Anke Spoorendonk zu TOP1 - Aktuelle Stunde "Zukunft der Kindertagesstätten"
Presseinformation Kiel, den 19. Mai 2010 Es gilt das gesprochene WortAnke Spoorendonk TOP 1 Aktuelle Stunde „Zukunft der Kindertagesstätten“Die aktuelle Diskussion um die Zukunft unserer Kindertagesstätten ist nicht nur eine Debatteum die finanzielle Absicherung unserer Kindergärten. Sie ist auch eine Debatte um Inhalte unddamit um Mindeststandards in der Kita-Politik unseres Landes. Und mehr als alles andere hatsie mit dem landespolitischen Stellenwert der frühkindlichen Bildung insgesamt zu tun.Für den SSW sage ich daher zum wiederholten Male: Man greift schlicht und ergreifend zukurz, wenn als Argument für Streichungen angeführt wird, dass wir uns - vor dem Hintergrundder Einführung einer Schuldengrenze - eine differenzierte Politik im Kita-Bereich nicht leistenkönnen. Gemeint ist an erster Stelle das dritte beitragsfreie Kindergartenjahr, das auf Initiativeder CDU-Landtagsfraktion vor einem Jahr landesweit eingeführt wurde.Seitdem hat sich die finanzielle Situation des Landes nicht wirklich verändert. Soll heißen: Wasvor der Landtagswahl als gutes Argument öffentlich verkauft wurde, sollte auch nach derLandtagswahl gelten; ansonsten verliert die Landespolitik zu Recht ihren Anspruch aufGlaubwürdigkeit. Es spricht also für die Planlosigkeit der schwarz-gelben Landesregierung,dass sie nicht einmal in der Lage ist, klare Prioritäten zugunsten der Kleinsten in unserer 2Gesellschaft zu setzen. Wer ausgerechnet bei den Kindern spart, entlastet nicht zukünftigeGenerationen, sondern kürzt ihre Zukunftschancen. Denn eine gute, gebührenfreiefrühkindliche Bildung ist kein Luxus, sondern eine bildungs- und sozialpolitischeNotwendigkeit. Für uns jedenfalls steht fest: Man sollte für unsere Kinder, aber nicht an ihnensparen, denn volkswirtschaftlich betrachtet ist es bekannter Weise sehr viel teurer,entstandene Fehlentwicklungen zu korrigieren, anstatt präventiv tätig zu werden.Hinzu kommt, dass das Land nur gut 3 % seines Gesamthaushalts fürKindertageseinrichtungen ausgibt. Damit liegen wir weit unter dem westdeutschenDurchschnitt! - Oder um es einmal anders zu formulieren: Obwohl die Zahl der Kita-Plätze undsomit auch die Zahl der Fachkräfte im Kita-Bereich gestiegen ist, hat das Land seine Förderungnicht erhöht.Das Aktionsbündnis der Kitas, der Wohlfahrtsverbände, der Gewerkschaften und Kommunenverweist aber auch darauf, dass es bei den Kitas eine Reihe weiterer Baustellen gibt. Die größtehat aus Sicht des SSW immer noch mit den Kita-Finanzen zu tun. Zum einen ist derLandesanteil seit 2004 eingefroren, obwohl mehr Kinder, mehr Betreuungsstunden und mitdem Bildungsauftrag mehr Inhalte in unseren Kindertagesstätten gefordert und geleistetwerden.Zum anderen gilt auch für Schleswig-Holstein, dass bis 2013 für ein Drittel der unter-dreijährigen Kinder ein Betreuungsplatz zur Verfügung stehen soll. Um diese Vorgaben zuerfüllen, müssten bis 2013 rund 17.000 Kita-Plätze neu geschaffen und rund 3000Erzieherinnen und Erzieher eingestellt werden. – Und dieses alles vor dem Hintergrund, dassdas Land seit 2004 die Kosten für die Kitas auf 60 Mio. Euro gedeckelt hat.Eine schier unmögliche Aufgabe, scheint die Landesregierung zu meinen und steckt daherlieber den Kopf in den Sand. Soll heißen: Sie verweist auf kommende Empfehlungen ihrerinterne Haushaltsstrukturkommission und lässt vorsorglich schon mal Bemerkungen in der 3Presse darüber fallen, wie schrecklich doch alles sei. „Wir haben über unsere Verhältnissegelebt; wir können uns weder das dritte beitragsfreie Kindergartenjahr noch weitereKindergartenplätze in Zukunft leisten“. Das ist der Tenor und der hat nun wirklich nichts mitkonzeptioneller Politik zu tun.Gute Kita-Politik sieht anderes aus und sollte aus Sicht des SSW nicht nur verlässlich sein,sondern auch zu mehr Transparenz in der Kita-Finanzierung führen. Daher darf an denMindeststandards im Kindergartenbereich nicht gerüttelt werden. Denn Tatsache ist doch,dass sich mittlerweile sowohl die privaten Träger wie auch die Kommunen allein gelassenfühlen, weil es viel zu einfach ist, auf Kosten der Kinder Verschiebebahnhof zu spielen.Und noch etwas erwarten wir von der Landesregierung: Dass sie - anders als von Roland Kochgefordert – keine Rolle rückwärts macht in der Frage der Kita-Plätze für Unter-Dreijährige.„Leben ist das, was geschieht, während du andere Dinge im Kopf hast“, soll John Lennon malgesagt haben. Diese menschliche Erfahrung lässt sich ohne Weiteres auch auf gesellschaftlicheVerhältnisse übertragen. Und daher noch einmal: Wer meint, für die nächsten 10 Jahre sei nurdas Sparen angesagt, verkennt, dass dann nur eine Ruine unserer Gesellschaft übrig bleibt.