Anke Spoorendonk zu TOP 11 - Änderung des Kindertagesstättengesetzes und des Schulgesetzes
Presseinformation Kiel, den 29. Januar 2010 Es gilt das gesprochene WortAnke Spoorendonk TOP 11 Änderung des Kindertagesstättengesetzes und des Schulgesetzes Drs. 17/179Aus Sicht des SSW ist der Inhalt des vorliegenden Gesetzentwurfes der Linken gut und auchnotwendig. Ein kostenfreies Mittagessen für Kinder in Betreuungseinrichtungen und für alleSchülerinnen und Schüler in öffentlichen Schulen, das sind Forderungen, die auch der SSWunterstützt. Ebenso sehen wir es besonders für berufstätige Eltern als wichtig an, dieBetreuungszeit im dritten kostenlosen Kita-Jahr von fünf auf acht Stunden zu erhöhen.Allerdings sind wir hier leider nicht bei „Wünsch Dir was“ und so müssen wir uns ganzrealistisch damit auseinandersetzen, was geht und was nicht geht. Jetzt könnte man sagen,das ist alles eine Frage der Prioritätensetzung. So einfach ist es aus unserer Sicht allerdingsnicht. Prioritätensetzung und Haushalt müssen Hand in Hand gehen - und in diesem Fall istbezeichnend, dass im vorliegenden Gesetzentwurf der Punkt „Kosten“ überhaupt nichtangesprochen wird. 2Aber machen wir doch mal eine Beispielrechnung: Im Schuljahr 2009/2010 sind in denallgemeinbildenden öffentlichen Schulen Schleswig-Holsteins gut 400.000 Schülerinnen undSchüler. Pro Kind soll der Schulträger 60 Euro pro Monat für Mittagessen erhalten. Das machtgut 24 Millionen Euro für die gesamte Schülerschaft in einem Monat, bei cirka zehnSchulmonaten sind das für alle Schülerinnen und Schüler dann über 242 Millionen Euro. Undwenn alle Schülerinnen und Schüler mindestens neun Jahre in die Schule gehen, kostet dies dasLand mehr als zwei Milliarden Euro. Das ist sehr viel Geld und Schleswig-Holstein hatmomentan nur sehr wenig Geld. Wenn wir uns das leisten wollen, müssen wir also auch klarmachen, worauf wir verzichten wollen.Für den SSW möchte ich ganz deutlich sagen, dass dieses Geld aus unserer Sicht nicht schlechtangelegt wäre. Allerdings gibt es im Bereich der Kindertagesstätten und der Schulen einenHaufen aktueller Herauforderungen, die ebenfalls und unserer Sicht mit höherer Priorität zubewältigen sind.An erster Stelle steht für uns - besonders nach der aktuellen Stunde am Mittwoch- dieErhaltung des kostenlosen dritten KiTa-Jahres mit immerhin fünf Betreuungsstunden. Darüberhinaus steht in Schleswig-Holstein bis 2013 ein Ausbau der KiTa-Plätze an, der sowohl vomLand als auch von den Kommunen einen extrem großen Einsatz erfordert - in drei Jahren solldie Anzahl der KiTa-Plätze nämlich mehr als verdoppelt sein. Aus Sicht des SSW ist der Ausbauder Betreuungsplätze das A und O, um Eltern zu unterstützen. Die 20 Euro mehr Kindergelddurch das Wachstumsbeschleunigungsgesetz helfen da überhaupt nicht weiter - und schon garnicht den Ärmsten in unserer Gesellschaft. Deren Kinder sind es nämlich, die an erster Stellevon einer professionellen Betreuung und Förderung profitieren.Ziel unserer Politik ist die Teilhabe aller Familien, der Besserverdienenden genauso wie derHartz-IV-Familien, am pädagogischen Angebot und am Betreuungsangebot der KiTas. Ausdiesem Grund müssen wir das beitragsfreie dritte KiTa-Jahr erhalten und wir müssen 3außerdem die KiTa-Beitragsfreiheit bei geringem Einkommen und eine einheitlicheSozialstaffel einführen.Wenn man sich den Alltag in den schleswig-holsteinischen KiTas anguckt, stehen außerdemeine stabile und solide Finanzierung ganz oben auf der Wunschliste, genauso wie die Sicherunginhaltlicher und personeller Standards, mehr Lohn für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterund ein Ausbau der akademischen Ausbildung. Ein ähnliches Bild an Herausforderungen ergibtsich, wenn man sich den schulischen Bereich anschaut. Nicht nur, dass wir endlich eineSchulstruktur aus einem Guss brauchen. Aus Sicht des SSW stehen außerdem die Entlastungder Lehrerinnen und Lehrer, eine Neuordnung der Lehrerausbildung, wenigerUnterrichtsausfall, kleinere Klassen und mehr professionelle Ganztagsbetreuung ganz obenauf der Wunschliste.Für den SSW sage ich daher, dass bei der Menge an Herausforderungen, vor denen wir imBildungsbereich stehen, andere Prioritäten zu setzen sind als es die Landesregierung derzeit tutund auch als es die Linken in ihrem Gesetzentwurf fordern. Wir brauchen eine qualitativeBetreuung und Bildung unserer Kinder. Und wir brauchen natürlich auch eine warme Mahlzeitam Tag! Aber bevor wir das durchsetzen, müssen wir erstmal das Fundament derKinderbetreuung und Bildung sichern.