Lars Harms zu TOP 9 und 11 - Erster Parlamentarischer Untersuchungsausschuss
Presseinformation Kiel, den 27. Oktober 2009 Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 9, 11 Erster Parlamentarischer Untersuchungsausschuss Drs. 17/11 und 17/13Der SSW hat versprochen, dass es auch in der neuen Wahlperiode einen ParlamentarischenUntersuchungsausschuss zur HSH Nordbank geben wird - und daran halten wir uns auch. Es istein gelungener Start für die Arbeit im PUA, dass auch die beiden Regierungsfraktionen denAntrag mittragen.Allerdings möchte ich trotz des gemeinsamen Antrages deutlich machen, dass wir denEinzelantrag der SPD zu Punkt 6 nicht teilen. Aus Sicht des SSW kann es nicht Aufgabe desUntersuchungsausschusses sein, Kontrollmöglichkeiten zu erarbeiten, um zukünftigeFehlentwicklungen bei der HSH zu vermeiden. Erstens bin ich der Meinung, dass dasAktiengesetz eine Kontrolle der HSH-Nordbank durch den Landtag gar nicht zulässt. Undzweitens haben wir kein Interesse daran, die Landesregierung aus ihrer Verantwortung zuentlassen. Und dies sage ich nicht aus einer Oppositionshaltung heraus, sondern weil dieTrennung von Parlament und Regierung dies voraussetzt. Der Untersuchungsauftrag sollte sichdaher nach Meinung des SSW der Aufklärung und der politischen Bewertung der Erkenntnissewidmen. Die Schlussfolgerungen für die Zukunft der Bank sollten im Diskurs zwischen 2Parlament und Regierung beraten werden. Außerdem haben ja sowohl derBeteiligungsausschuss als auch der Finanzausschuss auch jetzt schon die Möglichkeit, sich mitden aktuellen Erkenntnissen viel schneller auseinander zu setzen. Direkte Kontrolle undEinflussnahme geschehen in einer AG aber durch den Aufsichtsrat. Wer also Einfluss nehmenwill, der muss dies durch einen Vertreter im Aufsichtsrat tun.Die Auseinandersetzung über diese Fragen ist dringend nötig. Permanent reiht sich eineKatastrophe an die nächste und die einzige Reaktion der Landesregierung darauf ist, dass HerrWiegard wegen seiner schlechten Arbeit erst den Aufsichtsrat verlässt und dann alsFinanzminister aus dem Verantwortungsbereich für die HSH gezogen wird. Für den SSW stehtfest, dass wir unseren Finanzminister nicht aus der Verantwortung lassen - auch wenn erformell nicht mehr zuständig ist. Nach wie vor ist Herr Wiegard für die Fehlentwicklungen beider HSH Nordbank in der Vergangenheit mitverantwortlich, da er die politischenFehlentscheidungen der Landesregierung in den letzten viereinhalb Jahren mit gefällt undgetragen hat.Besonders deutlich wird das Versagen der Verantwortlichen in der bisherigen Landesregierungan den letzten Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden Hilmar Kopper. Die Politik hat dieManagergehälter auf 500.000 Euro gedeckelt bis die HSH Nordbank wieder dividendenfähigist. Herr Kopper braucht ja auch nichts zu fürchten, denn unsere Landesregierung hat sich jaaus dem Aufsichtsrat zurück gezogen. Und so haben wir auch kein Mitspracherecht mehr,wenn Herr Kopper beschließt, die politisch Verantwortlichen und auch alle schleswig-holsteinischen Bürgerinnen und Bürger an der Nase herumzuführen.Der Vorschlag, dass die Manager trotz Gehaltsdeckelung Boni-Zahlungen kassieren können, istso unverschämt, dass es einem schon fast die Sprache verschlägt. Der Hochmut derGeldgewaltigen wird kaschiert, indem Herr Kopper ein Vergütungsmodell, das sich amlangfristigen Erfolg der Bank ausrichtet, bewirbt und gleichzeitig die Beschlüsse diesesLandtages völlig ignoriert. 3Der SSW setzt sich dafür ein, dass die Manager auch dann keine Boni bekommen, wenn dieBank wieder dividendenfähig ist. Erst wenn das Geld der schleswig-holsteinischen Steuerzahlerwieder zurückgezahlt wurde und wir als Land kein Risiko mehr tragen, können auch dieManager für ihre Arbeit mehr Gehalt bekommen. Alles andere sorgt für Unverständnis in derBevölkerung und zu einem respektlosen Umgang mit diesem Parlament. Zu diesem Umganghat nicht zuletzt unser Finanzminister Herr Wiegard beigetragen, indem er derSelbsbedienungsmentalität der Groß-Manager dadurch Vorschub geleistet hat, dass er sich ausdem Kontrollgremium Aufsichtsrat verabschiedet hat.Weitere Baustellen sind aber auch die von Herrn Nonnenmacher genehmigten TransaktionenOmega 52 und 55. Obwohl Risikomanagement und Wirtschaftsprüfer die Übernahme derRisiken unter anderem der Lehman Brothers und der Hypo Real Estate kritisierten, hinderte diesdie Bank nicht daran, einer Verlängerung der Geschäfte zuzustimmen. Insgesamt mehr als 500Millionen Euro musste die Bank nun abschreiben. Erneut macht dieser Vorgang deutlich, wieunzureichend Risikomanagement und Kontrollsysteme der Bank seit 2005 waren und wiewenig Einfluss der Finanzminister und der Ministerpräsident auf unsere Landesbank hatten.Schon heute kann Dank des PUAs der politische Weg in die Krise der HSH Nordbanknachgezeichnet werden. Der Drang nach Privatisierung und die Börsenorientierung habenmaßgeblich dazu beigetragen, dass die Probleme der HSH so groß wurden. GesellschaftlicheZiele - wie die Unterstützung der regionalen Wirtschaft - sind weiterhin höchstensNebensache; die Banken wollen so weitermachen wie bisher und Rendite undGewinnmaximierung stehen weiterhin an oberster Stelle. Dann allerdings sollen die Manageraus Sicht des SSW aber auch das Haftungsrisiko dafür tragen und dürfen dies nicht an dieSteuerzahler abschieben! Diese Feststellung kann man heute schon treffen.