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18.03.10
17:41 Uhr
B 90/Grüne

Marret Bohn zum Equal Pay Day

Presseinformation
Es gilt das gesprochene Wort
TOP 37 – Equal Pay Day: Landtagsfraktion Entgeltgleichheit durchsetzen Schleswig-Holstein Pressesprecherin Dazu sagt die sozialpolitische Sprecherin Claudia Jacob der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Marret Bohn: 24105 Kiel
Telefon: 0431 / 988 - 1503 Fax: 0431 / 988 - 1501 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh.gruene-fraktion.de Lippenbekenntnisse bringen uns nicht weiter Nr. 155.10 / 18.03.2010


Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, dieser Grundsatz ist uns allen bekannt. Und so manch einer geht davon aus, dass dieser Grundsatz auch umgesetzt wird. Ist das wirklich so? Frauen müssen über das Jahresende 2009 hinaus bis zum 26. März dieses Jahres ar- beiten, bis sie auf das durchschnittliche Gehalt der Männer gekommen sind. Drei Mona- te Urlaub für die Männer auf Kosten der Frauen? Das ist nicht in Ordnung und das muss sich ändern! Am Einkommensunterschied von 23 Prozent zwischen Frauen und Männern hat sich in den vergangenen Jahren nichts geändert.
Hier ein Beispiel aus dem echten Leben: Bettina B. – ihren vollen Nachnamen nenne ich nicht, weil das Verfahren mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber erst diesen Freitag vor dem Arbeitsgericht entschieden wird – ist 22 Jahre alt, hochqualifiziert und engagiert. Nach dem erfolgreichen Abschluss zur Wirtschaftsinformatikerin wurde sie von ihrer Firma übernommen. Zusammen mit einem Kollegen. Auch der hatte einen guten Ab- schluss, wenn auch nicht ganz so gut wie sie. Nach zwei Jahren in der Firma kam es durch die Wirtschaftskrise zu Kurzarbeit. Bettina B. bewarb sich erfolgreich bei einer anderen Firma. Beim Wechsel stellte sie fest, dass ihr Kollege – wohl gemerkt der Kol- lege, dessen Abschluss nicht so gut war wie ihrer, 10.000 Euro Brutto pro Jahr mehr verdient hatte als sie. Er hatte nicht nur einen kleineren Aufgabenbereich als Bettina B., dieser Bereich war auch weniger erfolgreich als ihrer. In der neuen Firma hat Bettina B. neu verhandelt und wird besser verdienen. Geblieben ist das Gefühl, hart gearbeitet zu haben und ungerecht behandelt worden zu sein.


Jetzt werden einige von Ihnen sagen, dass das wohl ein bedauerlicher Einzelfall ist. Der Einzelfall geht aber noch weiter – und jetzt wird es interessant für Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP. Was meinen Sie, wie viele Bewerbungen von Frauen hat
Seite 1 von 2 diese Firma wohl im nächsten Jahr in den Zeiten von studivz und facebook? Keine ein- zige, wenn Sie mich fragen! Nach der Wirtschaftskrise wird der Fachkräftemangel wie- der deutlich werden. Viele Firmen haben das schon längst begriffen und legen großen Wert auf transparente Vergütungsstrukturen und eine konsequente Gleichbehandlung von Frauen. Wir Grüne begrüßen das ausdrücklich.
Um insgesamt zu mehr Lohngerechtigkeit zu kommen, hier unser Konzept: 1. Ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft mit einem positiven Anreiz für die Entgeltgleichheit. 2. Ein echtes Verbandsklagerecht im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz. Dann müssten Arbeitnehmerinnen gegen kollektive Lohndiskriminierungen nicht mehr indivi- duell klagen. 3. Eine Kampagne, die in den Unternehmen für gleiche Entlohnung wirbt und über die Konsequenzen informiert. 4. Mehr Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten von Unternehmen. Das Arbeits- klima, die Arbeitseffektivität und die Wirtschaftlichkeit von Unternehmen steigen, wenn Frauen an der Unternehmensführung beteiligt sind. Und dieser Punkt ist bei der Diskussion um Entgelte auch wichtig: 5. Wenn wir den durchschnittlichen Bruttoarbeitslohn betrachten, müssen wir auch dar- über reden, dass viele Berufe, die von Frauen überdurchschnittlich häufig ausgeübt werden, unterdurchschnittlich bezahlt werden. Ich teile daher die Einschätzung unserer Bildungsministerin Schavan: Wir müssen es schaffen, mehr Schülerinnen für die MINT- Fächer zu begeistern. In den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik wird besser bezahlt, und es wird Zeit, dass Frauen auch hier selbstbewusst ih- re Zukunftschancen suchen. Gleichzeitig müssen die Berufe, in denen Frauen über- durchschnittlich häufig arbeiten, wie z.B. in der Pflege oder in den Kindertagesstätten besser bezahlt werden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Lippenbekenntnisse, wie wichtig uns allen eine gleiche Bezahlung ist, bringen uns nicht weiter. Der Antrag der Regierungsfraktionen greift zu kurz, zu appellieren und freiwillige Tests zu fordern, wird uns in 100 Jahren nicht ans Ziel bringen. Den Antrag der Linken werden wir Grüne unterstützen.



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