Anke Spoorendonk zu TOP 21 - Kooperationsverbot in der Bildungspolitik zu kippen
Presseinformation Kiel, den 21. Mai 2010 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 21 und 61 Kooperationsverbot in der Bildungspolitik kippen, Schulen vereint stärken Drs. 17/500Während wir in Schleswig-Holstein gebannt auf den 26. Mai schauen - weil an dem Tagbekanntlich die Empfehlungen der so genannten Haushaltsstrukturkommission verkündetwerden sollen - ist nach der nordrhein-westfälischen Steuerschätzung nun auch aufBundesebene das Sparen angesagt. Zu befürchten ist, dass die Bürger dadurch doppelt- unddreifach belastet werden.Zur Einstimmung auf kommende schwierige Zeiten werden vorsorglich schon einmalDrohkulissen aufgebaut: Dabei wird völlig verkannt, was die Folgen solcher Negativ-Szenariensind. Zum einen nämlich die Blockierung der politischen Möglichkeiten, zum anderenPessimismus und Politikverdrossenheit. Politik handelt aber davon, Wege zu finden - der Dreh-und Angelpunkt ist nämlich, welche politischen Prioritäten wir setzen und welchen Stellenwertwir vor allem der Bildung dabei geben.Das vor zwei Jahren auf dem ersten Bildungsgipfel beschlossene Ziel, zukünftig 10% desBruttoinlandsprodukts für Bildung auszugeben, ist symptomatisch für den Stellenwert von 2Bildung in unserer Gesellschaft. Es wird viel geredet und wenig getan und schon gar nichtinvestiert. Beim ersten Bildungsgipfel hatte man beschlossen, die Bildungsausgaben auf 10%des BIP zu erhöhen. Vor einem Jahr nun folgte die Empfehlung, dass dafür 13 Mrd. Euro mehrinvestiert werden müssten. In diesem Jahr - am 10. Juni - wollen Bund und Länder sichüberlegen, woher dieses Geld kommen soll. Es sind also drei Jahre vergangen, in denen nochnichts passiert ist!Mittlerweile hat der Bund zwar zugesagt, von den 13 Mrd. Euro 40% - also 5,2 Mrd. Euro - zuübernehmen. Nur leider gibt es dabei das Problem, dass die Länder vor vier Jahren alles getanhaben, um zu verhindern, dass sich der Bund in die Bildungspolitik der Länder einmischenkann. Neben der Verankerung der Bildungshoheit der Länder im Grundgesetz, hat man imErgebnis der Föderalismuskommission I in Artikel 104b des Grundgesetzes auch noch dasKooperationsverbot aufgenommen. Die Situation der Länder hat sich seitdem aber verändert.Wo man früher eine Einmischung des Bundes verhindern wollte, ist man jetzt für eineEinmischung dankbar. Längst hat sich gezeigt, dass einige Landesregierungen - und allen vorandie Schwarz-Gelben in Hessen und Schleswig-Holstein - nicht bereit sind, Bildung die Prioritätzu geben, die notwendig ist, um die Entwicklung dieser Republik zu sichern.Aus Sicht des SSW ist das Kooperationsverbot ein Entwicklungshindernis für dieBildungslandschaft. Eine Bildungspolitik je nach Kassenlage der Länder wird nämlich über kurzoder lang zum Wettbewerbsföderalismus führen, der insbesondere den ärmerenBundesländern schadet. Daher kann ich für den SSW nur sagen, dass es höchste Zeit ist, dassder Bund seine Ausgleichsfunktion wahrnimmt. Der Bund muss die Länder darin unterstützen,zu annähernd gleichen Lebensverhältnissen zu kommen. Das ist sein Auftrag laut Grundgesetzund davon entbindet ihn auch keine Föderalismuskommission. Bildungsausgaben sind eineZukunftsinvestition und damit eine gesamtstaatliche Verpflichtung - sowohl der Bund als auchdie Länder müssen diese wahrnehmen. 3Aber selbst wenn das Kooperationsverbot zurück genommen werden sollte, steht in denSternen, was mit dem 10%-Ziel des Bildungsgipfels geschieht. Der Bund zahlt nämlich nur,wenn auch die Länder zahlen. Die Landesregierung sagt dazu (ich zitiere aus dem vorliegendenBericht): „Ob Schleswig-Holstein angesichts der verfassungsmäßig verankertenSchuldenbremse und der gegenwärtigen Steuermindereinnahmen, die das Land zwingen,seine Ausgaben drastisch zu verringern, seinen Anteil an der Deckung der „Gipfelsumme“ von13 Mrd. Euro erbringen kann, ist fraglich.“Dieses Zitat macht deutlich, dass wir uns gerade im Kreis drehen. Der Bund will Geld für dieBildung geben und darf nicht. Die Länder wollen gerne Geld für die Bildung nehmen undkönnen nicht. Damit sind wir - Schuldenbremse hin oder her - wieder bei dem Thema derpolitischen Prioritätensetzung. Aus Sicht des SSW muss Bildung oberste Priorität haben. Dennum dem Ministerpräsidenten Sachsens, Herrn Tillich, auf seine Äußerung, dass mehr Geld nichtautomatisch klüger macht zu antworten: Weniger Geld macht auch nicht dümmer.