungsgespräch ausschließen. Durch die Anonymisierungsoll gewährleistet werden, dass ausschließlich die bisherigen Leistungen und das„knowhow“ des zukünftigen Mitarbeiters bzw. Mitarbeiterin ausschlaggebend für dieEinstellung sein sollen. Heutzutage noch reine Zukunftsmusik!Die ganz alltäglichen Integrationshindernisse sind zu beseitigen. In einer Gesellschaft, inder die soziale Schere immer weiter auseinanderklafft, wird man immer mit den Fingernauf die vermeintlich Schwächsten zeigen. Genauso ist es derzeit in Deutschland, wo einGroßverdiener mit Migranten-Bashing enorme Aufmerksamkeit erzielt.Eine offene Diskussion der bestehenden Integrationsprobleme, wie vom Antraggefordert, ist das nicht. Bloß weil man etwas laut sagt, von dem man behauptet, eswerde in Deutschland ignoriert, ist es nicht automatisch richtig.Eine offene Diskussion jedenfalls sieht anders aus: sie würdigt alle Sachverhalte,individuelle und strukturelle und sollte auf einen Konsens bzw. eine tragfähige Lösungausgerichtet sein. Das ist derzeit bedauerlicherweise nicht der Fall. 3In Deutschland bestehen teilweise noch manifeste Integrationsdefizite. Dabei würdeunsere Gesellschaft durch die Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger, ob sie nun Hansoder Hassan heißen, enorm gewinnen.Ich bin gespannt, ob die Landesregierung bereit ist, sich dieser Herausforderung zustellen.