Anke Spoorendonk zu TOP 01 - Aktuelle Stunde zur Beitragsfreiheit des 3. Kindergartenjahres
Presseinformation Kiel, den 27. Januar 2010 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 1 Aktuelle Stunde zur Beitragsfreiheit des 3. Kindergartenjahres„Es darf keine Tabu-Bereiche geben“, diktiert der Fraktionsvorsitzende der CDU-Landtagsfraktion gleich nach den Weihnachtsferien einem Journalisten in die Feder. Sollheißen: Alles muss auf den Tisch, wenn es um die Sanierung des Landeshaushalts geht – auchdas 3. beitragsfreie Kita-Jahr! Und damit auch jeder die Botschaft kapierte, wurde noch einedraufgesattelt. Frei zitiert nach dem Kollegen von Boetticher lautete diese: „Es kann doch nichtangehen, dass wir uns in Schleswig-Holstein so einen Luxus erlauben, wenn wir bei anderenBundesländern betteln gehen – nicht mal in dem viel reicheren Hessen werden Kindergarten-Eltern dermaßen entlastet.“Das ist natürlich ein unschlagbares Argument, das aber völlig darüber hinweg sieht, dasssolche Vergleiche meistens ins Leere laufen und uns in Schleswig-Holstein keinen Millimeterweiter helfen, wenn es darum geht, das Land trotz Krise und Einsparzwängen weiter voran zubringen. 2Und daher sage ich klar und deutlich: Es ist niemandem zu vermitteln, dass alleLandtagsfraktionen 2009 das beitragsfreie Kindergartenjahr für bildungs- und sozialpolitischunentbehrlich hielten und es ein Jahr später wieder eingespart werden soll. Das hinterlässt denunschönen Eindruck, dass es der CDU und der FDP damals nur um die Stimmen der Eltern zurBundestags- und Landtagswahl ging.Denn Tatsache ist, dass sich an der Finanzmisere des Landes im letzten Jahr nichtsGrundlegendes geändert hat. Als der Landtag einstimmig das beitragsfreie Kita-Jahr beschloss,gab es schon eine Finanzkrise und das Land stand schon am finanziellen Abgrund. Trotzdemhaben alle Fraktionen das Vorhaben unterstützt, weil es eben kein Luxus, sondern bildungs-und sozialpolitische Notwendigkeit ist. Alles dies ist auch in den Landtagsreden der Fraktionennachzulesen. Lesenswert ist zum Beispiel auch die Pressemitteilung der Kollegin Franzen, wosie auch noch mal darauf verweist, dass die Einführung des dritten beitragsfreien Kita-Jahresauf eine CDU-Initiative aus 2008 zurückgeht.Dass die öffentlichen Reaktionen nicht als die Verhaftung der üblichen Verdächtigen abgetanwerden können, ist dabei nicht verwunderlich. Dafür ist die Sache ganz einfach zu ernst – auch,wenn der Ausspruch des Kollegen von Boetticher vorerst vielleicht nur ein Probeballon war.Aber: Zahnpasta kann nicht in die Tube zurück – und das kann so eine Ankündigung auch nicht.Daher ist es mehr als nachvollziehbar, dass von Fachleuten darauf hingewiesen wird, dassSchleswig-Holstein im Ländervergleich sowieso schon schlecht da steht: Die Elternbeiträgeliegen an der Spitze, während die öffentlichen Mittel für den Kita-Bereich ganz am unterenEnde der bundesdeutschen Skala liegen, nachzulesen auch in einer Studie der BertelsmannStiftung. Vor diesem Hintergrund war es ein notwendiger Schritt, die Eltern zu entlasten,wobei der SSW immer auch darauf hingewiesen hat, füge ich in Klammern hinzu, dass dieskein Ersatz für eine Qualitätsdebatte sein darf. Die brauchen wir auch! Aber Fakt ist: Wenn wirin den Kita-Bereich nicht massiv investieren, werden wir den Kreislauf von Armut, geringeren 3Bildungschancen und Strukturschwäche unseres Landes nicht durchbrechen, sondern weiterzementieren.Isoliert betrachtet ist dieser Vorstoß symptomatisch für das Niveau der aktuellenEinspardebatte: Die Regierung und die regierungstragenden Fraktionen wiederholen bei jederGelegenheit gebetsmühlenartig, dass sie an schrecklichen Einsparkonzepten basteln, dieallesamt aber erst nach der Mai-Steuerschätzung öffentlich gemacht werden. Manchmalsickert ein Vorschlag durch – oder wird als Sau durchs Dorf gejagt, um Handlungsstärke zudokumentieren. Was bleibt, ist aber eher der Eindruck von Beliebigkeit, und das ist bitter.