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19.11.09
16:41 Uhr
B 90/Grüne

Detlef Matthiessen zur unterirdischen CO2-Lagerung

Presseinformation

Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein Pressesprecherin TOP 25 – Unterirdische Lagerung von CO2 Claudia Jacob bundesweit verbieten Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Dazu sagt der energiepolitische Sprecher der Fraktion Telefon: 0431 / 988 - 1503 Bündnis 90/Die Grünen, Fax: 0431 / 988 - 1501 Mobil: 0172 / 541 83 53 Detlef Matthiessen: presse@gruene.ltsh.de www.sh.gruene-fraktion.de
Nr. 521.09 / 19.11.2009

Ende für CCS ist das logische Aus für große Kohlekraftwerke in Schleswig-Holstein
Wir unterstützen den SSW-Antrag. Nordfriesland darf nicht zur Klimagas-Müllkippe der Nation werden. Darüber besteht Einigkeit.
Wer aber nicht sagen will: Oh heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andere an! Wer also nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip handeln will, muss sich für einen generellen Ausschluss der großtechnischen Ablagerung von Kohlendioxid einsetzen. Nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern überall.
Wir sagen nicht: Autobahnen sind gut, nur nicht vor meiner Haustür. Oder in diesem Fall: CCS-Technik ist Klasse, weil wir die Dinosaurier – große Kohlekraftwerke– unge- hemmt bauen können. Aber wir wollen CCS-Technik nicht in Nordfriesland, nicht in Plön, nicht in Ostholstein, jedoch anderswo, wir wissen allerdings nicht wo.
CCS-Technik ist noch nicht technisch verfügbar. Es kommt als Klimastrategie zu spät. CCS führt zu einer gigantischen Verteuerung der Stromerzeugung. CCS ist eine Risikotechnologie, eine Großtechnik mit Hunderten von Millionen Tonnen Material, das abgelagert werden muss. CCS schützt nicht vor Feinstaub und Schwermetallen, die bei der Kohleverfeuerung e- benfalls freigesetzt werden. CCS ist auch keine Antwort auf die Verknappung, auf die abnehmende Ressourcenver- fügbarkeit der Energierohstoffe. Im Gegenteil: Der Verbrauch an Kohle bei der Strom- produktion mit CCS steigt bei Steinkohle um den Faktor 1,6 und bei Braunkohle um 1,8.


Seite 1 von 2 Damit wird der Effizienzgewinn neuer Kraftwerke hoffnungslos zerschlagen. Der etwas bessere Wirkungsgrad ist aber die Hauptbegründung im schwarz-gelben Koalitionsver- trag, bei Gabriel, bei Südweststrom, Vattenfall, EON und Co. für den Neubau von Koh- lekraftwerken. Es sei geradezu eine Klimasünde, die irre guten neuen Kohlekraftwerke nicht zu bauen.
CCS hat eine teuflisch schlechte Ausnutzung der Energie. Niemand will deswegen Koh- lekraftwerke mit CCS-Technik bauen. Die Technik der CO2-Abscheidung und Ablage- rung hat nur eine politische Funktion: Mit CCS soll der Neubau von neuen großen Koh- lekraftwerken gerechtfertigt werden. Es ist nichts anderes als eine Legitimationsstrate- gie für Kohleneubau ohne CCS.
In Brunsbüttel sollen vier Kohlegiganten gebaut werden mit je 800 Megawatt und heizen mit mehr als der Hälfte ihrer Energie die Elbe auf. Natürlich werden die Kraftwerke „Capture-ready“ gebaut, zur Beruhigung, was praktisch nur ein etwas größeres Grund- stück bedeutet. Wer für Klimaschutz ist und gleichzeitig gegen CCS, der darf keine Koh- lekraftwerke bauen. Für Schleswig-Holstein bedeutet das schlicht die Vervierfachung des Ausstoßes von Treibhausgasen.
Gegen CCS, für Kohle und für Klimaschutz: Das passt nicht zusammen. Widerspruch Nummer Eins.
Für Windenergie – Jubel, Jubel im Koalitionsvertrag – und für Kohlegroßkraftwerke: Das passt ebenfalls nicht zusammen. Widerspruch Nummer Zwei, denn die Großkraftwerke verstopfen die Netze. Wind und Kohle konkurrieren um die Leistungsabführung im Netz. Die Strategie des Festhaltens an großen Kondensationskraftwerken, sei es Atom oder sei es Kohle, hindert ebenfalls den Ausbau der angeblich geliebten erneuerbaren Ener- gie, weil diese nur Grundlast liefern. Grundlastfähigkeit ist keine Tugend, sondern die Unfähigkeit zur Modulierung der Stromerzeugung. Mit anderen Worten: Atom und große Kohle kann nur Strich fahren. Wir brauchen jedoch in Zukunft flexible Erzeugung von Strom, die bei der wachsenden stochastischer Leistung der Erneuerbaren mitspielen kann. Kraft-Wärme-Kopplung kann das. Aber die Kohlekraftwerke in Brunsbüttel stehen strukturell auch einem KWK-Ausbau entgegen.
Höchste Zeit also, wenn wir wirklich alle gegen CCS sind oder jedenfalls den Einsatz dieser Technik nicht für durchsetzbar halten, uns von der Kohlestrategie in Schleswig- Holstein zu verabschieden.
Das gilt auch für die antragstellende Fraktion, den SSW, der bisher den Bau neuer gro- ßer Kohlekraftwerke in Brunsbüttel unterstützt hat. Alle im hohen Hause vertretenen Parteien sind bisher auf dem Kohletrip bis auf die Grünen und die Linke. Es hilft alles nicht: Kein Wirkungsgrad, kein CCS. Die Kohle muss in der Erde bleiben!
Dem SSW-Antrag stimmen wir zu.
Saubere Kohle, das ist eine dreckige Lüge.

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