Icon Hinweis

Unsere Website befindet sich zurzeit im Umbau. Es kann zu kürzeren Ausfällen oder einer ungewohnten Darstellungsweise kommen.

Wir beeilen uns! Vielen Dank für Ihr Verständnis!

Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
20.05.10
12:31 Uhr
SPD

Detlef Buder zu TOP 22: Ein Arbeitszeitmodell muss sich an Gerechtigkeit orientieren

Presseinformation der SPD-Landtagsfraktion

Kiel, 20.05.2010 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn aktuell
TOP 22: Unterrichtsverpflichtung (Drucksache 17/501, 17/560)
Detlef Buder:
Ein Arbeitszeitmodell muss sich an Gerechtigkeit orientieren

Eigentlich könnte es eine Grundlage für eine Behördensatire sein: Am 22. Februar un- terzeichnet der Minister den neuen Pflichtstundenerlass. Am 30. März wird er im Nach- richtenblatt veröffentlicht. Am 01. April (ohne besonderen Bezug auf das Datum) zieht der Minister den Erlass in der Bildungsausschusssitzung zurück. Am 16. April gibt das Ministerium die Eckpunkte des neuen Erlasses bekannt. Am 30. April wird der ur- sprüngliche Erlass auch offiziell im Nachrichtenblatt zurückgezogen – und zwar aus- drücklich mit Verweis auf die so genannte Haushaltsstrukturkommission der Landes- regierung und der Koalitionsfraktionen, die damit in den Adelsstand oberer Verwal- tungsbehörden gehoben wird.

Man könnte Bände mit Ihren Landtagsreden und Presseerklärungen füllen, die Sie als Oppositionspolitiker über die angebliche Überlastung und Demotivierung der Lehrerin- nen und Lehrer durch ihre sozialdemokratischen Amtsvorgängerinnen gehalten haben. Die glühende Begeisterung, die Ihnen jetzt entgegenschlägt, ist einhellig. Gerade die Lehrerorganisationen, die in der Vergangenheit große Hoffnungen in Sie gesetzt ha- ben, erfahren jetzt, dass sie auf Wahlkampfversprechen hereingefallen sind.

Presseberichten zu Folge soll mit der Ausweitung der Arbeitspflicht auf 27 Wochen- stunden für die Lehrer an Gemeinschafts- und Regionalschulen und von 25,5 Stunden für die Gymnasial- und Berufsschullehrer ein Stellenvolumen von 585 erwirtschaftet



Herausgeber: Landeshaus SPD-Landtagsfraktion Postfach 7121, 24171 Kiel Verantwortlich: Tel: 0431/ 988-1305/1307 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Petra Bräutigam Fax: 0431/ 988-1308 Internet: www.spd.ltsh.de -2-



werden. Diese bittere Pille füllen Sie in den Zuckerguss der erweiterten Altersermäßi- gung, was einem Stellengegenwert von 142 Lehrerstellen entsprechen soll.

Bleiben 443 Stellengegenwerte, und soweit diese nicht direkt in die Erwirtschaftung der Einsparquote des Einzelplans 07 herangezogen werden, gehört nicht viel Phanta- sie dazu, um vorauszusagen, dass hier die Finanzierung für die 350 Stellen steckt, die Sie für Ihre aberwitzigen Pläne für G8, G9 und Y-Modell brauchen.

Sie wollen die Gemeinschaftsschullehrerinnen und -lehrer dafür bestrafen, dass sie an Gemeinschaftsschulen und nicht an Gymnasien arbeiten. Ein Arbeitszeitmodell muss sich aber an größtmöglicher Gerechtigkeit orientieren. Dazu gehört, dass Lehrkräfte, die an ein und derselben Schule unterrichten, einheitliche Arbeitsverpflichtungen und eine einheitliche Besoldung erhalten.

Es ist schon immer grotesk gewesen, dass Gymnasiallehrer mit Hinblick auf die hohen fachlichen Anforderungen weniger arbeiten und besser bezahlt werden als Haupt- schullehrer, obwohl gerade diese die pädagogisch schwierigsten Schülerinnen und Schüler haben.

Eine gerechte Berechnung der Lehrerarbeitszeit ist schwierig, wenn nicht unmöglich. Es gibt zu viele Variablen. Besonders darf der Effekt nicht eintreten, dass derjenige, der gut organisiert ist und seine außerunterrichtlichen Aufgaben schnell erledigt, dafür bestraft wird, indem er stärker belastet wird als sein Kollege, der für dieselben Aufga- ben sehr viel länger braucht.

Das Hamburger Arbeitszeitmodell ist eine Diskussionsgrundlage, aber kein un- umstrittenes Patentrezept, was die nach wie vor anhaltenden Auseinandersetzungen innerhalb der Lehrerschaft um dieses Modell zeigen. Das ist nichts, was wir aus dem Parlament heraus eben mal schnell skizzieren können; ein solches Modell kann aber -3-



auch nicht am grünen Tisch im Ministerium entworfen werden. Hier müssen die Erfah- rungen anderer Länder ausgewertet werden, und hier müssen insbesondere die Be- troffenen angehört werden.

Und ich bin mir sicher: Wenn die Lehrerinnen und Lehrer das Gefühl haben, mit ihren Problemen und Belastungen ernst genommen und nicht zur Manövriermasse der Haushaltsstrukturkommission degradiert zu werden, dann werden sie auch bereit sein, sich an der Erarbeitung eines Modells zu beteiligen, das die Lasten, soweit es irgend- wie geht, gerecht verteilt, auch wenn kein Modell nur Gewinner kennen wird.